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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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vorbei. Der lange, schlanke Mann hatte das Mädchen gefangen und ihr die Hände um den schlanken schönen Hals gelegt. Der Mann und das Mädchen befanden sich immer noch in dem wildwachsenden, endlosen Garten in der Nähe eines steinernen Schuppens, der grünlich weiß war und den der Mond beleuchtete. Das Mädchen wehrte sich, der Mann machte ein lüsternes Gesicht. Der Gesang der Krieger schwoll an zu einem gigantischen Crescendo, abwechselnd stießen Tubas, Trompeten, Fagotts und Klarinetten ein dumpfes Tuten und schrilles Wimmern aus und umrahmten die Stimmen, die immer näher kamen, als dem Mädchen langsam der Spitzenkragen vom Hals gerissen wurde.
    Sie standen jetzt am Fenster, wo de Gier zwei große Papageien sah, einen grauen und einen roten, jeder in einem Käfig für sich.
    «Hör mal», rief Cardozo.
    De Gier ging näher an die Käfige heran. Beide Papageien sprangen auf ihre schmalen Holzschaukeln. Der graue Papagei schien zu singen, aber der andere übergab sich.
    «Er kotzt», rief de Gier.
    «Nein. Er macht nur so ein Geräusch. Onkel Bert hat es mir erzählt. Onkel Bert war vor einigen Tagen krank, seitdem imitiert ihn der rote Papagei. Er macht das sehr gut, finde ich. Hör mal.»
    Aber de Gier war geflohen. Er wollte nicht hören, wie ein Papagei sich übergibt. Er war im Korridor, abseits des Lärms, und wischte sich mit dem Taschentuch über das Gesicht.
    «Ich werde betrunken», dachte de Gier. «Ich will nicht betrunken werden. Von jetzt an muß ich Wasser trinken. Limonade. Cola. Irgendwas.»
    Im Korridor war ein Telefon. Er wählte seine eigene Nummer und stützte sich mit der anderen Hand an die Wand.
    «Hier bei Mijnheer de Gier», kam es aus dem Telefon.
    «Esther?»
    «Rinus.»
    «Ich bin froh, daß du gekommen bist. Ich bin auf einer verrückten Party, werde aber versuchen, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Wie fühlst du dich?»
    «Ausgezeichnet», sagte Esthers tiefe Stimme. «Ich warte auf dich. Olivier hat die ganze Wohnung vollgespuckt. Er muß Geranienblätter gefressen haben, aber ich habe schon alles saubergemacht. Er schlief auf meinem Schoß, als du angerufen hast.»
    «Er frißt immer Geranienblätter. Tut mir leid, daß er diese Schweinerei angerichtet hat.»
    «Macht nichts, Rinus. Dauert’s bei dir noch lange? Bist du betrunken?»
    «Wenn ich noch weitertrinke, bestimmt. Aber das will ich nicht. Ich komme so schnell ich kann. Ich würde nicht hier sein, wenn es nicht dienstlich wäre.»
    «Liebst du mich?»
    «Ja. Ich liebe dich. Ich liebe dich mehr, als ich bis jetzt etwas oder jemand geliebt habe. Ich liebe dich mehr als Olivier. Ich werde dich heiraten, wenn du willst.»
    Er wischte sich immer noch mit dem Taschentuch über das Gesicht.
    «Das sagst du zu allen Mädchen.»
    «Ich habe es im Leben noch nicht gesagt.»
    «Auch das sagst du zu allen Mädchen.»
    «Nein, nein. Ich habe es noch nie gesagt. Ich habe immer gesagt, daß ich nicht heiraten will, schon bevor ich mich mit jemand eingelassen habe. Und ich wollte auch nicht heiraten. Jetzt will ich.»
    «Du bist verrückt.»
    «Ja.»
    «Komm schnell heim.»
    «Ja, Schatz», sagte de Gier und legte auf.
    «Ein dienstliches Gespräch?» fragte Louis Zilver. Er war soeben in den Korridor gekommen. Zilver schüttelte den Kopf in dem vergeblichen Bemühen, den Lärm im Zimmer loszuwerden.
    «Das ist vielleicht eine Party», sagte de Gier. «Die treiben mich da drin zum Wahnsinn. Sind deren Parties immer so?»
    «Das ist seit langem die erste Party außerhalb von Abe Rogges Haus, die ich besuche. Abes Parties waren immer gut organisiert und mit richtiger Musik. Mit einigen Jazzmusikern, die sich der Stimmung des Abends anpaßten, nicht diese Musikkonserven, mit denen die uns berieseln. Und es wurde langsamer getrunken. Hier füllen sie einem das Glas schon, wenn man den letzten Tropfen noch auf den Lippen hat. Ich bin noch nicht länger als eine Stunde hier und schon angeschlagen.»
    «Die da drin machen mir Angst», sagte de Gier. «Ich mußte für eine Minute mal raus und mit einem vernünftigen Menschen sprechen.»
    «Ich bin vernünftig», sagte Zilver. «Sprechen Sie mit mir. Sie sagten, die machen Ihnen Angst. Ängstigen Sie sich wirklich manchmal?»
    «Oft.»
    «Haben Sie vor etwas Bestimmtem Angst?»
    «Blut», sagte de Gier. «Und Ratten. Aber Ratten kann ich jetzt schon eher ertragen. Vor einigen Tagen habe ich abends mal eine gesehen, als wir am Fluß jemand verfolgten, es hat mir nicht viel

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