An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry
beigepflichtet.
„Soll mir auch recht sein!“ war Pat Folkers knirschende Antwort darauf, und gleich danach hatte er sich zwei Gläser Whisky einverleibt. Für wenige Augenblicke schien die Welt wieder rosig auszusehen. Die Ernüchterung aber ließ nicht allzulange auf sich warten .. .
Noch hingen seine Komplicen laut schnarchend in den Sesseln oder hatten sich bequemerweise gleich auf den weichen Teppich ausgestreckt, als Pat Folker bereits wieder auf den Beinen war. Stundenlang war er durch die Räume des Clubhauses gerast. — Sein Hirn suchte nach einem Ausweg, aber er fand keinen geeigneten Plan, der ihm durchführbar erschien. Langsam waren die Minuten dahingeschlichen.
Mehrmals hatte Pat Folker inzwischen wieder zum Glas gegriffen, und mehr und mehr war sein brutaler Charakter durchgebrochen. Als die Abenddämmerung schon einige Stunden ins Land gezogen war, hielt er es in sei= nen vier Wänden bis zu der verabredeten 'Zeit des erneuten Zusammentreffens mit seinen Komplicen nicht mehr aus. Pat Folker brauchte ein Ablaßventil für seine in ihm fressende, fast überschäumende Wut. Wo fand er ein Opfer? —
Da die Clubräume noch geschlossen waren, traf er dort keinen Menschen an. Auch schien ihm dort nicht der richtige Platz zu sein, um sich abzureagieren. Zunächst hatte er an Beatrice Shannon gedacht, doch dann war er wie von einer Tarantel gestochen hochgefahren.
„Bless my soul!“ Den komischen Doktor in der Haifisch-Bay hatte er doch ganz vergessen. —
Über eine Stunde weidete sich die Bestie Pat Folker nun schon an den nutzlosen Versuchen Dr. Steenlunds, dem vor ihm stehenden und stark nach Fusel riechenden Mann seine Gründe für das Betreten der Haifisch-Bay zu erklären. All seine Mühe, Pat Folker für seinen gutdurchdachten Plan zu gewinnen, waren umsonst.
„Nun Schluß mit Ihrem langatmigen Gerede!“ schrie er den Doktor an, und seine rotumrandeten Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. „Ich glaube Ihnen kein Wort von dem, was Sie mir da einzureden versuchen. Soll ich Ihnen sagen, aus welchem Grunde Sie hier in das Hafenviertel gekommen sind, he?“
Dr. Jules Steenlund sah seine letzte Chance schwinden, heil aus diesem schmutzigen Loch herauszukommen. Drei Sekunden lang wurde es fast totenstill in dem Verlies, dann vernahm Dr. Jules Steenlund das boshafte Zischen des Gangsters: „Einzig und allein sind Sie aus dem Grunde hierhergekommen, um die Leute zu finden, die Sie nach Dartmoor gebracht haben. Well, ich will Ihnen sagen, daß Sie Ihr Ziel um ein Haar erreicht hätten. Noch mehr aber sollen Sie wissen. Wir, die wir hier vor Ihnen stehen, gehören zu den Männern, die Sie suchten.“
Kalt und erbarmungslos sprach der Gangster die Worte aus, und Dr. Jules Steenlund fühlte, daß ein kalter Schauer nach dem anderen über seine Haut lief.
Da standen nun die Kerle vor ihm, die sein Leben und seine Existenz ruiniert hatten, und er war zu schwach, sich gegen die Willkür des Unmenschen zu wehren. War das das Ende?
„Ist Ihre Wißbegierde jetzt gestillt, Dokter Steenlund?“ krächzte erneut die hämische Stimme Pat Folkers.
„Wenn Sie noch Wert darauf legen, können Sie von mir die Geschichte, die Ihnen zum Verhängnis wurde, bis in die kleinsten Details erfahren.“
Dr. Jules Steenlund hatte kaum noch auf die Worte des Teufels geachtet. Er ahnte schon lange, warum ihm dieser Satan so offen die Schuld an seiner Verurteilung
preisgab. In den wüsten Gesichtern der Kerle stand nur zu deutlich, welche Absichten sie mit ihm hatten. — Doch Dr. Jules Steenlund war auf einmal nicht mehr gewillt, sich ohne weiteres beiseite schieben zu lassen. Ein plötzlicher Wille zum Leben nahm von seinem Denken und Handeln Besitz. Nicht viel Zeit verschwendete er mit abwägenden Gedanken. Was konnte er auch schon viel abwägen? Sie waren zu dritt und er allein. Nur mit einem für die Burschen überraschenden Trick konnte er es vielleicht noch schaffen, lebend aus dieser Falle herauszukommen. Sofort setzte er seinen Plan in die Tat um. Als Pat Folker erneut zu spöttischen Worten ansetzte, stieß sich Steenlund mit aller Kraft von der Wand ab, an der er bisher zusammengesunken gestanden hatte, und stürzte sich auf den Gangster. Von der Wucht des Anpralles kippte Pat Folker nach hinten. So aus seinem Gleichgewicht gebracht, pendelte er rückwärtsstolpernd wild mit den Armen durch die Luft. Seine Hände bekamen plötzlich ein Bekleidungsstück eines hinter ihm stehenden Komplicen zu
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