An Alle! Gesucht wird Mörder... Kommissar Morry
er schon seit den frühen Morgenstunden umhergelaufen. Er hatte dazu allen Grund, denn der Coup im Versuchsgelände war fehlgeschlagen. Nicht etwa, weil seine Komplicen versagt hätten. Nein! — Ihn traf die alleinige Schuld, daß das Erhoffte nicht eingebracht worden war. Er hatte es nicht geschafft, den Stahlkoloß im Bunker der Erprobungsstelle zu öffnen. Dabei hatte er immer geglaubt, keine Verriegelung würde seinen geschickten Fingern und seinen Erfahrungen auf diesem Gebiete widerstehen können. Der Tresor der Erprobungsstelle hatte ihn zu seinem Leidwesen eines Besseren belehrt. Fast dreißig Minuten war er mit allen Mitteln und Spezialwerkzeugen der Stahlkammer zu Leibe gegangen. Der einzige Erfolg waren mehrere abgebrochene Exemplare seiner Schlüsselkollektion. Anthony Challis hatte ihn, während er sich im Schweiße badete, verlassen, um den Professor noch weitere zehn Minuten aufzuhalten. Dennoch mußte er unverrichteter Dinge schleunigst das Weite suchen, denn die Zeit, die er mit Anthony Challis ausgemacht hatte, war bereits um zwei Minuten ergebnislos überschritten gewesen. Der Upper-Engineer war auch, kaum hatte er die Bunkertür von außen wieder richtig verschließen können, mit dem Professor schon erschienen. Einen Augenblick lang hatte er mit dem Gedanken gespielt, den alten Mann unschädlich zu machen, um mit dem in Professor Rashleighs Besitz befindlichen Schlüssel dennoch zum Erfolge zu kommen. Aber mehrere Techniker, die kurz nach dem Erscheinen des Professors ebenfalls an dem Bunker eintrafen, verhinderten dieses gemeine Vorhaben. Danach wurde es für Pat Folker höchste Zeit, wieder aus der Sperrzone zu kommen. — Bis zur Abgrenzungsmauer am südlichsten Punkt des Versuchsgeländes waren es nur einige hundert Yards. Unbemerkt erreichte er diese Stelle. Zu seinem Glück war Noel auf seinem Posten. Fast zwei Stunden waren vergangen, seitdem Pat Folker hier an dieser Stelle die hohe Mauer überklettert hatte. Trotzdem surrte gleich nach seinem kurzen Pfiff eine Strickleiter über die Umzäunung. Wiederum unbemerkt war er über die Mauer geentert. Am Wagen angekommen, konnte keiner mehr Pat Folker seinen mißlungenen Versuch nachweisen. Was danach geschah, war eine reine Nervensache. Alle Straßen um Cricklewood waren inzwischen von Polizeiflitzern abgeriegelt gewesen. Sämtliche innerhalb des abgeriegelten Gebietes fahrenden Fahrzeuge mußten sich einer strengen Kontrolle unterziehen. Aber was machte es den Hartgesottenen schon aus, sich über ihre Fahrstrecke ausfragen zu lassen. Bluffen war Pat Folkers starke Seite, und als er hinter einem kurz vor ihm gestoppten Fahrzeug seinen Wagen ebenfalls zum Halten brachte, kamen die Worte wie geschmiert über seine Lippen. Nachdem die kontrollierenden Streifen seine Personalien und das Kennzeichen seines Wagens notiert hatten, gab der Streifenführer ihnen den Weg wieder frei. — Mister Pat Folker, englischer Staatsbürger und stadtbekannter Inhaber des Alhambra-Clubs, war über jeden Verdacht, einen Sprengstoffanschlag auf Cricklewood verübt zu haben, erhaben. —
Noch dreimal mußten sie ihre Fahrt unterbrechen. An der letzten Kontrollstelle hatten sich inzwischen über zwanzig Fahrzeuge gestaut. Deshalb kamen sie erst gegen vier Uhr am Alhambra-Club an. Enttäuschte Gesichter gab es, als Pat Folker seinen wartenden Komplicen mitteilte, daß die ganze Arbeit dieser Nacht für die Katz gewesen war. Mehrere Stunden hatte die Clique noch zusammengesessen und beratschlagt, was nach dieser Schlappe zu machen sei. An einen nochmaligen gewaltsamen Versuch, doch noch in den Besitz der Formel zu kommen, war für Monate nicht mehr zu denken. Allerdings zweifelten alle Anwesenden auch daran, daß es Anthony Challis in Kürze gelingen würde, das Gewünschte kopieren zu können. Was war zu tun? —
Mehr und mehr begannen die Gauner den in ihnen brodelnden Groll mit Alkohol zu ertränken. Schon nach einiger Zeit schrie und grölte der Haufen wild durcheinander. Langsam rückte dabei ihr Hauptthema in den Hintergrund, und gegen Ende war nur noch ein wenig ergötzliches Trinkgelage im Gange.
„Leben und leben lassen!“ mit diesem Motto hatte einer der Burschen das Zeichen zum fröhlichen Beisammensein gegeben.
„Morgen ist auch noch ein Tag. Verschieben wir unsere Debatte auf den morgigen Abend. Bis dahin wird bestimmt einem von uns etwas Geniales eingefallen sein“, hatte ein zweiter mit lallender Stimme seinem Vorredner
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