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An den Feuern von Hastur - 9

An den Feuern von Hastur - 9

Titel: An den Feuern von Hastur - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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und
dem M ä dchen st ä rker war als je zuvor.
Wo hast du dich die ganze Zeit versteckt? fragte Ysaye und f ü gte
hinzu: Abgesehen davon, daß du hinter diesem > Schleier von Arilinn < gewesen bist.
Oh, Ysaye, du weißt gar nicht, wie recht du hast, erwiderte das
M ä dchen so m ü de, wie Ysaye es noch nie geh ö rt hatte. Ich hatte
besonderen Unterricht, den nur eine Bewahrerin erh ä lt. Jetzt, nachdem ich es gelernt habe . Kein Mann wird jemals f ä hig sein, mir
meine Jungfr ä ulichkeit mit Gewalt zu nehmen.
Das ist ein Trick, den viele Frauen gut brauchen k ö nnten, bemerkte Ysaye.
Leonie seufzte. So leicht ist es nicht. Und ich bezweifele, ob viele Frauen dies noch wollen, wenn sie w ü ßten, was die Ausbildung erfordert. Aber Bewahrerinnen m ü ssen sich selbst sch ü tzen k ö nnen,
weil es nur wenige von uns gibt.
F ü r mich klingt das wie die alte Sage, daß eine Hexe Jungfrau
sein muß, um zaubern zu k ö nnen.
Ysaye sp ü rte, daß Leonie nickte. Ganz ä hnlich. Es steht eine lange
Tradition dahinter, aber es ist . es ist sehr schwer. Man muß dabei
Energie durch den eigenen K ö rper leiten, und alles muß sich in perfektem Gleichgewicht befinden. Darum sind Bewahrerinnen immer
Jungfrauen. Und darum m ü ssen wir unsere Jungfr ä ulichkeit verteidigen k ö nnen. Ich d ü rfte mich nicht mit dir treffen, bis diese Verteidigung zu einem Reflex geworden ist. Ysaye sah keinen Zusammenhang zwischen Jungfr ä ulichkeit und dem Leiten von Energie durch
den eigenen K ö rper, aber sie sagte nichts dazu. Das h ö rt sich nach
mehr an, als ich gern tun w ü rde.
Ich habe außerdem gelernt, die spezielle Gabe meiner Familie zu
kanalisieren. Die Hasturs sind wie lebende Matrices. Wir k ö nnen
ohne Matrix tun, was die meisten Leute nur mit einer Matrix fertigbringen. Bis letzte Woche wußte ich gar nicht, daß ich die Gabe besitze. Ysaye nahm auch den Hintergrund des Gedankens wahr
und erkannte, daß diese Matrix so etwas wie ein Verst ä rker von
Psi-Kr ä ften war. Wenn Leonie ohne einen solchen arbeiten konnte,
mußte sie in der Tat ü ber große Kr ä fte verf ü gen. Kein Wunder, daß
sie einer so strengen Ausbildung unterzogen wurde!
Leonie machte einen viel ä lteren Eindruck als vor wenigen Wochen, als ob all dieser Unterricht ihre Entwicklung beschleunigt und
ihr die Erfahrung einer viel l ä ngeren Lebenszeit verliehen h ä tte. Ich glaube, du k ö nntest etwas Musik brauchen. Das war alles, was
Ysaye ihr geben konnte, sosehr sie sich w ü nschte, dem M ä dchen
ihr Mitgef ü hl auf bessere Art auszudr ü cken. Man stahl dem armen
Ding doch die Kindheit! Matrices, Energonen — nichts davon hatte
f ü r Ysaye irgendeine Bedeutung
außer der, daß Leonie, je mehr Verantwortung man ihr auferlegte,
einem jungen M ä dchen immer un ä hnlicher wurde. Sie war . wie alt?
F ü nfzehn? Und sie nahm Pflichten auf sich, an denen ein Erwachsener verzagen w ü rde, sie brachte Opfer, die sich ein Erwachsener
ernstlich ü berlegen w ü rde. Das war nicht gerecht.
Ich w ü rde gern Musik h ö ren, stimmte Leonie zu. Hast du immer
noch schlechte Tr ä ume?
Ysaye rief die Musik ab — Ralph Vaughan Williams — und ü berlegte einen Augenblick, bevor sie sie spielen ließ. Sie hatte gedacht,
da sie das Kind verloren hatte, w ü rde sie auch nicht l ä nger von ihm
tr ä umen — aber die Tr ä ume waren noch schlimmer geworden. Ysaye
schlief oft nur ein, um sich in einer undeutlichen, nebelverhangenen Landschaft wiederzufinden. Und das Kind war da. Kein Baby mehr, sondern ein Kleinkind, ein kleines M ä dchen, kaum alt genug, um zu laufen, und es weinte und weinte in der tr ü ben Ferne. Doch wenn Ysaye versuchte, sich ihm zu n ä hern, wich es zur ü ck und geriet außer Sicht. Nur das herzzerreißende Weinen blieb da. Dann wachte
Ysaye auf und weinte selbst, als wolle ihr das Herz brechen. Ja, antwortete sie schließlich. Nur dann nicht, wenn ich den Kortikator trage. Sie zeigte Leonie etwas von den Tr ä umen und setzte
ironisch hinzu: Wahrscheinlich werde ich in einer Reihe von Fremdsprachen sehr gut sein, bevor dies zu Ende ist.
Leonie schwieg eine Weile, und Ysaye sp ü rte, daß sie nachdachte. Schließlich sagte Leonie: Ich kann nur raten, aber diese Tr ä ume
m ü ssen einen Grund haben. Du wolltest dein kleines M ä dchen, du
wolltest es ins Leben bringen, und deshalb ist es immer noch an dich
gebunden.
Mystischer Unsinn? Das glaubte Ysaye nicht. Zu vieles, das als mystischer Unsinn abgetan worden

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