Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
An den Feuern von Hastur - 9

An den Feuern von Hastur - 9

Titel: An den Feuern von Hastur - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
abraten, es zu tun —
und sobald sie die Macht besaß, ihren Willen durchzusetzen, w ü rde
sie die Befolgung ihres Edikts erzwingen.
Die terranische Technologie muß den Terranern ü berlassen bleiben. Sie m ö gen vieles besitzen, was gut ist, aber alles ist f ü r uns zu
gef ä hrlich. Keiner von uns darf daran r ü hren.
Das Leben ging weiter, ob es den Menschen recht war oder nicht.
Ysaye erholte sich von der Operation und st ü rzte sich in die Arbeit.
Sie fand darin wenig Trost, doch immerhin waren tags ü ber ihre Gedanken besch ä ftigt. Nachts, wenn sie nicht schlafen konnte, setzte
sie den Kortikator auf und lernte die Sprachen Darkovers. Sie bekam
Kopfschmerzen davon, doch es bewahrte sie vor dem Gr ü beln. Und
solange sie den Kortikator trug, wurde sie auch nicht von Tr ä umen
gequ ä lt.
Sie ging Elizabeth aus dem Weg. Ihre Freundin strahlte vor Gl ü ck ü ber ihre Schwangerschaft, ihr neues Haus und ihre Arbeit, und
Ysaye ertrug es nicht, das Skelett beim Festmahl zu sein. Sie verlor
an Gewicht. Aurora schimpfte mit ihr und verordnete ihr schließlich
eine spezielle Di ä t. Ihre Bordkameraden starrten neidisch auf ihre
Essentabletts, die mit frischem Obst, den besten Fleischst ü cken und
kalorienreichen, ü ppigen Desserts beladen waren.
Niemand spielte je auf den Schwangerschaftsabbruch an. Man
dr ü ckte nur Mitgef ü hl wegen ihrer Totaloperation aus, meinte dann
aber leichthin: Aber du bist ja nie ein Typ gewesen, der heiraten
und Kinder haben wollte. Eine oder zwei der Frauen sagten sogar, sie beneideten sie darum, daß sie nicht l ä nger der Tyrannei der
Hormone unterworfen sei.
Als diese Bemerkung das erste Mal fiel, war Ysaye sprachlos ü ber
einen so herzlosen Mangel an Takt. Aber dann sagte jemand anders
etwas ä hnliches, das bestenfalls gedankenlos und schlimmstenfalls
grausam gewesen w ä re, wenn die Sprecherin von dem verlorenen
Kind gewußt h ä tte. Anfangs dachte Ysaye, sie mieden alle das Thema ihrer Schwangerschaft und t ä ten so, als habe es sie nie gegeben.
Doch allm ä hlich erkannte sie, daß die Leute einfach nicht wußten,
was ihr widerfahren war. Soweit es die anderen Terraner betraf, hatte
sie einen lebensbedrohenden Allergie-Anfall gehabt, und irgendwie
hatte er Probleme hervorgerufen, die eine Totaloperation erforderten. Falls jemand wußte, wie unwahrscheinlich das war, sprach er
nicht davon. Und die wenigen Leute, die ü ber das Kind Bescheid
wußten, waren entweder eingeborene Darkovaner oder Freundinnen,
die schweigen w ü rden, bis sie selbst davon anfing — oder der medizinische Stab, f ü r den die Sache nur noch ein datengesch ü tzter Bericht
war.
Als Ysaye sich das alles zurechtgelegt hatte, war sie ebenso erleichtert wie ä rgerlich. Auf gewisse Weise f ü hlte sie sich betrogen.
Man m ü ßte ihr zugestehen, zu trauern und ihrer Umgebung zu erkl ä ren, warum sie trauerte. Jetzt w ü rde man ihr Verhalten f ü r nichts
weiter als eine t ö richte weibliche Reaktion auf den Verlust eines Organs halten, ohne das sie sehr gut auskommen konnte. Eine Operation, auch eine große, zog nicht mehr eine lange Zeit
der Erholung wie in fr ü heren Zeiten nach sich. Innerhalb einer Woche war Ysaye wieder auf den Beinen und voll arbeitsf ä hig, und
Schmerzen hatte sie kaum noch. Innerhalb von zwei Wochen erinnerte sie nur noch eine schmale rote Narbe daran, daß ü berhaupt
etwas passiert war.
Auch deswegen f ü hlte sie sich betrogen. Ihr war etwas genommen worden, etwas Lebenswichtiges, und es hatte so gut wie keine
Spur hinterlassen. Es h ä tte Schmerz dasein sollen, als eine Art Buße. Doch immerhin hatte sie ihre Aufgaben, und dabei mußte sie oft
umherlaufen, und es war ihre Pflicht, so schnell wie m ö glich gesund
zu werden. Ebenso wie es die Pflicht des medizinischen Stabes war,
daf ü r zu sorgen, daß sie schnell gesund wurde.
Leonie setzte sich nur einmal mit ihr in Verbindung, um ihr zu
sagen, sie sei m ü de und sie hoffe, Ysaye gehe es gut. Sie sagte, sie sei
mit irgend etwas sehr besch ä ftigt — zuerst hatte Ysaye gedacht, Leonie halte sich von ihr fern, weil sie immer noch b ö se ü ber den Verlust
des Kindes sei. Dann dachte sie, der Vorfall mit dem Computer habe
das M ä dchen zu sehr ver ä ngstigt. Aber als Leonie schließlich eines
Nachts erschien und ihr mitteilte, sie sei bereit, sich von neuem mit
ihr zu unterhalten, zeigte sie keine Spur von Furcht — und wenn es
eine Ver ä nderung gab, dann die, daß das Band zwischen Ysaye

Weitere Kostenlose Bücher