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An den Rändern der Zeit (German Edition)

An den Rändern der Zeit (German Edition)

Titel: An den Rändern der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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abprallen und zu ihr zurückflattern würde, aber nein, durch einen winzigen Spalt in ihrer Blockade ließ sie ihn hinein, denn sie sah darin ein weiteres Lockmittel, um ihren Feind, der in der Leitung saß und sie belauschte, so sicher wie das Amen in der Kirche, dazu zu bringen endlich einzugreifen.
    (Komm schon … komm schon … ich bin verwundbar!)
     
    *
     
    Auch im Amt waren die Computer zum Teil veraltet. Immer noch. Manche Dinge änderten sich eben nie. Eric hatte sich in eine Nische zurückgezogen und arbeitete an dem Uraltrechner, denn für seine Zwecke war es beinahe egal, wo er seine Zufallsscheibe einspeiste.
    Er grinste breit über B.C.s Anstrengungen. Nein, er ließ sich nicht provozieren. Obwohl sie es gar nicht ungeschickt anstellte. Um ein Haar wäre es doch mit ihm durchgegangen; doch ihre kleine Freundin hätte einen Suizidbefehl oder ähnliches wohl augenblicklich eingefroren. Sollten ihre empathischen Fähigkeiten dazu ausreichen, hieß das.
    Das hätte ich B.C. gar nicht zugetraut, dass sie Kontakt zu ihrer Sippe aufnimmt. Sie ist doch die absolute Einzelgängerin.
    Er konnte diese „Cathy“ nicht recht einschätzen und versuchte ein Bild von ihr auf den Monitor zu kriegen.
    Bitte warten … processing … hieß es karg.
    Wenn sie stark genug war, um Ping-Pong zu spielen, dann musste er sich in Acht nehmen; nur sehr wenige Empathen besaßen diese Fähigkeit. Sein Grinsen fror ein, als er sich die Folgen vorstellte; zugleich stellte er fest, dass ihn genau das von seinem wahren Ziel und von seiner Konzentration ablenkte.
    Und nicht nur das. Was ihn außerdem noch sehr störte, war die spürbare Hektik und Nervosität im Amt. Die verschachtelten Nischen und Räume boten nirgends vollkommene Abgeschlossenheit, und alle Amtmänner und Amtfrauen schrien einander an, als seien sie samt und sonders taub. Sich Gehör zu verschaffen, als er um eine dieser Nischen ersuchte, war auch schwer gewesen, fiel ihm ein. Er hatte extrem laut und deutlich sprechen müssen … und das Amtsfräulein, das ihn bang angeschaut hatte, schien ihm die Worte eher von den Lippen abzulesen denn sie zu hören …
    Eric schrak hoch, als ein synthetisches Klingeln triumphierend ankündigte, dass der Rechner in den Datenbanken endlich fündig geworden war.
    Ein Bild von „Cathy“.
    Sekundenlang starrte er es an und schloss dann schaudernd die Augen. Es handelte sich um eine zwei Jahre alte Aktendatei bezüglich des BIZARREN ZIRKUS. Musste ein Unternehmen sein, das in den Vororten herumzog – und dieser Zirkus hatte Casimiria (so schien sie sich meistens zu nennen) als eine seiner Attraktionen im Programm gehabt.
    Himmel! Er zwang sich, wieder hinzuschauen. Ja, ganz zweifellos bizarr. Einer unserer fundamentalen Fehlgriffe … Seinem Sinn für Ästhetik war dieser Anblick absolut zuwider, und er hätte die Falschmeldung am unteren Bildschirmrand gerne geglaubt. Kündigung durch Tod. Aber dem war nicht so – er hörte ja jetzt gerade durch den Kristall, der in sein Ohr eingestöpselt war, das warme Flüstern dieser Missgeburt. HUH! Da war ihm B.C. viel lieber – sie verglich er gerne mit einem Raubvogel, der dunkle Schwingen besaß … oder auch mit einem schwarzen Panther.
    Sie ist uns gut gelungen. Casimiria hingegen hätte von ihrem Leid erlöst werden müssen. Stattdessen ist es ihr offenbar gelungen, aus dem Labor zu fliehen und unterzutauchen!
    Widerstrebend machte er sich klar, dass das absurde Geschöpf zweifellos weniger Schaden angerichtet hatte als die von ihm geliebte B.C.
    Der Computer brachte urplötzlich ein schwaches Phantombild von ihr, von seinem dunklen Raubtier, und er stellte fest, dass sie ihre Sonnenbrille sogar im Innern ihres Schlupfwinkels trug. Die Kraft bewahrend. Bis in die kleinsten Verästelungen hinein bist du klug, B.C. Zu klug.
     
    *
     
    Ich habe ihn nur ein- oder zweimal flüchtig gesehen, damals. Ich glaube nicht, dass er sich an mich erinnert. Casimirias Stimme war nur ein schwaches melodiöses Zittern.
    Sei sicher, dass er dich inzwischen kennt. Bestimmt hat er sämtliche Datenbanken nach dir durchforstet.
    B.C. fragte sich, ob ihre kleine Cathy eine solche Hiobsbotschaft überhaupt verkraften konnte – sie lebte so behütet und abgeschirmt, musste nicht den rauen täglichen Überlebenskampf um Chips bestehen wie sie. Aber Cathys Stärke war von anderer Art, das wusste sie auch. Und dann: Mir sieht niemand so leicht an, woher ich stamme. So lange ich die Brille nicht abnehme.

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