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An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

Titel: An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Beto
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baute sich vor ihm auf. «Bitte, sieh doch ein, dass es kein ‹nächstes Jahr› geben wird. Hast du das vergessen?»
    Kläglich sah er zu ihr auf. Was sollte sie tun, damit er es verstand?
    «Reinmar …», sie streckte sich nach seiner Schulter. So wollte man ein trotziges Kind trösten, und so fühlte sie sich fast: nicht wie eine ebenbürtige Frau, sondern wie eine Mutter, die im Gegensatz zu ihm noch alle Sinne beieinander hatte. «Es tut mir leid, aber …»
    «Ich schaffe es auch ohne sein Geld, wenn es dir unangenehm ist, ihn zu bitten. Ich brauche nur ein bisschen Zeit und Glück.»
    Er war verrückt geworden, da er davon nicht lassen konnte und so tat, als säßen sie beim Tee beisammen. «Mir ist das alles ernst, Liebste.»
    Dich macht die Liebe blind .
    Wie sollte sie ihm das vorwerfen? Sie wusste selbst, dass man davon trunken werden konnte. Sie presste die Fingerspitzen an die Schläfen, schüttelte den Kopf und versuchte sich einzureden, verständig sein zu müssen. Er hatte es schwer gehabt, seit er im verheißenen Land angekommen war. Erst hatte er sie an den Fluss verloren. Dann hatte er geglaubt, sie unversehrt wiedergefunden zu haben. Doch sie war es nicht gewesen; nicht in ihrem Herzen. Und den Traum, ein Gestüt zu besitzen, das unter seiner kundigen Hände Arbeit gedieh, machten ihm Soldaten wieder und wieder zunichte.
    Ich kann nicht klar denken. Sein Starren und die schlechte Luft machen mich selber ganz irr .
    «Wo ist eigentlich David?», fiel ihr siedendheiß ein.
    «Weggelaufen, weil ich ihn geschlagen habe.»
    «Bitte?»
    «Es war ein Versehen!» Er reckte sich, wollte ihre Hände ergreifen. Rasch machte sie drei Schritte zurück. Ihre Kniekehlen stießen an einen der verschandelten Sessel und schoben ihn mit einem hässlichen Geräusch über die Bodenfliesen. «Bleib bei mir, Janna. Warum bist du gekommen, wenn du dich mir entziehst?»
    Zum Donnerwetter, wenn er doch nur damit aufhören würde! War ihm gar nicht peinlich, all das vor Frau Wellhorn und Lucila auszubreiten? Gut, wenn es sein musste … «Weil es richtig ist. Ich werde dich verlassen. Nein, ich habe es ja schon; ich bin nur hergekommen, um dir das noch einmal in aller Deutlichkeit zu sagen, denn ich will nicht vor dir fortlaufen müssen, ohne dass du es begriffen hast. Ich weise dich nicht einfach zurück, Reinmar – ich gebe dich frei.»
    «Das ist doch Wortklauberei.»
    «Nein. Denk darüber nach, dann musst du es verstehen.»
    Seine Faust ging auf die Lehne nieder. «An deiner Verbohrtheit ist nur dieser Kerl schuld. Arturo! Ein Gangster, ein malandro . Ein Herumtreiber. Wie kannst du seinetwegen mich zurückweisen?» Abfällig machte er eine Geste in Richtung der Tür. «Er könnte dir nicht einmal ein Haus bieten, das so ramponiert ist wie dieses!»
    «Er muss mir nichts bieten. Mir hast du so viel geboten, aber du siehst ja, nichts davon ist übrig geblieben.»
    «La Jirara ist noch da.»
    «La Jirara ist tot!»
    In die einsetzende peinliche Stille hinein sagte Frau Wellhorn: «Vielleicht gehen die Spanier ja und lassen uns in Ruhe.»
    «Ja, und dann verdursten wir hier drinnen!», schrie Janna. Ihr Ärger galt Reinmar, den sie anfunkelte, und es tat ihr leid. Sie ging zu der alten Dame, wusste nicht, wie sie Trost schenken konnte, und ließ sich wieder neben Lucila auf dem Boden nieder. Eine raue schwarze Hand stahl sich in ihre.
    Reinmar fuhr mit seiner Herumstiefelei fort. Vier Schritte hin, vier Schritte zurück. «Die haben es nicht eilig.» Mit einem Mal klang er wieder geschäftig, als hätte es seine Gefühlsentgleisungen nicht gegeben. «Sie haben eine spanische Flagge von der Galerie gehängt, oben neben der Treppe. Haben sie von La Fidelidad gerettet; das haben sie erwähnt. Es sind Desperados, Flüchtige, die keine Ahnung haben, wohin es gehen soll. Sie wissen, dass Bolívar sie töten würde.»
    «Hätten wir doch bloß Arturo mitgenommen», entfuhr es Lucila. Jannas Händedruck, dass sie nicht noch Öl ins Feuer gießen solle, kam zu spät. Angewidert starrte Reinmar das Mädchen an, und es duckte sich.
    «Es sind fünf oder sechs», knurrte er und lief weiter. «Vielleicht noch mehr. Mit so vielen würde kein Mann fertig.»
    Janna fragte sich, ob sie sich die Hoffnung gestatten durfte, dass Doctor Cañellas Arturo gesagt hatte, wohin sie gefahren war. Und dass Arturo sich auf den Weg machte … Doch selbst wenn, er war noch nicht der alte und darüber hinaus von seiner Arbeit am Hafen

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