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An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

Titel: An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Beto
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Bein über das andere geschlagen und drehte in seinen feingliedrigen Händen eines der Gläser, in dem eine kleine zitronengelbe Schlange schwamm. Er starrte ins Leere. Als hätte er vor all der Arbeit kapituliert. Für ihn, der Reinmar eine Zeitlang näher gestanden hatte, musste die ganze Angelegenheit sehr verdrießlich sein.
    «Doctor, ich weiß, es ist eine Zumutung, Sie um einen weiteren Gefallen zu bitten …»
    Er straffte sich und stellte das Glas zurück. «Immer heraus mit der Sprache.»
    Sie zeigte ihm den Anhänger. «Könnten Sie dieses Gold auf der Bank zu Geld machen? Ich habe die Befürchtung, dass man versuchen würde, eine alleinstehende catira übers Ohr zu hauen.»
    «Das ist ein ganz vernünftiger Vorschlag. Ich werde mich nachher darum kümmern.»
    «Vielen Dank.» Sie reichte ihm das Schmuckstück. Es schmerzte sie, dass nach der Goldkette nun auch dieser kleine Teil davon den Weg des Nimmerwiedersehens gehen würde. Aber damit konnte sie Frau Wellhorn eine Schiffspassage nach Hamburg bezahlen. Zwar würde sich das mit Hilfe des Vaters auch ohne Kosten regeln lassen, doch dann würde es viele Wochen dauern, bis die Anstandsdame aufbrechen konnte. «Und ich muss mich für heute entschuldigen.»
    «Wie Sie wünschen.»
    Sie ging hinauf in ihr Zimmer, um sich die Stiefeletten anzuziehen und den Strohhut zu holen, den ihr eine zahnkranke Frau geschenkt hatte. Arturo war nicht da – ihn drängte es hinaus; wahrscheinlich hatte er schon jede Straße und Gasse Angosturas dreimal abgelaufen. Gestern hatte er am Hafen gearbeitet und war mit einer sauberen Seemannshose zurückgekommen. Der karge Lohn, so hatte er gemeint, würde bald auch für ein Hemd reichen. Nachts schlief er wie ein Stein – all das erschöpfte ihn noch sehr.
    Sie sehnte sich, ihm von ihrem Vorhaben zu erzählen. Aber genau das durfte sie nicht. Er würde mitkommen wollen, und dann? Dann würde dieser Besuch in einer Katastrophe enden.
    ***
    Die Mietkutsche rumpelte über den unbefestigten Weg entlang des geschwollenen Flusses. Es war eine Schlammpiste, und Janna und Lucila wurden kräftig durchgeschüttelt. Ein in einen Poncho gehülltes Männlein, das ein Maultier antrieb, schob seinen ausgefransten Sombrero in den Nacken und fragte sich zweifellos, ob eine solche Fahrt nicht zu gewagt war. Janna fragte sich das auch. Doch nicht das Wasser hielt die Kutsche letztlich auf, sondern ein angeschwemmter Baumstamm. Nun, bis La Jirara war es nicht mehr weit. Sie und Lucila marschierten unverdrossen zu Fuß weiter, und bald waren ihre Kleider bis zu den Knien mit trübem Wasser vollgesogen; es lohnte die Mühe nicht, den Stoff zu raffen. Die Sonne indes brannte heiß. Janna war froh um ihren Strohhut. Das rostfarbene, schlicht geschnittene und an den Ellbogen geflickte Kleid hatte sie auf dem Markt für einen winzigen Betrag erstanden. Es fehlte nur noch die Kiepe auf dem Rücken, um sie in eine venezolanische Bäuerin zu verwandeln. Eine Schlange glitt vor ihr durchs Wasser, und nur ein paar Schritte landeinwärts tänzelte ein schwarzer Geier mit rotfarbenem Kopf, als habe er ihn in Blut getaucht, vor einem frischgeschlüpften Krokodil. Das kleine Biest wusste sich zu wehren; es hob sich auf die Hinterbeine und riss das Maul weit auf. Lucila bückte sich nach einer schwarzen Feder und steckte sie sich ins Haar. Hatte dies etwas mit Maria Lionza zu tun? Janna beschloss, nicht zu fragen.
    Rasch buk die Sonne die nasse Erde zu harten Schollen. So manche Pfütze, die in der Ferne glänzte, erwies sich beim Näherkommen als Illusion. Nach einem Marsch von einer geschätzten Stunde hatten sie die Umfassungsmauer von La Jirara erreicht. Das Tor stand weit offen. Janna blieb stehen und lauschte. Die Hazienda lag in vollkommener Stille. Der Hof sah nicht anders aus als vor einigen Tagen, als sie, ebenfalls mit Lucila an der Seite, hierhergeflüchtet war, nur dass die Schuttberge verrutscht waren, als habe sich der Wind entschlossen, sie abzutragen, da es sonst niemand tat.
    Die Stille machte Angst. Sie war anders als sonst, mit Händen zu greifen, wie eine Vorwegnahme von Gefahr. Woran lag das? Am einzigen Geräusch, dem unruhigen Schnauben der Criollos im Stall? Janna ergriff Lucilas Hand. Gemeinsam stiegen sie die Stufen der Veranda hoch, und Janna umschloss den Messingschlegel, doch ohne ihn gegen die Tür zu schlagen. Aus dem Haus drangen Schritte. Aber sie klangen nicht vertraut. Eine Bewegung an einem der Fenster ließ ihren Kopf

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