An einem Tag im Januar
Wahnsinns getrieben und fast zwanzigtausend Dollar gekostet hatte. »Reicht dir klein und billig?«
Sie lachte. »Voll und ganz.«
»Wunderbar. Und wo sollen wir feiern?«
Ihm schwebte ein unspektakuläres kleines Standesamt vor, ein biederer Standesbeamter.
»Tahoe«, sagte Allie wie aus der Pistole geschossen.
So viel zum Thema billig. Aber er sagte trotzdem: »Gut.«
Allison liebte den Lake Tahoe, ihre alte Wohnung hatte vollgehangen mit Lake-Tahoe-Bildern. Sie hatte nach ihrer Scheidung dort Ferien gemacht, nur sie allein, und war begeistert gewesen von den Bergen und dem vielen Wasser. Sie habe ernsthaft daran gedacht, alle Zelte hinter sich abzubrechen, hatte sie ihm erzählt, und nach Sacramento oder sogar Reno zu ziehen.
Mark war nie auch nur in Kalifornien gewesen, geschweige denn in Nevada. Aber die Vorstellung, dort zu heiraten, gefiel ihm. Es klang vielversprechend. Kaum jemand, den er kannte, außer seinem Vater und Lewis und vielleicht noch einem Onkel in Portland, würde die weite Fahrt auf sich nehmen.
»Blauer Himmel und Wasser«, sagte sie. »Wir könnten ein Häuschen mieten und noch die Flitterwochen dranhängen.«
»Oder wir ziehen gleich ganz hin«, meinte er.
Sie sog überrascht die Luft ein. Er war nicht weniger überrascht als sie, aber er machte keinen Rückzieher.
»Wieso nicht?«, sagte er. »Uns steht schließlich die Welt offen. Oder?«
»Weit offen.«
»Ja. Ich meine, was hält uns hier in Columbus? Meine Arbeit kann ich überall machen.«
»Warte«, sagte sie. »Colorado.«
»Ist dir das lieber?«
»Ich mag Denver«, sagte sie. »Eine Großstadt. Ein größerer Kundenkreis für dich. Und ich liebe die Berge.«
»Vancouver«, sagte er. »Beantragen wir die kanadische Staatsbürgerschaft. Weg von diesen ganzen Betschwestern hier.«
»Neuseeland«, sagte sie. »Schwerer reinzukommen, aber die brauchen vielleicht noch Computerspezialisten.«
»Dann ist das geklärt«, sagte er. »Neuseeland.«
Sie schmiegte sich enger an ihn, holte sich das Glas von ihm zurück und trank es leer.
»Okay«, sagte sie. »Jetzt kommt der Knaller. Ich weiß nicht mal selbst …«
Er lächelte. »Frag, was du willst.«
»Du sollst nur gleich wissen, dass ich selbst nicht weiß, wozu ich tendiere. Das heißt, es gibt kein Richtig oder Falsch.«
»Gut«, sagte er verwundert.
Aber dann, in der Pause, die folgte, begriff er.
»Kinder«, sagte Allison.
Er hatte auch schon darüber nachgedacht. Natürlich hatte er darüber nachgedacht, wohl tausend Mal, seit Brendan gestorben war, aber besonders während der letzten Monate.
Einmal hatten sie es sogar angesprochen. Allie hatte die Pille abgesetzt gehabt, als sie sich kennenlernten, sie aber wieder zu nehmen begonnen, als klar war, dass sie zusammenbleiben wollten. Mark hatte ihr damals gesagt, dass er nicht wusste, ob er je wieder an Kinder denken konnte. Für mich ist das keine Priorität, hatte Allie geantwortet. Ich meine, wer weiß?
Was ja nun nicht unbedingt hieß, dass sie auf keinen Fall Kinder wollte. Er wünschte, in ihrem Glas wäre noch Wein.
»Was meinst du denn?«, fragte er. Feigling, der er war.
»Vielleicht schon«, sagte sie schließlich. »Nicht sofort natürlich. Ich habe immer gedacht, wenn, dann irgendwann später.« Sie hob seine Hand hoch und küsste seine Daumenkuppe. »Aber andererseits – ich bin vierunddreißig.«
»Quasi eine alte Frau.«
Sie zog die Knie näher an den Körper. »Ich meine, könntest du … würdest du noch eins wollen?«
Sie verstand sein Zögern falsch und schnitt ein Gesicht. » Noch eins – Gott, Mark, ich weiß, das klingt …«
Wie oft hatte ihn diese Frage nicht schon auf die Palme gebracht. Aber nicht aus Allisons Mund – nicht jetzt. »Denk dir nichts«, sagte er. »Um ganz ehrlich zu sein, ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
»Bill wollte Kinder«, sagte sie. »Ich habe ihn immer vertröstet.«
Das wusste Mark. Allie versäumte keine Gelegenheit, ihm zu erzählen, was für eine Katastrophe ihre Ehe mit Bill gewesen war. Er fragte sich jedes Mal, ob sie von ihm erwartete, dass er im Gegenzug Chloe schlechtmachte. Manchmal tat er es – Chloe hatte ihn schließlich verlassen, es gab genug, worüber er sich beschweren konnte –, aber meistens nicht. Er brachte es nicht über sich.
Sie sagte: »Aber jetzt – ich weiß nicht. In den letzten Monaten …« Sie richtete sich ein bisschen auf. »Plötzlich kann ich es mir vorstellen. Mich mit einem Kind.« Sie ließ eine Pause,
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