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An einem Tag im Januar

An einem Tag im Januar

Titel: An einem Tag im Januar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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war immer noch tot, immer noch weg.

II
Der kleine Junge,
der hier mal gewohnt hat

FÜNF
    Die Woche, die folgte, brachten Mark und Allie damit zu, Hochzeitspläne zu schmieden. Sie riefen Freunde und Verwandte an – hauptsächlich Allies – und verkündeten die frohe Botschaft. Sie legten erste Einzelheiten fest: Die Trauung sollte Ende nächsten Sommers stattfinden, am 5. September. Sie hatten für die Feier ein kleines Landgasthaus am Westufer des Lake Tahoe ausgesucht, mit Blick aufs Wasser; sie hatten Glück gehabt, dass noch etwas frei gewesen war, selbst so weit im Voraus. Die Gästeliste würde klein bleiben. Marks Trauzeuge würde Lewis sein, Allies Trauzeugin ihre Schwester Darlene.
    Samstagabend stand dann auch endlich der Plan für ein Treffen zwischen Marks Vater und Allies Familie. Gleich am Sonntagnachmittag fuhr Sam nach Columbus, und beim Abendessen stießen beide Familien im Stadthaus auf das Glück von Mark und Allison an. Mark bewunderte wieder einmal die Gewandtheit seines Vaters: Sam war charmant zu Allies Mutter und Schwester und schaffte es, sich mit Allies Vater nicht über Politik zu streiten. Stattdessen erzählte er launige Geschichten über die Goldbarone in Colorado, die in Wahrheit Gleichnisse auf die Bush-Regierung waren, aber das merkte nur Mark. Er selbst wurde über weite Teile des Abends von Darlenes rastagelocktem Freund Tim beschlagnahmt, der geschäftliche Ratschläge von ihm wollte – Tim und Darlene dachten daran, sich Hühner anzuschaffen und Bio-Eier zu verkaufen. Nach dem Essen half Sam Allison beim Abwasch. Mark hörte sie in der Küche lachen: Allie, die Sam schalt, weil er Helen nicht mitgebracht hatte, Sam, der verlegen protestierte.
    Es wurde Montag, ehe Mark noch einmal die Nachricht abhörte, die die fremde Frau, Connie Pelham, auf seiner Mailbox hinterlassen hatte. Er stapfte über das Gelände der Ohio State University, während er sie sich vorspielte – sein Vater aß mit einem alten Kollegen zu Mittag, so dass Mark eine Stunde Leerlauf hatte. Wieder lauschte er ihrer unsicheren, bekümmerten Stimme, ihrem Kind, das im Hintergrund etwas sagte.
    Er war mittlerweile der Überzeugung, dass Connie Pelham glaubte, er schulde ihr Geld. Er hatte mehrmals seine Unterlagen durchgeschaut, ohne etwas zu finden – aber Fehler konnten immer vorkommen. Zwei Jahre nach Brendans Tod war ein Freund von Mark nach nur wenigen Monaten mit seinem frisch aufgezogenen Webdesign-Unternehmen bankrottgegangen. Mark hatte mit ihm zusammengearbeitet, und sein Name war auf Formularen erschienen, auf denen er nie hätte auftauchen dürfen; zuletzt hatte er sogar einen Anwalt einschalten müssen. Vielleicht hatte Connie etwas mit dem damaligen Schlamassel zu tun.
    Egal. Er hatte sich nichts vorzuwerfen. Es gab keinen Grund für ihn, hinter ihr herzutelefonieren. Er löschte die Nachricht und ihre Nummer.
    Außerdem stand ihm ein sehr viel heiklerer Anruf bevor.
    Mark setzte sich auf eine Bank am Mirror Lake und wählte Chloes Nummer. Sie würde nicht abnehmen; sie unterrichtete gerade ihre Zweitklässler. Aber selbst auf ihr Band zu sprechen fiel ihm schwer. Er entschuldigte sich, dass er so lange auf Tauchstation gewesen war – und bereute es auf der Stelle. Chloe hasste solche Ausdrücke: auf Tauchstation . Er hoffe, dass es ihr gut ging, sagte er. Er hoffe, dass sie bald mal wieder zusammen essen gehen und ein bisschen reden könnten. Morgen in einer Woche hätten sie ja wieder den 18. Dezember, Brendans Geburtstag (und hier geriet Mark ins Stocken, wie jedes Mal, dabei trafen sie sich an dem Tag fast immer); er hoffe sehr, dass sie es irgendwann um den Dreh einmal schaffen würden. Wenn sie Lust dazu hatte.
    Hinterher saß er da und sah auf das Wasser des Sees, auf den Halbmond aus Eis, der es verdeckte. Als Studenten waren Chloe und er hier oft spazieren gegangen, Händchen haltend, sich küssend, wenn niemand in der Nähe war. Wahrscheinlich hatten sie auf genau dieser Bank gesessen und einander mit Versprechen überhäuft.
    Ich will dich niemals verlassen. Ich werde dich immer lieben. Natürlich will ich Kinder mit dir.
    Hatte er diesen Fleck gewählt, um sich zu quälen? Er war imstande dazu.
    Es dauerte zwei Tage, aber dann hinterließ ihm Chloe ihrerseits eine Nachricht. Gut, sagte sie, treffen wir uns zum Essen. Ich hab Zeit – ich hab an dem Tag Zeit. Dienstag. Sie klang bedrückt, ihre Stimme dünn und ein bisschen heiser. Ich muss los.
    Sie ließ eine lange Pause, und sein

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