An einem Tag wie diesem
erloschen, und einer der Männer sagte, alle Mann zum Feuerlöschen, und öffnete seinen Hosenschlitz. Die beiden anderen taten es ihm gleich, und die drei stellten sich um die Feuerstelle herum. Die Frauen traten ein paar Schritte beiseite. Die Glut zischte, und es verbreitete sich der Geruch von Urin. Die Bäckerstochter sagte, sie seien Schweine, die andere Frau lachte, auch Delphine. Sie schaute Andreas an mit einem triumphierenden Blick.
Im Wald war es finster. Der Nachtportier hatte eine Taschenlampe dabei und ging voraus. Delphine nahm Andreas’ Hand. Als sie bei den Autos angelangt waren, sagte eine der Frauen, sie würden tanzen gehen in eine Discothek im Nachbarort. Sie fragte, ob Delphine und Andreas mitkämen. Andreas sagte, er sei müde.
»Ich muss den alten Mann ins Bett bringen«, sagte Delphine, und die anderen lachten. Vermutlich fanden sie Andreas genauso langweilig wie er sie.
»Der Nachtportier hat dich dauernd angestarrt«, sagte Andreas, als er neben Delphine im Bett lag.
»Findest du?«
»Ich habe mich gefragt, ob ich auch so war in ihrem Alter.«
»Fängst du wieder damit an.«
Andreas sagte, er frage sich ja nur, was sie daran finde, mit ihm zusammen zu sein.
»Wenn du es nicht verstehst, dann verstehst du es eben nicht.«
In den nächsten Tagen machten sie ein paar Ausflüge. Einmal fuhren sie an den Weiher, an dem Andreas Fabienne geküsst hatte. Es sah alles noch so aus wie damals, nur im Gras lagen Zigarettenstummel und leere Plastikflaschen. Außer ihnen war niemand da. Sie schwammen ein wenig und legten sich, ohne sich abzutrocknen, in die Sonne. Sie gingen um den Weiher herum und dann etwas in den Wald hinein, bis sie zu einer kleinen Mulde kamen.
»Wie ein Bett«, sagte Andreas.
Sie zogen sich aus und liebten sich auf dem trockenen Laub. Andreas schloss die Augen und versuchte sich vorzustellen, er schlafe mit Fabienne, aber es gelang ihm nicht. Der Boden war hart, und Delphine sagte, etwas drücke in ihr Kreuz, jetzt könne er mal unten liegen. Dann badeten sie noch einmal. Als die Sonne hinter den Bäumen verschwand, packten sie ihre Sachen zusammen und fuhren zurück ins Dorf.
Am Nationalfeiertag stiegen sie auf den Hügel und schauten sich das Feuer an. Die Einwohner des Dorfes standen in einem weiten Kreis um den Holzstoß herum. Die Kinder brannten ein Feuerwerk ab. Ihre Gesichter leuchteten im Licht der Flammen. Nach einer Weile zog Andreas Delphine aus dem Kreis, und sie spazierten die Anhöhe entlang. Unten im Tal und an den Hügeln sahen sie die Feuer der anderen Dörfer
und manchmal die Explosionen von Feuerwerkskörpern, die winzig aussahen aus der Distanz. Der Mond war voll, und die Landschaft war klar zu sehen, das Dorf, die Straße, die Autos und einmal ein kurzer Zug, der auf das Dorf zufuhr und zwischen den Häusern verschwand.
»Es sieht aus wie eine Spielzeuglandschaft«, sagte Delphine. »Kleine Menschen, die in kleinen Autos fahren. Kleine Häuser, eine kleine Kirche, alles ist da.«
Andreas sagte, er frage sich manchmal, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn er das Dorf nie verlassen hätte.
»Dann wäre ich nicht hier«, sagte Delphine. »Dann hättest du mich nie kennengelernt.«
Vielleicht wäre ich nicht krank geworden, dachte Andreas, nicht so plötzlich. Er wäre langsam älter geworden, hätte sich verliebt, geheiratet, Kinder bekommen. Er ging mit der ganzen Familie zur Nationalfeier, langsam stiegen sie den Hügel hinauf, grüßten links und rechts. Dann brannten die Kinder das Feuerwerk ab, das sie mitgebracht hatten. Andreas sagte, sie sollten vorsichtig sein. Er stand mit seiner Frau bei den Erwachsenen, und sie schauten den Kindern zu, die jetzt um das Feuer herumrannten und Äste hineinwarfen, die sie aus dem nahen Wald geholt hatten. Im Rücken spürte er die Kühle der Nacht, im Gesicht die Hitze des Feuers. Irgendwann gingen sie heim. Im Haus war es drückend warm, und das elektrische Licht blendete ihn. Er setzte sich auf die Treppe im Flur und zog die Schuhe aus. Dann lag er im Bett neben seiner Frau. Die Fensterläden waren geschlossen, aber das
Fenster stand offen. Er lag wach und lauschte in die Nacht hinaus. Aus den Nachbargärten war Gelächter zu hören und Gläserklirren, von weiter entfernt manchmal der Lärm von Knallkörpern und kurz darauf das Bellen eines Hundes, der sich nicht beruhigen konnte.
»Lass uns gehen«, sagte Delphine, »mir ist kalt.«
Am Tag darauf gingen sie noch einmal baden. Dann wurde das
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