An einem Tag wie diesem
mit ihm da«, sagte Andreas.
Im Elternschlafzimmer lag eine dünne Schaumstoffmatte auf dem Boden. Fabienne sagte, sie mache Gymnastik. Sie bückte sich unvermittelt und machte einen Kopfstand, blieb einen Moment lang auf dem Kopf stehen und sprang zurück auf die Beine. Das Blut war ihr in den Kopf geschossen.
Vom Wohnzimmer führte eine gläserne Schiebetür hinaus auf die Terrasse. Draußen standen ein weißer Plastiktisch und Plastikstühle im Schatten eines Sonnenschirms. Der Tisch war gedeckt. Fabienne sagte, sie habe einen Kuchen gebacken und Eistee gemacht. Der Kuchen sei noch ein wenig warm. Andreas sagte, das wäre nicht nötig gewesen. Sie sagte, er solle schon hinausgehen, sie komme gleich.
Er setzte sich auf die Terrasse. Der Verkehr von der Umgehungsstraße war nur schwach zu hören, aber auf einem der Nachbargrundstücke mähte jemand den Rasen. Der frische Geruch von geschnittenem Gras wehte herüber. Fabienne kam mit einem Tablett heraus, auf dem ein Apfelkuchen war und ein großer Glaskrug mit Eistee, in dem Pfefferminzblätter und Eiswürfel schwammen. Es war wie ein Bild aus einem Einrichtungsmagazin. Sie goss zwei Gläser voll und
setzte sich Andreas gegenüber. Einen Moment lang sahen sie sich schweigend an. Fabienne lächelte, dann schaute sie in den Garten, wo ein Rasensprenger einen Wasserfächer hin und her bewegte.
»Schön, dass du hier bist«, sagte sie. »Wie gefällt dir mein Garten?«
Sie stand auf, und Andreas folgte ihr über die Wiese zu einem Blumenbeet, wo sie ihm ein paar spezielle Blumen zeigte, die sie kürzlich gepflanzt hatte. Etwas weiter hinten hatte sie zwei kleine Gemüsebeete angelegt. Sie sagte, der Garten sei ihr Reich. Manuel interessiere sich nicht dafür. Leider sei das Grundstück zu klein für all die Ideen, die sie habe. Sie schlenderten zurück zur Terrasse und setzten sich an den Tisch, und Fabienne fragte, was Andreas gemacht habe all die Zeit.
»Was soll ich dir erzählen?«, sagte er. »Hätten wir uns vor einer Woche zuletzt gesehen ... Aber nach so vielen Jahren.«
Er sagte, er habe gearbeitet, gegessen, geschlafen, sei ins Kino gegangen. Er zuckte mit den Schultern. Nichts Besonderes.
»Ich stehe früh auf, mache Kaffee, gehe zur Arbeit. Ich führe ein regelmäßiges Leben. Ich bin zufrieden.«
Fabienne fragte, ob er verheiratet sei, ob er Familie habe, eine Freundin. Er hob die Hände und zeigte ihr seine nackten Finger. Er sagte, er sei mit einer Frau hier, die er vor kurzem kennengelernt habe, einer Praktikantin an seiner Schule. Aber das sei nichts Ernsthaftes. Sie sei viel zu jung für ihn. In Paris habe er eine Geliebte, Sylvie, sie sei verheiratet und habe drei Kinder. Fabienne schwieg. Vielleicht bereute sie ihre Frage.
Sie schaute hinaus in den Garten und lächelte wieder, als habe sie ihm nicht zugehört. Andreas sagte, das sei das Schöne in ihrem Alter, dass man diese Dinge etwas entspannter sehe als mit zwanzig. Fabienne ging nicht darauf ein und fing an, Geschichten aus dem Dorf zu erzählen von Leuten, die Andreas einmal gekannt hatte. Es war ihm, als rede sie nur, um nicht zu schweigen. Sie fragte, ob er sich an Beatrice erinnere, die Schwester von Manuel. »Sie hat sich scheiden lassen. Sie hat drei Kinder.«
»Die war doch so gläubig.«
»Das hat sich etwas gelegt«, sagte Fabienne.
Andreas sagte, er sei eine Zeit lang mit Beatrice gegangen. Aber sie sei so verklemmt gewesen, dass er sich bald wieder von ihr getrennt habe.
Fabienne sagte, Beatrice habe eines Tages erklärt, sie liebe ihren Mann nicht mehr. Und sie wolle nicht den Rest ihres Lebens mit jemandem verbringen, der ihr nichts bedeute. Andreas sagte, das sei mutig. Das hätte er ihr nicht zugetraut.
»Alle haben gedacht, es sei wegen einem anderen Mann. Aber sie lebt allein. Es scheint ihr gut zu gehen.«
Ihr Schwager komme oft zu Besuch und wolle darüber reden mit ihr, aber sie wisse nicht, was sie ihm sagen solle. Niemand verstehe es.
»Ich glaube nicht an die ewige Liebe«, sagte Andreas.
Fabienne schwieg eine Weile. Sie schien nachzudenken. Dann sagte sie, auch sie und Manuel hätten Krisen gehabt. Zwanzig Jahre seien eine lange Zeit. Aber irgendwie seien sie immer wieder zusammengekommen. Andreas konnte sich nicht vorstellen, dass Fabienne
eine Ehekrise hatte, dass sie laut wurde und sich stritt mit jemandem. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie deprimiert war, traurig oder aggressiv.
»Eine Zeit lang ging es mir sehr schlecht«, sagte sie. »Das
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