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An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Griffin
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hatte versucht, nicht mehr zu rauchen. Dummerweise hatte sie Joe angelogen und gesagt, sie sei Nichtraucherin, und nun hatte sie das Gefühl, sich auch daran halten zu müssen.
    »Nach allem, was passiert ist, hätte ich erwartet, dass du total fertig bist. Apropos total fertig, wie geht’s eigentlich deinem Mann?«
    »Keine Ahnung, Lauren. Wir haben uns seit Wochen nicht gesehen.«
    »Das überrascht mich nicht. Ich habe von Gregs kleinen Eskapaden gelesen. Das hat mir gerade noch gefehlt, nach dem Skandal bei The Station und dem Desaster bei eurer Hochzeit. Was kommt als Nächstes? Ein bisschen Kinderbegrapschen?« Lauren nahm sich eine Garnele und brach die Schale auf. »Angeblich soll er einen Werbevertrag bei Venom unterschrieben haben. Wenn es stimmt, ist das ein Vertragsbruch.« Sie saugte das Fleisch aus der Schale. »Und das wäre nicht witzig.«
    Saffy war nicht hier, um über Greg zu sprechen. »Kannst du Damo fragen, ob er meinem Kunden ein Autogramm gibt?«
    »Klar. Unter der Bedingung, dass du darüber nachdenkst, mit Greg zusammenzubleiben. Er ist erst nach eurer Trennung so abgedreht. Ich kann mir tausend gute Gründe vorstellen, warum du deine Meinung geändert hast, aber ändere sie doch bitte einfach wieder zurück. Damit wäre uns allen geholfen.«
    Jill konnte nicht schlafen. Diesmal war jedoch nicht die Übelkeit durch die Chemo daran schuld, deretwegen sie fast jede Nacht würgend und zitternd über der Toilette hing. Es lag auch nicht an der Angst vor dem Tod, die sie nachts oft weckte, so real und furchterregend, als stünde plötzlich ein Fremder im Zimmer. Es war die Angst vor dem Chaos, das sie nach ihrem Tod hinterlassen würde. Sadbh tat so viel für sie. Da konnte Jill es ihr wenigstens möglichst einfach machen, falls das Schlimmste geschah.
    Sie hatte gehört, wie Sadbh nach Hause gekommen war, kurz geduscht hatte und dann zur Arbeit gefahren war. Jill nahm an, dass sie mehrmals pro Woche bei Greg übernachtete und morgens um sechs ins Haus schlich, um sich fürs Büro umzuziehen.
    Sie wusste nicht genau, was sie davon halten sollte, dass die beiden wieder zusammen waren. Auf der einen Seite war es unverzeihlich, was Greg getan hatte, und dann war ja auch noch lang und breit in der Presse darüber berichtet worden. Auf der anderen Seite hatte Sadbh selbst gesagt, dass man nicht alles glauben dufte, was in der Zeitung stand. Sie schien ihm verziehen zu haben, und darum ging es doch eigentlich in einer Ehe. Um die Garantie, dass man zusammenblieb, egal, was passierte. Das Versprechen, das Rob Reilly, nachdem er Jill seine Liebe geschworen hatte, dann doch zu seiner Frau zurückgetrieben hatte.
    Wenn Sadbh wieder zu Greg in die gemeinsame Wohnung zog, würde Jill schon irgendwie zurechtkommen. Sie konnte sich eine Pflegerin ins Haus holen oder in ein Pflegeheim ziehen. Aber sie würde ihre Tochter vermissen. Sie hatte in den letzten Wochen mehr von ihr gehabt als in den letzten zehn Jahren. Sie um sich zu haben, war der Silberstreif am schwarzen Krebshorizont. Das wollte sie so lange wie möglich genießen. Daher hatte sie erst einmal so getan, als hätte sie nicht mitbekommen, dass ihre Tochter ab und zu nicht zu Hause schlief. Sie hatte beschlossen, es einfach zu ignorieren. Aber es gab auch Dinge, die sie nicht ignorieren konnte. Die sie in Ordnung bringen musste, bevor es zu spät war.
    Sadbh hatte das Frühstückstablett mit Frischhaltefolie abgedeckt, aber Kevin Costner hatte sich durchgekaut, die Butter vom Croissant geleckt und ein langes schwarzes Haar wie ein Autogramm in der Tasse hinterlassen. Jill hatte sowieso keinen Hunger. Sie zog sich einen Bademantel über und setzte sich eine Weile auf die Treppe. Sie wartete darauf, sich wieder wie ein Mensch zu fühlen. Als das nicht geschah, ging sie in die Küche und kochte sich eine Kanne starken Kaffee. Eigentlich war Kaffee verboten, aber sie zwang sich, zwei Tassen davon zu trinken, schwarz. Nach etwa zwanzig Minuten gab sie alles wieder von sich, aber wenigstens ein Teil des Koffeins hatte es in ihren Kreislauf geschafft, und sie fühlte sich endlich wach. Sie holte eine Rolle Mülltüten und ging wieder hoch ins Schlafzimmer. Sie hatte sich für jedes einzelne Teil hier entschieden, weil es hübsch, schlicht oder luxuriös war. Die Leinenbettwäsche, der antike Kronleuchter, der handgewebte Seidenteppich. Len hatte dieses Zimmer als ihren Tempel bezeichnet, aber Len hatte sie auch für eine Göttin gehalten. Wenn er sie

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