Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Analog 01

Analog 01

Titel: Analog 01
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
Vom Netzwerk:
Colin.“
    „Wie geht es dir?“ brach es aus ihm hervor.
    „Ich lebe noch“, antwortete sie. „Ich glaube, ich habe mich nicht ernsthaft verletzt. Wir haben der geringen Schwerkraft nun einiges zu verdanken … Du? Luis?“ Aus ihrer Nase tropfte Blut, und ein Bluterguß auf ihrer Stirn wurde violett, aber sie stand sicher auf ihren Füßen und sprach mit klarer Stimme.
    „Bei mir funktioniert noch alles. Luis habe ich noch nicht gefunden. Hilf mir, wir müssen ihn suchen. Aber zunächst sollten wir gegenseitig unsere Ausrüstung untersuchen.“
    „Mir ist kalt“, sagte sie und schlug ihre Arme um den Körper nach hinten, als ob das hier etwas nützen würde.
    Scobie deutete auf eine Meßuhr. „Kein Wunder. Du hast nur noch ein paar Energieeinheiten für deine Treibstoffzelle zur Verfügung. Bei mir sieht es zwar nicht viel besser aus, aber laß uns trotzdem tauschen.“
    Sie vergeudeten keine Zeit damit, ihr Rückengepäck abzuschnallen. Jeder unternahm die notwendigen Handgriffe am Versorgungssystem des anderen. Sie warfen die aufgebrauchten Einheiten auf den Boden, wo sich sofort Dampf entwickelte und Löcher entstanden, die bald wieder zufroren. Die frischen Energieeinheiten schlossen sie an ihre Anzüge an. „Schalte deinen Thermostat herunter“, empfahl Scobie. „Wir werden so bald nicht zurück sein. Bewegung wird uns solange warmhalten müssen.“
    „Aber dafür muß auf der anderen Seite wieder mehr Atemluft wiederaufbereitet werden. Das bedeutet auch einen Energieverlust“, erinnerte Broberg.
    „Du hast recht. Aber wir können zumindest für einen Au genblick die Energie in den Zellen konservieren. Gut, jetzt sollten wir nachprüfen, ob Verformungen, Potentialabfälle oder andere Schäden entstanden sind. Beeilung. Luis steckt noch immer da unten.“
    Die Inspektion war eine Routinetätigkeit, die aufgrund von jahrelanger Übung fast automatisch ablief. Während ihre Hände den Raumanzug Scobies abtasteten, ließ Broberg ihre Augen in eine andere Richtung schweifen. „Die Tanzhalle ist verschwunden“, sagt Ricia mit erstickter Stimme. „Ich glaube, der König hat sie zerstört, um unsere Flucht zu verhindern.“
    „Das glaube ich auch. Wenn er herausfindet, daß wir noch leben und nach Alvarlans Seele suchen … Ach, halt! Jetzt ist nicht der Augenblick …“
    Danzigs Stimme dröhnte: „Wie geht’s euch?“
    „Den Umständen nach gut, so scheint es zumindest. Wir müssen bloß Luis finden … Jean, du solltest rechts in Kreisen den Kraterboden absuchen; ich werde das gleiche auf der linken Seite tun.“
    Es dauerte eine Weile, denn die Vertiefung, die Garcilasos Grab markierte, war kaum auszumachen. Scobie begann zu graben. Broberg beobachtete seine Bewegungen und seinen Atem und sagte dann: „Gib mir das Werkzeug. Dich hat es offensichtlich recht schlimm erwischt.“
    Er gab zu, daß sein Zustand schlecht war und trat einen Schritt zurück. Verkrustete Eisbrocken flogen von Brobergs Schaufel auf. Sie kam schnell vorwärts, da das Eis, so verschieden es auch in seiner Beschaffenheit von Schicht zu Schicht war, leicht abzutragen war und die geringe Schwerkraft des Iapetus ein leichtes Graben ermöglichte.
    „Ich werde mich auch ein wenig nützlich machen und einen Weg hier heraus suchen“, bemerkte Scobie.
    Als er den nächstgelegenen Abhang hinaufsteigen wollte, setzte sich der Grund unter seinen Füßen in Bewegung. Er rutschte in einer Staubwolke aus trockenen weißen Staubteilchen zurück und versank in den Eismassen. Unter Schmerzen befreite er sich wieder und versuchte es an einer anderen Stelle; jedoch mit dem gleichen Ergebnis. Er berichtete Danzig: „Ich fürchte, es gibt keinen einfachen Weg hier heraus. Als der Kraterrand unter uns zusammenbrach, entstand eine Erschütterung, die nicht nur die feinen Formationen im Krater zerstört hat. Von der Oberfläche hat sich außerdem eine riesige Menge von be sonders feinem Staub in den Krater ergossen. Er ist so schlüpf rig wie Flugsand. Alle Wände sind damit bedeckt, er liegt meterhoch über festem Material. Wir würden schneller rutschen, als wir klettern können, und das auch nur dort, wo dieser Eissand in dünnen Schichten aufliegt. In den tieferen Lagen versinken wir.“
    Danzig ließ ein Seufzen vernehmen. „Ich glaube, ich werde einen kleinen, gesunden Spaziergang unternehmen müssen.“
    „Ich vermute, du hast bereits Hilfe benachrichtigt.“
    „Natürlich. Sie werden mit zwei Booten kommen, aber bestenfalls erst in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher