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Analog 03

Analog 03

Titel: Analog 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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mir peinlich, wenn Sie nicht auch kämen. Das Treffen findet um *Alang im Rathaus statt.“
    „Ich möchte Ihnen keine Peinlichkeit bereiten, aber wäre es möglich, es zu verschieben?“
    Er entblößte seine Arme. „Das Treffen findet statt.“
    Er verschwand, und ich verbrachte einige Minuten damit, *Alang in menschliche Zeitangaben zu übertragen. Die !Tang teilen ihren Tag in eine komplizierte Reihe von verschieden langen Intervallen ein, die von dem Sonnenstand, dem Grad von Hunger und dem Sexualzustand abhängig sind. Ich kam auf kurz vor zehn Uhr, hatte also noch viel Zeit.
    Ich konnte Lafitte melden, und wahrscheinlich hätte ich es auch tun sollen, aber ich kam zu dem Entschluß, daß es für mich sicherer wäre, wenn ich es nicht tat und mir die Drohung einer Enthüllung als Waffe für später aufhob. Ich schrieb eine kurze Beschreibung der Situation auf – und verspürte einen kurzen Anflug von Angst, als ich das Wort „Syndikat“ hinschrieb – und versiegelte sie in einem Umschlag. Ich schrieb die Adresse der Dolmetschergilde von Hartford über das Siegel und eilte zu dem Kurierbüro.
    Estelle Döring starrte mich an, als ich in das Büro kam. „Ricardo! Sie sehen wie eine aufgewärmte Leiche aus.“
    „Unruhige Nacht“, sagte ich. „Leichte Nahrungsmittelvergiftung.“
    „Ich esse nie etwas von dem !Tang-Zeug.“
    „Lobenswert.“ Ich legte den Umschlag vor sie hin. „Ich weiß nicht genau, ob ich das abschicken soll oder nicht. Wenn ich nicht vorbeikomme, um es abzuholen, bevor die nächste Fähre abgeht, bringen Sie es nach Achselhöhle und geben Sie es dem nächsten Kurier zur Erde.“
    Sie nickte langsam und las die Anschrift. „Warum so geheimnisvoll?“
    „Es geht nur um Gildenethos. Ich wollte es aufschreiben, solange es noch frisch war …“ Ich hatte bisher noch nie einen wirklich durchbohrenden Blick gesehen. „Es ist aber möglich, daß ich bis heute abend noch mehr Informationen bekomme, durch die es außer Kraft gesetzt wird.“
    „Wenn Sie meinen, Ricardo.“ Sie schob den Umschlag in eine Schublade. Ich murmelte etwas Belangloses in mich hinein und zog mich zurück.
    Hinunter zu Slim Joan für ein Sandwich aus syrischem Brot mit in Fett gebratenem Gemüse. Leicht ranzig und zuviel Curry, aber ich wagte es nicht, mit leerem Magen zu der Ratsversammlung zu gehen. Sie würden das mit !Tang-Sonar feststellen und mir symbolisch Brot anbieten, das ich nicht ablehnen konnte. Estelle hatte mit ihrer Bemerkung über !Tang-Nahrungsmittel teilweise recht: Ein Bissen von ihrem Brot enthält genug Meskalin, um jemanden stundenlang interessante Dinge sehen zu lassen. Davon hatte ich für eine Zeitlang genug.
    Ich spielte mit der Idee, eine Waffe mitzunehmen. In der Apotheke gab es für abenteuerlustige Gemüter einen Verleih, und dort konnte ich mir einen Laser oder eine Beruhigungspistole holen. Es wäre allerdings unmöglich, sie vor dem !Tang-Sonar zu verstecken. Außerdem ist Lafitte nicht der Typ für direkte physische Gewalt.
    Wenn aber tatsächlich das Syndikat hinter Lafitte stand, war es gut möglich, daß es mehr als eine Person hierhergeschickt hatte; leisten konnten sie es sich auf jeden Fall. Einen Killer. Warum sollte Lafitte aber dann die Vergiftung so mühsam in Szene setzen? Warum nicht einfach einen Unfall arrangieren?
    Meine Füße trugen mich zu der Apotheke. Langsam. Realistisch bleiben. Du hast seit zwanzig Jahren keine Kanone mehr abgefeuert. Schon damals hast du es nicht geschafft, den Boden mit einem Stein zu treffen. Wenn es tatsächlich dazu kommt, daß die Sache ausgebrannt wird, dann wirst du geröstet. Du läßt ihnen besser alle Möglichkeiten.
    Ich entschloß mich zu einem Kompromiß. Ich hatte ein großes Klappmesser in meinem Koffer, das mir zumindest psychologisch weiterhelfen würde. Ich ging zurück in mein Zimmer hinauf.
    Ich drückte meinen Daumen auf das Schloß, und mir wurde klar, daß der Würfel, den ich da spielen hörte, mein eigener war. Die Tür glitt auf, und da lag Lafitte auf meinem Sofa und sah sich einen alten Film an.
    „Dick. Du siehst gut aus.“
    „Wie zum Teufel bist du hier hereingekommen?“
    Er hob seinen Daumen und zog sich ein Stück Plastik von dem fleischigen Teil ab. „Wir haben unsere Hilfsmittel.“ Er richtete sich auf. „Ich habe gehört, daß du einen Gleiter für die Fahrt hinaus nach Pa’an!al gemietet hast. Sollen wir uns die Kosten teilen?“
    Zu seinen Füßen stand eine Flasche Wein in einem Eiskübel.

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