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Analog 03

Analog 03

Titel: Analog 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Dame, aber ich brauche keinen Spion in meinem Lager.“
    „Und wenn es ein Befehl gewesen wäre?“ Er wandte den Kopf und zog eine Augenbraue hoch.
    „Hätte ich mich über ihn hinweggesetzt. Ich hoffe, es ist Ihnen klar, Oberst, daß ich Ihrem Befehl nicht unterstehe. Ich werde Ihren Befehlen nicht nachkommen.“
    Shagata setzte sich wieder. Er holte eine frische Zigarette hervor und betrachtete sie kritisch.
    „Das ist Ihr gutes Recht. Natürlich hat Ihre Verweigerung der Zusammenarbeit zu bedeuten, daß ich mein eigenes Verbindungsteam aufstellen werde. Höchstwahrscheinlich eine Gruppe von Marineinfanteristen unter einem Feldwebel. Das könnte sich als unglückselig erweisen. Es würde ihnen wahrscheinlich Ihr … Feingefühl abgehen. Sie haben die Wahl, Kirst.“
    Er warf mir ein höfliches Lächeln zu.
    Erpressung kann auch als Keule kommen.
    Ich ging im Geiste die mir offenstehenden Möglichkeiten durch. Korrektur. Es war die Einzahl. Möglichkeit. Ich starrte Shagata intensiv an. Er war kein Feind – bis jetzt zumindest noch nicht. Er war jedoch ein Gegenspieler, und es wäre ein Irrtum, ihn zu unterschätzen. Nach kurzer Überlegung zuckte ich die Schultern und nickte ihm zu.
    „Es bleibt bei Leutnant Noriko“, erwiderte ich.
    „Fein.“ Er zündete sich die neue Zigarette an und steckte das Feuerzeug ein. „Sie kann in einer Stunde fertig sein. Ist Ihnen das recht?“
    „Durchaus“, erwiderte ich. Ich schaute das Mädchen an. „Ich hoffe, die einheimische Küche sagt Ihnen zu, Leutnant.“
    Das Dorf war kaum groß genug, um den Namen zu verdienen. Es bestand aus einem Dutzend laubgedeckter Hütten und einem grasbestandenen Dorfplatz. Es war von hohen Vorgebirgen und hochaufragenden, dickstämmigen Bäumen umgeben. Da das einzige Licht von Verdes Mond kam, der eine niedrige Albedo hatte, lag alles im Schatten. Für jemanden, der mit dem Gelände nicht vertraut war, wäre das Dorf unsichtbar gewesen.
    Ich faßte Noriko an der Schulter und hielt sie vor einer der dunkleren Erhebungen zurück. „Das ist meine Hütte“, sagte ich zu ihr. Ich schaltete eine tragbare Lampe ein und zeigte ihr, wo sie ihr Zeug hinlegen konnte.
    Die Hütte war hinlänglich groß, rund dreieinhalb mal vier Meter, aber beinahe der ganze Innenraum wurde von der Ausrüstung eingenommen, die ich durch das Sternentor mitgebracht hatte. Noriko betrachtete die Stöße von Büchern und Tonkassetten, den Tisch, der von Gesteinsproben überquoll, den Forschungscomputer in seinem Schrein aus Duroplastik. An einer Wand befanden sich die einzigen Zugeständnisse an die Häuslichkeit, ein zerdrücktes Feldbett und eine zerschrammte Kiste. Sie schloß ihre Musterung ab und lächelte mir verschmitzt zu.
    „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Dr. Kirst, schlafe ich im Freien. Ich bin daran gewöhnt.“
    Neben dem Feldtisch befand sich ein einziger Sessel. Ich schwenkte ihn herum, ließ mich in ihn fallen und schenkte ihr dann meine volle Aufmerksamkeit. Sie war nicht nett – dazu war sie unter Straßenbanden hart geworden und ein anderer Menschenschlag als ihr Kommandant. Stahlfedern anstatt kaltes Eisen. Sie würde nicht brechen, sondern sich wie eine Reitgerte biegen. Sie hatte ein schmales, ovales Gesicht, das ständig einen ironischen Ausdruck trug. Klug, dachte ich, nicht bloß intelligent.
    „Brandy, Leutnant?“ Ich öffnete die Kiste und holte eine halbleere Flasche mit zwei Gläser hervor.
    „Nein, danke, Doktor.“ Sie sah leicht entschuldigend drein. „Ich trinke nicht.“
    „Da wir einige Zeit zusammen sein werden, nennen Sie mich besser Pan“, sagte ich. Ich stellte eines der Gläser zurück und füllte das zweite. Dann nahm ich einen Schluck und blickte zu ihr auf.
    „Was hat Ihnen Shagata über mich erzählt? Daß ich gegen das Militär bin? Gegen die Marine?“
    Sie starrte mich unbehaglich an. „Ich würde es vorziehen, nicht davon zu sprechen, was Oberst Shagata gesagt oder nicht gesagt hat. Er hat eine Lagebesprechung abgehalten, aber sie war vertraulich.“
    „Da Sie nicht darüber sprechen wollen, kann es nichts Schmeichelhaftes gewesen sein“, sagte ich. Ich warf ihr einen finsteren Blick zu. „Er hätte jedoch recht gehabt. Ich bin gegen das Militär.“
    Sie bewegte den Fuß etwas, starrte die Hände an. Dann steckte sie sie in die Taschen.
    „Ich hätte geglaubt …“ setzte sie an, stockte dann aber.
    „Was hätten Sie geglaubt?“
    „Nun, daß Sie, wenn überhaupt, für das Militär wären.

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