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Analog 05

Analog 05

Titel: Analog 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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wir euch nicht geben können, das können wir auch denen nicht geben, mit denen ihr im Streit …“ Er verschluckte sich wegen ihrer milden Worte: Streit! „… im Streit liegt. Wir können es nicht; wir sind dazu nicht in der Lage. Kampf, selbst harte Worte – die Evolution hat die Fähigkeit hierzu in uns ausgemerzt. Unsere Künste taugen nur für friedliche Zwecke. Wir sind für euch keine Bedrohung, das liegt nicht in uns. Niemals.“
    „Nein?“ Er knirschte hörbar mit den Zähnen, weil diese schöne , unberührte Frau auf ihrer schönen, unberührten Gartenwelt, auf der selbst der Regen sich dafür zu entschuldigen schien, daß er fiel, ihn kritisieren konnte.
    Er nämlich und seine Welt waren in einem tödlichen Kampf bis zur letzten Leiche gefangen, den sie nicht wirklich gewollt hatten, den sie aber angenommen hatten , weil es um ihre Selbsterhaltung ging.
    „Und wenn die Horden hierher kommen, Forderungen stellen, euch bedrohen – was ist dann?“
    Sie rückte ein Collier aus Smaragden und flüssigem Licht ein wenig höher auf einer blauweißen Schulter. „Dann werden wir ihnen das gleiche sagen, was wir euch gesagt haben. Wir sind Pazifisten, wir sind neutral. Wir werden gern hergeben, was wir können, aber nichts, was jemandem dabei hilft …“ – sie schüttelte sich – „… Krieg zu führen. Krieg ist nicht in uns, und wir können …“
    Wütend, frustriert sprang er auf, packte zu, trat zurück, und die schlagenden Ebenholzschwingen zuckten vergeblich i n seiner Faust. „Meinst du, die Horden werden euch bitten ? Sie werden sich einfach nehmen, was sie brauchen.“
    Sie schien ihn lediglich nicht zu verstehen. „Warum sollten sie sich das nehmen, was wir gern hergeben, ebenso wie wir es dir und den Deinen gern geben? Aber nichts für Krieg, nichts, was für Kriegsführung verwendet werden kann. Wir und unser Besitz sind nutzlos …“
    „Selbst dann, wenn etwas von euch bedroht ist? Wirst du … wird jemand von deinem Volk danebenstehen, wenn etwas – jemand, den ihr liebt – in Gefahr ist? Verletzt wird? Vielleicht getötet?“ Verzweifelte Flügel flatterten in seiner Faust; er konnte den unregelmäßigen Schlag des kleinen Herzens an seiner Handfläche spüren.
    „Ich verstehe dich nicht. Und ich sehe, daß du mich nicht verstehen kannst.“ Verachtung hätte er akzeptieren können; aber aus ihrer Stimme und ihren Augen sprach nichts als Mitleid. Seine Hand drückte sich krampfhaft zusammen; ein dünner, hoher Schrei erhob sich und wurde abrupt unterbrochen. Er sah herab, halb triumphierend, halb entsetzt. Was da in seiner offenen Hand lag, das war nicht mehr schön. Es war nicht einmal mehr zu erkennen, sondern nur noch ein zerquetschtes Stück blutiges Fleisch.
    „Warum hast du das getan?“ Ihre Stimme war vor Mitleid voll und sanft.
    „Um dich zu zwingen , mich zu verstehen“, sagte er wild. „Um es dir klarzumachen – es ist so schön hier, so friedlich. Aber direkt hinter dem Horizont … wenn ihr uns nicht helft, wenn wir sie nicht aufhalten können, dann kommt die Horde. Hierher. Sie werden zerstören, sie werden euch völlig vernichten. Eure Männer kommen in Bewußtseinsverriegelung und werden auf den langen Schiffen als Kanonenfutter eingesetzt. Eure Frauen werden zur Kriegsbeute, sie werden vergewaltigt, um dann noch mehr Kanonenfutter zu gebären. Eure Kinder werden geraubt. Alle eure Künste und Fertigkeiten, eure Fabriken und alles werden für den Krieg verwendet, für Haß, dafür , daß ihr ihnen helft, die nächste Welt zu versklaven und dann die übernächste. Siehst du denn nicht, daß sie aufgehalten werden müssen, bekämpft werden müssen? Niemand – niemand! – kann es sich leisten zu sagen, ich werde neutral bleiben, ich werde hier mit gefalteten Händen sitzen, ich werde andere meine Schlachten schlagen lassen, ich werde …“
    Sie schüttelte ihren von silbernen Locken gekrönten Kopf. „Du brauchst um uns keine Angst zu haben. So wird es nicht sein; wir sind Pazifisten. Wir führen keinen Krieg oder helfen anderen dabei. Komm, es ist ein schöner Tag, wir wollen uns daran erfreuen. Die Orchirosen gehen bald auf, riechst du nicht, wie der Wind ihre ersten süßen Düfte zu uns herüberweht? Und im Hafen habe ich ein wenig Tay aufgesetzt, das müßte jetzt fertig sein. Ein wenig Tay auf der Zunge macht den Geruch der Orchirosen subtiler, angenehmer. Darf ich dir Tay anbieten? Magst du lieber grünes oder lila Tay? Ich selbst ziehe es lila vor,

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