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Analog 05

Analog 05

Titel: Analog 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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zusammen mit Orchirosen …“
    Er stieß eine Art tierisches Geheul aus. Welten kämpften gegen die Vernichtung, und diese idiotische Milde plapperte ihm etwas von grünem oder lila Tay vor! „Ich habe dein Tier getötet, du hast es geliebt, und ich habe es getötet, du wirst es niemals wiedersehen – bedeutet dir das denn gar nichts !“
    „Meinen kleinen Intriganten nie wiedersehen? Ein merkwürdiger Satz. Natürlich werde ich ihn wiedersehen, wann immer ich will. Was in den Gedanken lebt, kann nie sterben.“ Und sie streckte ihre Hand mit leicht gekrümmten Fingern horizontal aus, und eine Sekunde lang sah auch er, wie ebenholzschwarze Eleganz einen Kreis zog und perfekt auf vier Hufen auf der wartenden Handfläche landete.
    „Es war ein trauriger Unfall“, sprach sie weiter, „aber ich bin sicher, dagegen war nichts zu machen, und jetzt gehen wir zu …“ Er heulte wieder auf. Einer von beiden war verrückt, er oder sie, und er begann sich zu fragen, wer es war.
    „Es war kein Unfall, ich habe es absichtlich getan. Und wenn die Horden kommen, wirst du mehr verlieren als ein Schoßtier …“
    „Natürlich war es ein Unfall.“ Sie schüttelte sanft den Kopf, als sei sie eine Lehrerin, die einen Lieblingsschüler behutsam, aber fest von einem Irrtum wegführt. „Eine Handlung, deren sämtliche Konsequenzen wir nicht voraussehen können, ist ein Unfall. Mach dir aber keine Gedanken, wir …“
    Hilflose Wut verhärtete sich zu kaltem Zorn. Er packte sie mit einer Hand an der Schulter – es war die Hand, die noch immer die Überreste des Tiers hielt –, und Blut und zerquetschtes Fleisch tropften an dem reichbestickten Gewand herab, das sie trug. Ein zerdrückter Flügel baumelte den Bruchteil einer Sekunde lang von einer Blume herab, die in ihrer Mitte ein Frauengesicht trug, bevor er zu Boden glitt. „Wie komme ich zu dir durch?“ Der häßliche Fleck auf ihrer Schulter zog seinen Blick auf sich, und durch den fast durchsichtigen Stoff sah er auch die feinen Rundungen, die glatte, blau weiße Haut. Er legte ihr seine andere Hand auf die andere Schulter. „Weißt du vielleicht nicht, was eine Vergewaltigung ist? Ich werde es dir zeigen …“
    Sie aber lächelte und umschloß sein Kinn und seine Wange mit einer schlanken, liebevollen Hand. „Warum hast du mir nicht gesagt, daß dir der Trost des Körpers fehlt? Wir hätten das zuerst tun können, statt zu reden. Ich habe eine wunderbare Laube, die Pflanzen dort habe ich selbst gepflanzt, Zimtmoos, das den verführerischsten Duft verströmt, wenn es zerdrückt wird, Arvilla für die Potenz, obwohl ich sagen muß, daß du das nicht zu brauchen scheinst …“
    Mit einem Knurren erdrückte er die Worte durch einen brutalen Kuß – konnte sie denn nie aufhören zu reden? – und preßte sie hinab auf den Boden des Gartens, in dem sie gestanden hatte, als er sie zum erstenmal sah, des Gartens, der seinen Blick irgendwie in einer Welt gefangen hatte, in der alles darauf angelegt schien, die Sinne zu locken und zu verstricken. Mit einer kurzen Aufwallung von bösartiger Freude bemerkte er, daß sie auf den mit Mosaik eingelegten Weg und nicht auf den weichen, moosigen Rasen gestürzt war.
    Selbst dann jedoch hatte sie das letzte Wort, denn als er den wilden Kuß lange genug unterbrach, um hastig Luft zu holen, sagte sie: „In der Sonne also, wie herrlich. Komm, laß dir beim Entkleiden helfen …“ Und wieder verschloß er ihr den Mund und versuchte, ihr zu zeigen, wie eine brutale Vergewaltigung aussah – und wieder wurde er durch ihren willigen Enthusiasmus besiegt, bis er sich zum Schluß fragen mußte, wer wem Gewalt antat.
    Und nachher, als sei nichts geschehen, als beflecke das Blut des Tiers nicht ihr Gewand und ihren Körper, als sei ihre fein gewobene Kleidung nicht durch seine Ungeduld zerrissen worden, führte sie ihn, der nun verwirrt war, in die Laube und schenkte ihm Tay ein. Meerschaumgelbes Tay, weil, wie sie sagte, es nach Vergnügungen dieser Art nichts Besseres gab als meerschaumgelbes Tay.
    Und er senkte den Kopf und hätte weinen können.
    Sie unterbrach ihr höfliches Geplapper, als spüre sie, daß er sich nur Stille wünschte; seine Schultern zuckten, und die bitteren Tränen, Frustration, Ermüdung, Verwirrung ließen seine Augen brennen. Dann aber kam ihm ein Gedanke, und er hob seine heißen Augen zu ihr auf. „Was ist, wenn du schwanger bist?“
    Sie neigte ihren Kopf, als sei sie sich nicht ganz sicher, was die Worte

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