Analog 05
Geheimnis der schwarzen Vecka-Schiffe entdeckt werden sollte. Mehr als ein Eindringling war beim Kampf besiegt worden, war beschädigt und wurde gekapert. Trotzdem blieben die großen Motoren reglose Massen von leblosem Metall, was immer die Synsilltaag-Wissenschaftler auch mit ihnen anfingen.
„Das überrascht mich nicht“, sagte Jouniel. „Ohne ein Portal ist ein Temporalgenerator ein Haufen nutzloser Schrott.“
Die Wissenschaftler aber weigerten sich zu glauben, daß ihre schwer errungene Beute absolut nichts tat. Sie experimentierten also herum, bis ein vom Pech verfolgter Technologe es fertigbrachte, die Kopie eines Vecka-Motors verschwinden zu lassen. Der Generator teleportierte seinen unseligen Passagier aber nicht auf eine alternative Erde, sondern auf den Mond von Syllsin. Explosive Dekompression tötete ihn sofort, aber nicht bevor die automatische Rückkehr aktiviert worden war. Das Beweismaterial seiner Leiche reichte als Hinweis aus, um zu zeigen, was geschehen war.
Die Aufzeichnung endete, und der Kubus wurde leer. Ich wandte mich Jouniel zu. „Also, wer sind diese Vecka, und wie sind die Dalgiri mit ihnen in Kontakt gekommen?“
Jouniel sah mich überrascht an und machte dann ein dümmliches Gesicht. „Habe ich Ihnen das nicht erklärt? Wahrscheinlich nicht. Tut mir leid?“
„Na?“
„Sagt das nicht schon deutlich die Erzählung der jungen Frau? Die Vecka sind eine kleine Horde von Dalgiri-Flüchtlingen.“
„Warum Flüchtlinge?“
„Sie waren auf Sklaven aus. Warum? Maschinen sind leistungsfähiger. Trotzdem haben sie ihre Überfälle in erster Linie durchgeführt, um energieerzeugende Geräte und Zuchtmaterial für Arbeitskräfte zu bekommen. Das ergibt nur einen Sinn, wenn es sich um eine kleine Gruppe handelt, die von der Mutter-Zivilisation abgeschnitten worden ist. Da unsere Agenten im Imperium nie eine Erwähnung dieser Tochterkultur gefunden haben , ist es gut möglich, daß sie sich absichtlich verstecken, vielleicht sogar vor Dalgir selbst. Wenn wir ein Problem gelöst haben, das sich erhoben hat, werden wir mehr wissen.“
„Was für ein Problem?“
„Wir waren gezwungen, die Befragung der Frau zunächst einmal einzustellen. Sie haben ja gesehen, wie sehr es sie aufgeregt hat, als Erinnerungen an ihren Bruder an die Oberfläche gestiegen sind. Als Vorsichtsmaßnahme habe ich die Befragung eingestellt, bis eine bessere Methode als das Narkoquiz gefunden werden kann. Die Information, die sie besitzt, ist viel zu wertvoll, um sie dadurch zu riskieren, daß sie sinnlos verletzt wird.“
Ich schüttelte mich ein wenig bei der Vorstellung, daß Felira sich gegen das Narkoquiz wehrte. Es gibt noch andere Methoden, um einem menschlichen Gehirn Informationen zu entlocken. Etliche von ihnen hinterlassen das Opfer als sabbernden Idioten.
„Sie werden doch mit ihr nichts Gefährliches oder Schmerzhaftes anfangen, oder?“
Jouniel lächelte. „Das hängt davon ab, wie gut Sie als Unterhalter sind.“
„Ich? Was habe ich damit zu tun?“
„Dal war so frei, Sie darum zu bitten, mit der Dame heute zu abend zu essen. Die Zusage von ihr ist schon da. Sie werden die Unterhaltung behutsam auf die Information hinführen, die wir brauchen, um unsere Expedition in ihre Zeitlinie unternehmen zu können.“
„Warum ich?“
Jouniel gab keine Antwort. Statt dessen dröhnte eine bekannte Stimme von einer Stelle hinter mir durch den Konferenzraum: „Weil die Frau sich in Sie verliebt zu haben scheint, Sie Glückspilz.“
Ich drehte mich zu Dal Corst um, der lässig direkt bei der Tür stand und von einem Ohr bis zum anderen grinste.
„Nicht ‚verliebt’“ verbesserte Jouniel. „Ich würde eher sagen, sie hat sich in Sie vergafft, oder es ist möglicherweise eine emotionelle Abhängigkeit.“
„Das verstehe ich nicht“, sagte ich. „Wir waren nur einige Bora lang zusammen, und ich habe nur versucht, sie von ihrem Bruder abzulenken. Verdammt noch mal, wir hatten ja sogar noch unsere Raumanzüge an. Es ist schwierig, eine Romanze anzuknüpfen, wenn man von Kopf bis Fuß in drei Zoll Gummi eingepackt ist.“
„Das ist nicht sehr kompliziert, Wächter. Die Frau hat vor kurzer Zeit eine Anzahl von Tagen unter extrem geistigem Streß gestanden. Sie hatte sich auf den Tod vorbereitet. Als Sie sie gefunden haben, haben Sie ihr statt dessen Leben angeboten. In einer solchen Situation fällt es dem Unterbewußtsein schwer, zwischen Erleichterung und Liebe zu unterscheiden,
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