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Analog 05

Analog 05

Titel: Analog 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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ist gut“, sagte ich. „Ein bezauberndes Mahl, das aus gekochten Affenaugen besteht, die von einer köstlichen Sauce aus den rohen Eingeweiden überreifer Fische bedeckt werden.“
    Das brachte sie zum Lachen. „Hört sich ausgezeichnet an“, sagte sie.
    Auch ich lachte, denn meine Stimmung hatte sich erheblich verbessert. Es war, als sei eine unsichtbare Wand zwischen uns entfernt worden.
    Während des ganzen Essens sprachen wir von unserer Heimat – ich erzählte ihr, wie es war, in den Vereinigten Staaten aufzuwachsen, während sie Anekdoten aus ihrer Kindheit auf Syllsin berichtete. Ich war ein wenig überrascht darüber, daß die Syllsintaag-Kinder selbst mit dem Stiefel der Vecka im Genick glücklich und sorgenfrei aufwachsen. Kinder haben diese Fähigkeit natürlich schon seit undenklichen Zeiten besessen und kommen miteinander aus, ohne auf die Unwürdigkeiten zu achten, die die Älteren ertragen müssen.
    Der Abend ging weiter, und Felira entspannte sich immer mehr, und so lenkte ich die Unterhaltung sanft in die Richtung, die Jouniel gewünscht hatte. Schließlich kamen wir auf das Thema Vecka zu sprechen, und ich schaltete das Aufzeichnungsgerät an, das ich in der Tasche trug. Ich empfand dabei ein irrationales Schuldgefühl.
    „Ehrlich gesagt habe ich die Vecka kaum bemerkt, bis ich vierzehn war“, sagte Felira. „Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Kriegsherren nur eine Geschichte, mit der Mütter ihre Kinder bestraften … wie die Höhlengnome und der Alte aus dem Sumpf. Ach ja, als mein Vater mich einmal mit zur Rossa-Zentrale mitgenommen hat, wo er zu tun hatte, ist uns auf der Hauptstraße einer von den Zehntmeistern begegnet. Ich erinnere mich heute noch an seinen Gestank, den ich selbst dreißig Eppa gegen den Wind gerochen habe.“
    „Sie stationieren also keine Truppen in Ihren Städten?“ fragte ich leicht überrascht. Ich hatte angenommen, die Situation in Syllsin sei mit der von Holland oder Norwegen während der Nazi-Invasion vergleichbar.
    „Das würden sie nicht wagen!“ sagte Felira, und für einen kurzen Moment kehrte das Feuer in ihre Augen zurück. „Wir sind ihnen zahlenmäßig hundert zu eins überlegen, und wir würden sie überrennen. Nein, die Vecka beherrschen uns nur mit der Androhung von massenhafter Vernichtung, und davon abgesehen bleiben sie unter sich.“
    „Gibt es keine Aufstände?“
    „Vor ungefähr zwanzig Jahren hat es bei den Fischern von Süd-Rana einen Aufstand gegeben. Man sagt, es sei noch immer nicht sicher, die Ruinen aufzusuchen.“
    „Was ist geschehen, als Sie vierzehn waren?“ Eine Sekunde lang dachte ich, mir sei ein Fauxpas unterlaufen, denn ihr Gesicht verdüsterte sich.
    „Das war das Jahr, in dem ihre Sklavenjägerpatrouillen Graf in die Technikerschule auf Veck gesteckt haben. Ich dachte, ich würde ihn nie wiedersehen.“
    „Und wie …?“
    „Sie haben mich als Geisel genommen. In unserem Distrikt hatte es Schwierigkeiten gegeben, und der Gouverneur hat die Söhne und Töchter von Clanführern verlangt, um sicherzustellen, daß wir uns gut benehmen. Wir wurden in der Brolis-Basis interniert, und ich mußte in der Küche arbeiten. Dort fand ich Graf. Er hatte den Plan, ein Schiff zu stehlen und damit in die Wildnis zu fliehen. Er hatte seine Vorbereitungen schon fast abgeschlossen, als wir uns fanden.“
    „Welche Vorbereitungen?“ fragte ich.
    „Oh, eine ganze Menge. Zum Beispiel zum Diebstahl einer Hypnoscheibe, wie sie zur Ausbildung von Piloten verwendet wird. Mit der wollte er sich die notwendigen Kenntnisse aneignen. Er hatte sich mit einigen Dienstboten der Vecka angefreundet – Nachkommen von bei Überfällen Verschleppten –, die unsere Wachen waren.“
    „Wie ist es euch denn gelungen, das Schiff zu stehlen? Ich würde annehmen, daß sie ihre Kriegsschiffe strenger bewachen als ihr Gold.“
    Felira lachte freudlos. „Bei uns auf Syllsin gibt es ein Sprichwort: ‚Die Wahrheit kann nicht zu oft ausgesprochen werden.’ Normalerweise lassen sie uns Syllsintaag nicht einmal in die Nähe der großen Schiffe. Die Mannschaften bestehen nur aus Vecka und ihren Dienern. Uns ‚Wilden’ ist nicht zu trauen.
    Nein, unsere Chance haben wir dem Glück zu verdanken. Nachdem ich ein Jahr in der Brolis-Basis verbracht hatte, begannen Gerüchte über eine neue Allianz zu kursieren. Das war mitten im Winter. Bis zum Frühjahr hatte sich die Anzahl der Vecka-Kriegsschiffe in Brolis fast verdoppelt. Dann erschien eines Morgens eine

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