Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Analog 05

Analog 05

Titel: Analog 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
Vom Netzwerk:
kleines Problem.
    In vier Tagen war das Portal geschlossen und die Flotte abgeflogen.
    Hral Ssaroths Stimme schreckte mich aus meiner Konzentration auf. Merkwürdig, aber mir war vorher noch nie aufgefallen, wie rauh sie klang. Das zeigt wieder einmal, daß man besondere Eigenschaften bei Freunden übersieht, aber bei Feinden nicht.
    „Ergeben Sie sich, MacElroy. Sie und die taladoranische Frau werden wie Kriegsgefangene behandelt und bekommen alle Vergünstigungen.“
    „Und Felira?“
    Er lachte. Das Geräusch klang wie ein Fingernagel, der über eine Schiefertafel kratzt. „Sie kümmert mich nicht. Wenn dieser Trottel Ylgost sie nicht umbringt, könnte ich sie meiner Sklavenherde einverleiben. Ich bin immer auf der Suche nach gutem Zuchtmaterial.“
    Ich unterdrückte die plötzliche Wut, die in mir aufstieg, und zwang mich zur Ruhe. „Passen Sie auf, was Sie sagen. Das einzige, was mich davon abhält, Ihr häßliches Gesicht mit einem auf niedrig gestellten Strahler zu zerschneiden, ist die Tatsache, daß Sie aus eigener Kraft fünfzig Meilen laufen müssen.“
    „Und wenn ich mich weigere zu laufen?“
    „Dann fange ich sofort mit dem Schneiden an.“ Wir sahen uns eine lange Minute in die Augen. Schließlich blinzelte er.
    „Ich laufe.“

 
16
 
    Die Dunkelheit am Ende des zweiten Tags fand uns zum Umfallen müde, aber noch immer fünfzehn Meilen von unserem Ziel entfernt.
    Unsere Vorstellung vom Glück bestand aus einem vo llen Bauch und blasenfreien Füßen.
    Wir waren einer breiten Lücke in dem endlosen Farnwald gefolgt, einem Stück niedrigen Unterholzes, das sich in Kurven in der allgemeinen Richtung zog, die wir gehen wollten. Felira hatte es als Narbe eines vom Wind getriebenen Waldbrands identifiziert, der durch eine veckanische ‚Lektion’ ausgelöst worden war. Kurz vor Einbruch der Abenddämmerung hatten wir in den Ruinen einer einst mittelgroßen Stadt haltgemacht.
    Ein paar wilde Beeren wuchsen zwischen den verfallenden Mauern und rostendem Stahl.
    Wir sammelten so viele davon, wie wir finden konnten, w arfen alle zusammen und teilten dann durch vier. Danach suchten sich Felira und Jouniel einen passenden Busch, während ich bei unserem Gefangenen den Babysitter spielte.
    „Schlafen Sie?“ fragte Ssaroth. Seine Stimme klang wegen einer angeschwollenen Unterlippe, wo ihn früher am Tag ein tiefhängender Ast erwischt hatte, undeutlich.
    „Das wünschen Sie sich wohl?“ fragte ich und sah zu der Stelle hinüber, an der ich ihn verschnürt hatte.
    „Interessanter Platz hier, nicht wahr?“
    „Schon möglich“, sagte ich. Ehrlich gesagt war ich so müde, daß mich nicht einmal ein Antrag von der bekanntesten Sexbombe Hollywoods interessiert hätte.
    „Sehen Sie sich um, MacElroy. Hier haben früher einmal Feinde Dalgirs gewohnt.“
    „Sie meinen wohl Feinde von Veck, oder?“
    „Das waren einmal Dalgiri, und sie werden es wieder sein. Früher als Sie denken.“
    „Soviel zum Thema ‚Ganovenehre’“, sagte ich ohne echte Überraschung. Wenn man sich bei dem Imperium einschmeichelt, so geht das in der Regel aus, wie wenn man eine Boa Constrictor mit ins Bett nimmt – man wacht oft mitten in der Nacht mit einem Gefühl der Bedrückung auf. „Was ist mit dem Platz hier?“
    „Es wäre doch eine Schande, wenn das die Ruinen von San Francisco oder Los Angeles oder Detroit wären.“
    Ich hob meine schweren Augenlider und sah durch die t iefer werdende Dunkelheit. „Das ist wohl die Einführung zu einer Rekrutierungsrede.“
    „Warum nicht?“
    „Wenn wir auf der gleichen Seite stehen sollen, müßten Sie mir wohl besser erklären, was vor sich geht.“
    „Kommen Sie, Sie erwarten doch nicht von mir, daß ich alle meine Karten auf den Tisch lege, solange ich noch Gefangener bin, oder? Helfen Sie mir gegen die Taladoranerin, und ich werde uns als Verbündete betrachten.“
    „Dann wird aus dem Geschäft nichts werden. Sie haben k einen Grund, mir zu trauen, und ich habe jeden Grund, Ihnen zu mißtrauen. Sie haben versucht, mich umzubringen, erinnern Sie sich noch? Das ist doch wohl kaum die richtige Grundlage für eine Partnerschaft, meinen Sie nicht auch?“
    Ssaroth wollte gerade noch etwas sagen, machte aber den Mund zu, als wir Felira und Jouniel durch die Büsche zurückkommen hörten. Jouniel überprüfte seine Fesseln zweimal, bevor sie sich neben mich auf den Boden sinken ließ.
    „Habt ihr euch nett unterhalten, während wir weg waren?“
    „Klar“, sagte ich.

Weitere Kostenlose Bücher