Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Analog 06

Analog 06

Titel: Analog 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
Vom Netzwerk:
einzutreten. „Wie geht es ihm, Herr Doktor?“ fragte sie. Sie versuchte, ihrer Stimme einen beiläufig, fröhlichen Klang zu geben.
    „Cal geht es so gut wie immer, natürlich. Trotzdem denke ich, daß ich den Rest des Tages hierbleiben werde. Kannst du die Kurse allein übernehmen?“
    Sie nickte. „Mit ein paar Stimupillen schaffe ich das schon.“
    „Darauf möchte ich keine Wette eingehen. Wahrscheinlich muß Cal demnächst durcharbeiten, während du auf der Couch liegst.“
    „Vertrauen, Herr Doktor, Vertrauen! Bis später!“ Sie war verschwunden, bevor Sorrel etwas sagen konnte.
    Er wandte sich wieder Cal zu. „Du wolltest mir sagen, was dich noch an den Rosanern stört – außer daß sie nach einem Tag alles vergessen haben.“
    „Wollte ich das?“ Cal drehte Sorrel sein Gesicht zu. „Ich, äh … ich glaube schon, daß es noch etwas gibt. Sie können sich nicht sehr gut erinnern, aber …“ Cals Schultern bebten, während er schluchzte. „Sie sind … sie sind viel klüger als wir. Es ist einfach unfaßbar, wieviel klüger sie sind. So schnell und so scharfsinnig. Jeden Tag erkläre ich ihnen dieselben Dinge, aber jedesmal begreifen sie sie in ein paar Minuten.“ Er rollte sich auf die Seite, wandte Sorrel den Rücken zu und murmelte in das Polster der Couch. „Lieber Gott, was gäbe ich dafür, wenn ich ihre Auffassungsgabe hätte.“
    „Würdest du dein Leben dafür geben, Cal? Das tun sie nämlich.“
    „Ich weiß, das weiß ich ja, aber …“ Er rollte wieder herum und lächelte durch die Tränen. „Mein alter Quantenprof, Durbrig, hat immer gesagt, mein Problem wäre es, daß ich immer alles will. Das ist immer noch so, schätze ich.“
    „Ja, das kommt mir auch so vor. Ich beneide dich darum, Cal. Ich wünschte, ich hätte noch genügend Hoffnung für ein so kühnes Verlangen.“ Sorrel stand auf. „Du bleibst am besten noch, … na, sagen wir 5100 Khayyam-Stunden hier, dann gehst du wieder zur Höhle. Glaubst du, du schaffst es?“
    „Klar.“ Cal lächelte und kreuzte die Arme vor der Brust, genau wie es Wandra häufig tat. „Aber sicher, Herr Doktor.“
     
    Der neue Nachtperioden Blutsbandschaftler war anders als seine Vorgänger. Soviel hatte Sorrel bereits festgestellt, und er war dem Wesen noch gar nicht begegnet. Aber es waren bereits drei Rosaner in die Amtsstube gegangen, während man Sorrel weiter warten ließ. Das war eine kurze, aber bedeutungsvolle Wartezeit. Bisher war Sorrel immer sofort empfangen worden, ganz gleich, wie wichtig die Anliegen der anderen gewesen sein mochten und wie knapp ihre Zeit bemessen war. Diese Bevorzugung hatte Sorrel immer mit Unbehagen registriert, aber jetzt, wo sie fehlte, verspürte er ein noch größeres Unbehagen.
    Nachdem der dritte Rosaner gegangen war, begrüßte ihn Kik Nee Mord Deth. „Mensch, was wünschen Sie?“ fragte er in entschiedenem Rosanisch.
    „Ausrüstung“, erwiderte Sorrel so beherrscht, wie er es vermochte. „Das Blutgedächtnis der UL-Techniker ist nun zuverlässig aufgebaut, und wir beginnen bereits mit der Konstruktion der ersten Prototypen. Wir haben Schwierigkeiten, einige Geräte zu beschaffen.“ Er zog eine Liste hervor. Kik Nee nahm sie ihm aus der Hand, überflog sie und gab sie zurück.
    „Teures Gerät“, erklärte er. „Wird anderswo gebraucht.“
    „Wir haben Dringlichkeitsstufe Eins A für die UL-Kommunikation“, antwortete Sorrel mit beinahe verzagt klingender Stimme. Seine Unsicherheit erschreckte ihn. Er hätte niemals damit gerechnet, daß er einmal auf die Erfüllung der Verpflichtungen drängen mußte, die die ersten Rosaner eingegangen waren.
    „Werden wir vorsätzlich behindert?“
    Der Rosaner starrte ihn an. „Es wartet viel Arbeit“, bettelte er fast. „Auch die muß voranschreiten. Sie müssen sich nicht beeilen, Sie haben viel Zeit.“
    Damit war das Wesentliche gesagt, das erkannte Sorrel sofort. Sie haben Zeit – dieses erfüllte den Blutsbandschaftler mit Haß. Die Eifersucht hatte die Rosaner eingeholt. Sorrel räusperte sich. „Es tut mir leid, ich habe Sie falsch eingeschätzt.“ Er trat ein paar Schritte vor und lehnte sich gegen eine Stütze. „Aber die Geräte werden dringend benötigt. Ohne sie kommt das Projekt zum Stehen. Ich kann warten, aber die Techniker nicht – ich will ihre Leben nicht verschwenden.“ Sorrel fiel ein alter Sinnspruch aus der Vergangenheit der Rosaner ein.
    „Es gibt da ein kleines rosanisches Gedicht – haben Sie einmal etwas von

Weitere Kostenlose Bücher