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Analog 07

Analog 07

Titel: Analog 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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herunter, der Topf sauste weiter. Er senkte sich mit der Öffnung über Snith. Der Krat war zu verblüfft, um sich zu bewegen, und duckte sich unter dem Aufprall. Alex warf sich auf den Topf und hielt ihn fest.
    Snith trommelte von innen gegen den Nachttopf. Bumm-bum, bumm-bum, bumm-bum, bumm. „Was soll dieser Angriff?“ ertönte sein gedämpfter Schrei. „Lassen Sie mich heraus, Sie Teufel!“
    „Heh, heh, heh“, spottete Alex. Er schob das Behältnis über den Boden zu einem Stuhl, über den Stoffstreifen hingen, welche die früheren Bewohner achtlos zurückgelassen hatten. Dann griff er unter den Topf und holte Snith heraus, und ehe der Krat seine Waffe zücken konnte, war er schon hilflos im Griff eines viel größeren und kräftigeren Wesens. Alex entwaffnete ihn, faltete ihm die Knie unter dem Kinn und fesselte ihn so.
    „Hilfe, Mord, Verrat!“ brüllte Snith, doch wie Alex erwartet hatte, kam ihm niemand zu Hilfe, da seine Schreie nicht durch die Tür drangen.
    Er gewann seine Selbstbeherrschung zu einem gewissen Grad zurück. „Sie Wahnsinniger“, stammelte er. „Wie wollen Sie denn entkommen? Was wird Napoleon anstellen, wenn Sie seinen Talleyrand verletzen? Hören Sie auf, Jones, dann können wir einen modus vivendi finden.“
    „Klar“, sagte Alex und ließ seinen Gefangenen achtlos zu Boden fallen.
    Mit klopfendem Herzen breitete der Mensch die Verkleidung aus, die er sich aus dem Bettzeug zurechtgemacht hatte. Bisher hatte sein Plan besser funktioniert, als er erwartet hatte, doch nun hing alles von seiner jahrelangen Übung ab, vor den Hokas Rollen spielen zu können, denn einen Menschen hätte er mit dem Kostüm niemals täuschen können.
    Zunächst einmal legte er Wellingtons Uniform ab, wobei er den vergeblich zappelnden Snith in einer freien Seitentasche verstaute. Danach schlang er eine Decke um den Unterleib, die lange genug war, um seine Stiefel zu verbergen, und hüllte den Oberleib in ein Kleid der Hausfrau, das an ihm zu einer Art Bluse wurde. Über dies alles legte er eine weitere Decke, die einen Mantel mit Kapuze darstellen sollte, und hängte sich einen züchtigen Schleier aus Seidenstoff vor das Gesicht.
    Los geht es, dachte er und sprach zur Übung im Falsett durch die Holztür. Auf sein Klopfen hin öffnete sie sich. Ein erstaunter Sergeant Le Galant starrte das Gespenst an, das vor ihm stand. Er hob die Muskete. „Qui va là“ fragte er mit ein wenig aus der Fassung geratener Stimme.
    Alex winkte mit der Hand. „Oh, Sir“, flötete er im höchsten Falsett. „Bitte laßt mich durch. Ich bin so müde. Seine Exzellenz, der Herzog, ist ein feuriger und ausdauernder Mann. Meine Güte, und ich habe vergessen, meine duftenden Essenzen mitzubringen.“
    Der Argwohn des Hokas löste sich in einem Schwall der romantischsten Gefühle auf. Er vermutete natürlich, daß die Dame durch die gegenüberliegende Tür hereingekommen war. „Ah, ma belle petite“, sprudelte es aus ihm hervor. „Diesen Dienst ’abt Ihr selbstverständlich nicht nur Monsieur le Duc geleistet, sondern ganz Frankreich. Wir ’aben unseren Ruf zu verteidigen, non? Mille re-merciments. Adieu et au revoir.“
    Seufzend sah er dem davontänzelnden Alex nach.
    Mittlerweile hatte sich der Nebel gelichtet, und überall saßen Hoka-Soldaten, sahen die seltsame Gestalt an, tuschelten miteinander und stießen sich an, wobei sie wissend nickten. Einige von ihnen warfen ihm Kußhände zu. Alex schwitzte unter der Verkleidung. Er durfte sich nicht zu schnell entfernen, sonst würden sie argwöhnisch werden, gleichzeitig mußte er sich aber auch rasch genug zurückziehen, bevor Napoleon von der Sache erfuhr und er argwöhnisch wurde.
    Seine Freiheit war weniger bedeutend als der Gefangene, den er bei sich trug. Und der war das Risiko allemal wert, denn er konnte Tokas Rettung sein. Vielleicht.
    Als er den Hügel erklommen und den Wald erreicht hatte, jauchzte Alex vor Freude. Im Wald würde es ihm gelingen, alle möglichen Verfolger abzuschütteln. Er streifte die Frauenkleider ab. Nur mit langem Mantel und Stiefeln bekleidet, machte der Gesandte der Liga sich auf den Weg zum Meer.
     
    Auf seinen Befehl hin zog sich die englische Flotte in offene Gewässer zurück, bevor die Franzosen kamen. Nelson murmelte zwar, Rückzug sei unbritisch, doch Alex beruhigte ihn damit, daß es ein taktischer Rückzug zum Zwecke der Konsolidierung war.
    Dann verhörten Alex und Brob Snith in Alex’ Kabine. Der kleine Krat ließ es an

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