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Analog 07

Analog 07

Titel: Analog 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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seinen Sonar-Schirm. Im Westen bildete sich eine faserige Linie.
    „Kannst du schwimmen?“ fragte er fordernd.
    „J-Ja. Ich kann gut genug schwimmen. Aber laß mich nicht in der Nähe des Rettungsfiebers los! Geh kein Risiko mit den Nach-beb-ben ein!“
    „Ich sehe gerade eines herankommen. Sie sind immer einige Minuten auseinander und schwächen sich mit der Zeit ab. Ich werde es so einrichten, daß wir genau dann aufsteigen, wenn eines vorüber ist. Dann kannst du dich auf den Weg zurück zum Schiff machen. Unterrichte sie davon, was hier los ist, und bringe Hilfe.“
    „Das solltest eigentlich du tun, Toshio.“
    „Kümmere dich nicht darum! Wirst du tun, um was ich dich bitte? Oder muß ich dich angebunden lassen?“
    Es gab eine fast unmerkliche Pause, aber Krookidas Stimme hatte sich verändert. „Ich werde genau das tun, was du gesagt hast. Ich werde Hilfe herbeiholen.“
    Toshio überprüfte den Auftrieb und flachte den Aufstieg des Schlittens sanft ab. Dann beugte er sich über den Rand und hielt sich mit einer Hand an den Halterungen bei der Kante fest.
    Krookida blickte ihn durch die transparente Schale der Luftkuppel an. Die harte, blasenförmige Membran stülpte sich vom Rand der Kuppel um den Kopf des Delphins.
    Toshio zog die Seile, die Krookida festhielten, locker. „Du weißt, daß du einen Atmer mitnehmen mußt.“
    Krookida seufzte, aber er regte sich nicht, als Toshio den Hebel an der Luftkuppel drückte. Ein schmaler Schlauch senkte sich herab und glitt in das Atemloch des Flossers. Er fuhr fort, sich wie eine Schlange herabzuwinden, bis ein drei Meter langer Schlauch um Krookidas Nacken gewickelt war. Jetzt war es für den Flosser nicht nur unbequem, sondern es war ihm auch unmöglich, sich mit anderen zu unterhalten. Zum Luftholen mußte er jetzt nicht mehr nach oben kommen.
    Toshio wickelte das letzte Seil um einen Haltering und zog sich gerade rechtzeitig auf das Oberdeck, um das erste über seinen Kopf hinwegrollende Nachbeben zu bemerken.
    Der Schlitten tanzte ordentlich, aber diesmal war er vorbereitet. Die Welle rollte mit erstaunlicher Schnelligkeit vorbei.
    „Okay, ab geht’s.“ Er zog das Drosselventil bis zum Maximum auf und ließ seinen Ballast ab. Bald erschien zu seiner Linken die metallische Insel. Das Gekreische seiner Kameraden wurde deutlich lauter. Der Notruf hob sich nun von der Reaktion auf das Rettungsfieber ab.
    Toshio steuerte nach Norden, am Wall vorbei. Er wollte Krookida zu guten Startbedingungen verhelfen. Der Atmer würde den alten Metallurgisten dabei unterstützen, die Schreie im Wasser zu ignorieren – eine ständige, unangenehme Erinnerung daran, daß er Mitglied einer technologischen Kultur war. Aber Toshio wollte Krookida auch zu einer gewissen Entfernung verhelfen.
    In diesem Augenblick schoß jedoch eine glatte Speerspitze aus Stahlgrau über Toshio weg. Toshio erkannte sie sofort – und wohin sie zielte.
    Er schnitt das letzte Seil durch. „Beweg dich, Krookida! Wenn du wieder irgendwo in die Nähe der Insel zurückkommst, werde ich deine Rüstung aufreißen und deinen Schwanz in zwei Hälften beißen!“
    Er plagte sich nicht damit zurückzuschauen, während er die Energiereserven zuschaltete, um Keepiru einzuholen. Der schnellste Schwimmer aus der Mannschaft der Schnüffler steuerte direkt auf den westlichen Strand zu. Seine Schreie erklangen in reinem Ur-Delphinisch.

 
3
 
    „Verdammt, Keepiru. Halt endlich an!“ Der Schlitten schnellte knapp unter der Meeresoberfläche voran. Der Nachmittag war vorangeschritten, und die Wolken hatten eine rötliche Färbung angenommen, aber Toshio konnte klar erkennen, wie Keepiru zwischen flachen Wellen in die Höhe sprang. Er schien gleichgültig gegenüber Toshios Rufen zu sein, als er sich der Insel näherte, auf der seine Kameraden im Fieberwahn gestrandet waren.
    Toshio fühlte sich hilflos. In drei Minuten würde ein weiteres Nachbeben folgen. Wenn der Delphin nicht dadurch strandete, würden wahrscheinlich seine eigenen Bemühungen dafür sorgen. Keepiru stammte von Atlast, einer neuen und sehr ursprünglichen Welt. Es war zweifelhaft, daß er die Methoden der Selbstbeherrschung in einem Ausmaß wie Creideiki oder Hikahi oder wie, in ein einem geringeren Maße, der auf der Erde geborene, kultivierte Krookida studiert hatte.
    „Halt an! Wenn wir uns richtig abstimmen, können wir als Team zusammenarbeiten! Ignoriere die Nachbeben! Läßt du mich aufholen?“ Er schrie, aber es hatte keinen

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