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Analog 07

Analog 07

Titel: Analog 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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er es, den Bug des Schlittens gegen die unglaubliche Trägheit des Wassers von der Wellenfront abzudrehen. Rechtzeitig konnte er aus der blubbernden, nach unten führenden Wasserzirkulation ausbrechen und ließ den Schlitten in die Richtung der Strömung davongleiten – nach Osten.
    Eine aschgraue Gestalt durchschnitt links von ihm die See. Sofort erkannter er Keepiru, der damit kämpfte, im aufgewühlten Wasser die Gewalt über seine Bewegungen zu behalten. Der Flosser quiekte irgend etwas Unverständliches auf trinar, dann war er verschwunden.
    Irgendein Instinkt leitete Toshio – oder vielleicht war es der Sonarschirm, jetzt ein Durcheinander aus flirrendem Schnee, der aber immer noch die schwachen, eingeblendeten Spuren der Bodenkarte zeigte, wie sie vor nur wenigen Augenblicken erschienen waren. Toshio zwang den Schlitten in eine Linkskurve, so steil wie er konnte, ohne einen Überschlag zu riskieren.
    Das Summen der Notaggregate ging in ein Kreischen über, als er plötzlich in Verzweiflung die Maschine hart nach Backbord zog. Die riesige, dunkle Masse eines Metallwinkels erhob sich über ihm.
    Er konnte bereits eine Tiefenströmung feststellen, als die Schockwelle begann, zu seiner Rechten Brecher zu bilden – die sich zusammenrollten und wie ein Zyklon das abfallende Ufer der Insel hinauf rasten.
    Toshio wollte aufschreien, aber der Kampf, aufrecht zu verharren, nahm ihm allen Atem. Statt dessen preßte er die Zähne zusammen und zählte still, während die schrecklichen Sekunden verrannen.
    Rechtzeitig tauchte die scharfe Kante des Walls auf. Nach zehn Metern schwamm der Schlitten in einer Wolke aus Blasen um die klippenartige Nordseite. Toshio war sich schwach dessen bewußt, daß er, obwohl immer noch unter Wasser, zu seiner Rechten hinunterblicken und die niedrigen Strandkräuter der Insel sehen konnte. Er ritt im Zentrum eines hohen Wasserberges.
    Dann war er hindurch. Das Meer öffnete sich vor ihm, und einer der tiefen Ozeangräben lag düster und scheinbar endlos unter ihm. Toshio zog die Bugflosse in diese Richtung und flutete die Tanks. Der Schlitten tauchte schneller als jemals zuvor in die Tiefe.
    Das Hecktriebwerk trieb ihn stotternd vorwärts. Toshio passierte Wolken herabsinkender Trümmer, die in den gegensätzlichen Gezeitenströmen gefangen waren. Dunkelheit und Kälte erreichten ihn, und er suchte den Frost wie eine Zuflucht. Das Tal stieg sanft hinter ihm an, als er mit dem Schlitten in eine ruhig gebliebene Tiefe gelangte. Über sich konnte er wahrnehmen, wie der Tsunami über ihn hinwegrollte. Die Wasserpflanzen um ihn herum wogten ungewohnt hin und her. Ein Schuttregen sank langsam überall nieder. Aber das Wasser versuchte nicht mehr, ihn zu Tode zu prügeln. Toshio flachte den Tauch Vorgang ab und wandte sich, weg von allem, zur Mitte des Tales, dann erlaubte er sich, in einer Agonie gequetschter Muskeln und der Reaktion auf das Adrenalin zu versinken.
    Automatisch zwang er sich dazu, die Instrumente zu überprüfen. Wie bei einem nachträglich eingefallenen Gedanken pries er die kleinen, von Menschen entworfenen Symbionten, die sein Blut in diesem Augenblick von im Übermaß vorhandenen Stickstoff reinigten, der sonst in dieser Tiefe gefährliche Wahnvorstellungen hervorrufen würde.
    Er drosselte die Leistung der Aggregate auf ein Viertel, und sie seufzten still mit der Erleichterung einer Maschine.
    Überraschenderweise leuchteten die Anzeigelämpchen des Schlittens nach dieser rauhen Behandlung zum größten Teil noch grün. Dennoch würde er bald überholt werden müssen.
    Ihm fiel eine der Anzeigen ins Auge – eine Luftkuppel war in Betrieb. Plötzlich erfaßte Toshio einen schwachen, singenden Ton – ein Pfeifen voller Ausdauer und Verehrung.
     
    * Der Ozean ist wie ist wie ist –
    der endlose Seufzer des Traumes –
    von anderen Meeren, die es gibt, die es gibt –
    und in ihnen weitere, inmitten des Traumes –*
     
    Toshio schaltete die Unterwasserlautsprecher ein.
    „Krookida! Alles in Ordnung? Hast du genug Luft?“
    Ein bebendes, erschöpftes Seufzen folgte.
    „F-F-Flinke Finger, hallo! Ich d-danke dir für meine Rettung. Du bist so gut wie jeder Tursiops geschwommen.“
    „Das Schiff, das wir sahen, muß abgestürzt sein! Wenn es das war, kannst du wetten, daß es Nachbeben geben wird. Vielleicht ist es am besten, wenn wir eine Weile hierbleiben. Ich werde das Sonar in Betrieb setzen, so daß die anderen uns finden und herkommen können, um Luft zu holen,

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