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Analog 07

Analog 07

Titel: Analog 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Einschränkung der Denkfähigkeit, beschneidet die Chancen, daß einem der Zufall zu Hilfe kommt.
    Nimmt außerdem den Spaß am Leben – was dann besonders wichtig wird, wenn es davon sowieso nur noch so wenig gibt.
    War die Zeit, in der ich zur Welt der Lebenden zurückkehrte (vielleicht nicht ganz das passende Wort, hoffe nur, nicht feststellen zu müssen, daß es ausschließlich für mich gilt). Erster Schritt: betrifft physisches Wohlbefinden. Habe meinen Gesundheitszustand in den letzten drei Wochen sträflich vernachlässigt, saß meistens nur einfach im Sessel oder lag im Bett und lauschte auf das Ätherrauschen.
    Da ich gerade von körperlichem Wohlbefinden spreche – ich bin hungrig wie ein Wolf. Habe hin und wieder etwas geknabbert, ohne darauf zu achten, wie oft und was, meistens, wenn ich Terry gefüttert und getränkt habe. (Habe zwar keine Rücksicht auf meinen eigenen Zustand genommen, meinen fröhlichen Schwachkopf während meiner Depression jedoch nie vernachlässigt. Bastelte ihm sogar eine Behelfssitzstange aus einem Stuhl und einem Werkzeuggriff aus Hartholz, fand so robustes Material, das mit einiger Sicherheit eventuellen Anfällen von Zerstörungswut standhielt. Ernährung war zugegebenermaßen nicht ideal – Gemüse, Obst, Fleisch usw. in Dosen –, Beschwerden meines Kunden kamen mir jedoch nicht zu Ohren, und dazu würde es zweifellos kommen, wenn welche angezeigt wären: Unzufriedenheit mit dem Dargebotenen wird zuerst dadurch deutlich gemacht, daß es auf den Boden geworfen wird; tritt keine sofortige Verbesserung ein, ist es aus mit der Gemütlichkeit.)
    Habe auch festgestellt, daß ich schmierig bin! Trage dieselben Kleider wie vor drei Wochen, als ich hier herunterkam. Weder Kleidung noch darunter befindliche übelriechende Schmutzschicht ist seitdem mit Wasser, Seife oder Deodorant in Berührung gekommen. (War das noch die verwöhnte Candy Smith-Foster, die nach der kleinsten körperlichen Anstrengung oder Kontakt mit möglicherweise schmutziger Umgebung auf einer Dusche und einem vollständigen Kleiderwechsel bestand? Bedauernswerterweise wohl.) Und jetzt, wo ich dazu in der Lage bin, das zu bemerken, habe ich es auch getan! Selbstachtung könnte sich glatt verabschieden.
    Also entschuldigen Sie mich bitte. Muß mich sofort in Ordnung bringen. Erst ein Bad (muß wahrscheinlich drei- bis viermal das Wasser wechseln, um sauber zu werden), dann eine anständige Mahlzeit, saubere Kleider. Dann geht’s an die Arbeit. Es ist Zeit, etwas mehr über den Inhalt des Schutzraums herauszufinden – über die Verfügbarkeit von Hilfsmitteln, die bei meinen Problemen dienlich sind.
    Bis später …
     
    Bitte um Entschuldigung für die Verspätung und die Vernachlässigung. Hatte soviel zu tun!
    Bad und Rückkehr zu vernünftiger Ernährung vervollständigten meine Genesung, Lebensgeister erwachten wieder, ebenso meine Entschlußkraft, mein Einfallsreichtum, meine Neugier (intellektuelle Variante, bin kein Schnüffler, dem Vernehmen nach eher das Gegenteil). Begann auch wieder mit Übungen und Training (mußte auch sofort dafür büßen, meine Kunst drei Wochen lang vernachlässigt zu haben – erster Versuch eines ganz normalen kata hat beinah einige wichtige Körperstellen zerstört und etliche geschundene Muskeln hinterlassen).
    Habe den Schutzraum systematisch durchgeforstet. Nahm Stift und Block mit hinunter zu den Lagerräumen und machte Inventur. Dann arbeitete ich mich langsam und sorgfältig durch die Bücherregale, schrieb Titel und den Standort der Bände auf, die auf meine Probleme Bezug nahmen. Dieses Projekt beanspruchte fast drei Tage. War die Mühe aber wert, Auswahl und Umfang des Bestandes war geradezu ehrfurchtgebietend. Bietet zusammen mit der Bücherei wahrscheinlich alles Notwendige, um im Alleingang neue, strahlende Zivilisation aufzubauen – wenn nötig, wieder angefangen bei Punkt Null. (Bin über den Alleingang allerdings nicht ganz glücklich – klingt so einsam. Habe außerdem keinerlei Ahnung von angewandter Parthenogenese, war bei Pfadfindern kein besonders geschätztes Thema. Einzige Erinnerung an eine Diskussion betraf Bericht über ein verwandtes Thema: Gruppenleiter war ganz Ablehnung, behauptete, Kurzsichtigkeit, Akne, unspezifische Psychosen würden dadurch verursacht. Aber, was soll’s, in Anbetracht meines Alters und der Chancen, die Pubertät zu erreichen, scheint dies sowieso kein vordringliches Problem zu sein.)
    Apropos dringende Angelegenheiten –

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