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Analog 07

Analog 07

Titel: Analog 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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habe Lebensmittel gefunden. Zivilisationsgründer kann in der Zwischenzeit wenigstens gut essen. In Tiefkühlraum, der sich an die untere Etage anschließt (Riesending – 15 qm), muß ein Vorrat für etwa fünf Jahre an gefrorenem Fleisch, Obst, frischem Gemüse sein. Stolperte zufällig darüber, Tür trug keine Aufschrift. Öffnete sie bei Routineuntersuchung, erwartete nur ein weiteres Lager. Licht fiel auf die aufschlußreiche Szene – fror mir beinahe die Nasenspitze ab vor Bewunderung über den Inhalt, bevor ich daran dachte, daß ich in einer Kälte von – 40° stand. Ergab auch gute Neuigkeiten für Terry: Daddy ahnte wohl seine Anwesenheit, Vorrat an richtiger Körnermischung im Eckschrank reicht fürs Leben. Wird sich auch ewig halten, zu kalt, um Schädlingseier auszubrüten. Hatte allerdings auch nichts gegen Dosenkost einzuwenden gehabt, hatte große Auswahl. Trotzdem war es schön, ein kräftig gepfeffertes Steak auf den fast weißglühenden Grill zu legen, den Duft beim Garen einzuatmen und es auf die Gabel zu spießen, wenn es innen noch schön blutig und außen schon fast angebrannt war. Mußte Terry natürlich dazu zwingen mitzuhalten, mag wahrscheinlich andere Sachen lieber, habe aber nicht sofort daran gedacht.
    Schade, daß dies alles Teil meiner Letzten Worte sein kann, bedeutet, daß ich beim Niederschreiben ehrlich sein muß. Viele Theologen, die ich gelesen habe, meinen, mit einer Lüge auf den Lippen zu sterben, würde einen anschließend in eine unerwünschte Richtung schicken. Da an Terrys letztem Bestimmungsort kein Zweifel besteht, muß ich aufpassen. Zwilling wäre einsam, wenn er ohne mich dort wäre – außerdem, wenn ich nicht bei ihm wäre und aufpaßte, würde er seine Anwesenheit damit ankündigen, an den Himmelstüren zu knabbern.
    Trotz des Drangs, einiges zu beschönigen, muß ich also getreu die beschämenden Details der letzten Phase meiner monumentalen Bestandsaufnahme berichten: mein Attentat auf die Kartei. Hatte sorgfältige Untersuchung – Karteikarte für Karteikarte – des Mikrofilmkatalogs geplant (der noch wesentlich umfangreicher ist als die gebundene Sammlung) und die Titel heraussuchen wollen, die für Probleme von Bedeutung sein konnten. Furchtbare Aussicht: gut zwei Kubikmeter, angefüllt mit einer kaum vorstellbaren Anzahl von Karteikarten – jede mit zehn Titeln. Selbst meine großartige Lesegeschwindigkeit in Betracht ziehend, den Gebrauch von Steno für Notizen, schien es wahrscheinlich, daß das Projekt eine erhebliche Zeitspanne meines restlichen Lebens in Anspruch nehmen würde – sogar, wenn ich mit einer normalen Lebensdauer rechnen konnte.
    Sah jedoch keine andere Möglichkeit, brauchte die Informationen. Nahm also eine Schublade herunter (von ganz oben, aber Daddy hatte in seiner Umsicht auch für eine fahrbare Leiter, wie es sie in öffentlichen Bibliotheken gibt, gesorgt), stellte sie auf den Tisch neben den Notizblock. Seufzte, nahm die erste Karte heraus, stutzte, hielt inne, sah wieder hin. Zog die nächsten zwanzig oder dreißig Karten heraus, sah sie rasch durch. Machte keineswegs damenhafte Bemerkungen über meinen Verstand (bin Genie, erinnern Sie sich?). Überlegte (nachdem mir keine Titulierungen für mich mehr einfielen), daß ich Daddy wieder einmal unterschätzt hatte.
    Der bescheidene Arzt und liebevolle Vater war die Verkörperung der Geduld – hatte aber keine mit unnötiger Unzulänglichkeit. War selbstverständlich, daß er ein System ersonnen hatte, um etwas Spezielles aus einer solch riesigen Sammlung herauszusuchen. Andernfalls wäre sie sinnlos, ein Benutzer könnte den größten Teil seines Lebens damit verbringen, nach Informationen zu suchen, statt sie zu benutzen.
    Die ersten zweihundert Karteikarten enthielten ein Inhaltsverzeichnis des Inhaltsverzeichnisses. Alphabetisch geordnet, in Kategorien eingeteilt, mit Querverweisen auf numerierte Standorte. Man sucht die Kategorie, sieht den Standort in der Hauptkartei nach, überprüft die Hauptkarte auf spezielle Titel oder Autoren hin und findet die Filme dann über die genaue Standortnummer auf den Einzelkarten. Ganz wie in der Stadtbücherei.
    Nachdem ich also meine mir selbst zugefügten Wunden geleckt hatte (mit zehn wohlverdienten Hieben mit scharfer Zunge), machte ich mich an die Arbeit. Suchte Kategorien heraus, die mit meiner Lage zu tun hatten, wurde auf den Hauptindex verwiesen, entschied mich dann für einzelne Bücher oder Filme. Warnte Terry noch einmal,

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