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Analog 1

Analog 1

Titel: Analog 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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„Das war Teil der Zentrumspolitik der Zurückhaltung.“ Er sah wieder zu Anne. „Dieser Auslöser – wie könnte der aussehen?“
    „Das könnte praktisch alles sein.“ Anne war in ihrem Sessel zusammengesackt; offensichtlich hatte sie fest mit Informationen gerechnet. „Jahreszeitenwechsel, atmosphärische Giftstoffe, Spurenelemente in Nahrung oder Wasser. Vielleicht sogar eine andere Gravitation oder ein anderes Sonnenspektrum.“
    „Oder etwas noch Subtileres“, warf Kenton ein. „Vielleicht Schwankungen im Magnetfeld oder Fragen der Bevölkerungsdichte der Thrulmodier.“
    „Ich beginne zu verstehen“, sagte Kertesz schwer. „Wollen Sie einen sofortigen Rücktransport der Fremden zum System Krüger 60 veranlassen?“
    „Nur wenn Sie bereit sind, sie zu kidnappen.“ Anne lächelte flüchtig, als sie die erstaunten Blicke bemerkte. „Ich habe mich heute vormittag kurz mit dem Botschafter unterhalten, und er lehnte es brüsk ab, von hier fortzugehen, bevor seine Aufgabe erledigt ist.“
    Kertesz strich sich über die Oberlippe. „Ich hätte auch gar nichts anderes von ihm erwartet. Vielleicht kann ich ihn umstimmen. Blair, bitte beordern Sie Ihre Huckepackschiffe her – für den Fall, daß ich Erfolg haben sollte. Dr. Rolland …“ Er zögerte. „Tun Sie einfach Ihr Bestes. Ich bitte Sie, mich zu entschuldigen.“
    Aber der Botschafter blieb beharrlich bei seiner Weigerung, Cygni zu verlassen. Er willigte aber ein, sich in einen speziellen Behandlungsraum zu begeben, der rasch im medizinischen Flügel errichtet wurde, wo Annes Spezialisten sich bemühten, die Umweltbedingungen seiner Heimatwelt so originalgetreu wie eben möglich nachzubilden. Unterhaltungen mit den Thrulmodiern verschafften spärliche Informationen über Schwerkraft, die Länge der Tage und die jahreszeitlichen Bedingungen in der Hemisphäre des Botschafters. Das Licht in dem Raum wurde auf das Spektrum von Krüger 60-B abgestimmt, und auch andere Parameter wurden in bestmöglicher Näherung berücksichtigt.
    Aber nichts half, und der Zustand des Botschafters verschlechterte sich zusehends. Um die Situation noch zu komplizieren, begann einer der Gehirntumoren Druck auf das Gehirn auszuüben und verursachte Kopfschmerzen, Benommenheit und manchmal ein getrübtes Sehvermögen. Die menschlichen Mediziner wußten mittlerweile ausreichend über die Körpervorgänge der Thrulmodier Bescheid und konnten daher diese Symptome kurieren, aber eine Heilmethode für den Krebs schien immer noch so weit entfernt zu sein wie der Boden eines Schwarzen Lochs.
     
    Kenton stand auf einem Balkon im dritten Stock des medizinischen Flügels, betrachtete die Sterne und lauschte der Stille. Schon früher hatte er einige seiner besten Einfälle unter dem nächtlichen Sternenzelt gehabt, aber dieses Mal schien der Trick nicht zu funktionieren. Vielleicht klappte er nur auf der Erde.
    Der jüngste Versuch, den Krebs des Botschafters zu heilen, war gerade fehlgeschlagen. Alle Standardtechniken – plus die zusätzlichen exotischen und unorthodoxen bis experimentellen Methoden – waren inzwischen versucht worden, und dem medizinischen Stab gingen die Ideen aus. Aber das spielte keine große Rolle mehr. Kommodore Southerns Novaschiffe würden morgen eintreffen, aber sie kamen zu spät. Der Hirntumor des Botschafters war zu kritischer Größe angewachsen, und Anne vermutete, daß es innerhalb der nächsten zwölf Tage zu dauernden Gehirnschäden kommen würde. Danach war sein Tod unausweichlich.
    Irgendwo dort draußen war Krüger 60, Kenton suchte das System, aber das Licht des Doppelsterns war zu schwach, um auf diese Entfernung wahrgenommen werden zu können.
    Chirurgie kam selbstverständlich überhaupt nicht in Frage. Kein Chirurg würde an eine solche Möglichkeit auch nur im Traum denken, wenn ihm nur die Daten der EM-Sensoren zur Verfügung standen. Zu viele praktische Fragen blieben dabei unbeantwortet. Und Gehirnchirurgie war damit noch weiter entfernt.
    Zu seiner Linken konnte er das thrulmodische Schiff auf dem dunklen Sand sehen. Es wurde von den umgebenden Warnlichtern nur spärlich erhellt. Rote Warnlichter, dieselbe Farbe wie Krüger 60.
    Was würden sie sagen, sollte das Schiff ohne den Botschafter an Bord zurückkehren? Oder gänzlich ohne Besatzung? Schließlich hatte ja jeder die Krankheit.
    Ausgenommen der Adjutant. Der hatte seine Wiedergeburt gehabt.
    Warum hatte der Adjutant eine Wiedergeburt haben können und der Botschafter

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