Analog 2
der Nation. Und die dritte Generation?“ Er machte eine abschätzige Handbewegung. „Die hält sich dann durch Polizeigewalt, wirtschaftliche Unterdrückung und andere Mittel an der Macht. Die Herrschaft der Elite ist zur Herrschaft inkompetenter Despoten geworden.“
Sein tiefes Atmen glich einem Seufzen. „So war es auf dem frühen Hamilton. Und in dem Maße, da Unfähigkeit und Despotismus wuchsen, organisierten sich die Tüchtigeren unter den Angehörigen der unterdrückten Klassen, um die Oligarchie zu stürzen. Das Bedürfnis brachte die richtigen Menschen hervor, und die besten Elemente des Planeten fanden sich zusammen. Im geheimen wurden diejenigen Werke, die von Jefferson und anderen politischen Denkern der Erde erhalten geblieben waren, in Umlauf gebracht. Schließlich kam es zur Explosion, und die Jeffersonier kamen an die Macht und änderten in ihrer Begeisterung den Namen des Planeten.“
Er hielt einen Augenblick inne, ehe er fortfuhr. „Begeisterung ist der einzige Ausdruck, denn das Bedürfnis nach Wandel hatte buchstäblich Giganten unter den Menschen hervorgebracht, und diese volkstümlichen Giganten wurden von den jubelnden, lebhaft Anteil nehmenden Bürgern in die Regierung gewählt. Sie wurden zu den Erwählten der neuen Regierung, entwarfen eine neue Verfassung, führten fortschrittliche Gesetze ein und so weiter.“
Er brummte neuerlich verächtlich. „Das war die erste Generation. Ich glaube, ich brauche nicht im Detail auszuführen, was während der nächsten drei bis vier Generationen passierte. Die Demokratie funktioniert nur unter Gleichen, die im höchsten Maße an der Regierung interessiert sind. Die Bevölkerung von Jefferson bestand nicht aus Gleichen. Unter anderem gab es große Unterschiede an materiellem Reichtum, da das Wirtschaftssystem die freie Marktwirtschaft war. Diejenigen mit größeren Machtmitteln beherrschten bald die politischen Parteien, und die Wählerschaft wurde zynisch.“
Norman Victor nickte. „Die hamiltonische Überlieferung hatte sich, wenn auch nur im geheimen, unter Intellektuellen und aufrichtigen Männern guten Willens erhalten. Eine Oligarchie weiser, reicher und tüchtiger Männer riß die Führung an sich, und der Name unserer Welt wurde wieder in Hamilton umgeändert.“
„Und so ging es im Verlauf der Jahrhunderte weiter“, knurrte Ross Metaxa. „Ich würde sagen, Ihr Planet befand sich immer im alten Trott.“
„Im Gegenteil“, meinte Stacy nachdenklich. „Es ging nichts im alten Trott weiter. Man könnte gewissermaßen sagen, daß sowohl Jefferson als auch Hamilton recht bekamen. Die jeffersonische Demokratie funktionierte in der anfänglichen Begeisterung über den Erfolg der amerikanischen Revolution von 1776 wunderschön. Aber hat nicht Jefferson selbst erklärt: ‚Der Baum der Freiheit muß von Zeit zu Zeit mit dem Blut von Patrioten und von Tyrannen aufgefrischt werden?’ Genauso ging es auf unserem Planeten zu. Alle paar Generationen frischen wir ihn wieder auf.“
Stacy wandte sich wieder dem früheren Tyrannen zu. „Aber was hat diese Empfehlung zu bedeuten, ich solle bis zu den Neuwahlen das vorläufige Staatsoberhaupt sein?“
Norman Victor schüttelte sich vor Müdigkeit. Heute hatte er keine Injektion gehabt. Er sagte jedoch jetzt: „Sobald die Ceutaner, ausgelöst durch die Maßnahmen des Kommissars Metaxa hier, den Verkauf von Nartha an Hamilton einstellten, hat Ihr Rat der Sieben, von der Sektion G dazu angestiftet, wie ich vermute, keine Zeit verloren, um die Mär zu verbreiten, daß die Einfuhr der Droge auf meine Veranlassung hin gestoppt wurde. Meine Regierung wurde gestürzt, und da ich kein Interesse daran habe, etwas von dem Tyrannenblut zu liefern, das Jefferson für die Auffrischung des Baums der Freiheit empfahl, bin ich hierher zur Erde geflohen. Ich riet dem Kommissar, Sie als Kopf der neuen provisorischen Regierung vorzuschlagen, denn von all den Jeffersoniern, die ich kenne, sind Sie am reifsten und erfahrensten, da Sie nie mit Nartha zu tun hatten.“
„Sie müssen wissen“, sagte Norman Victor schmerzlich, „daß ich, auch wenn ich der abgesetzte Tyrann von Hamilton bin, noch immer ein Sohn des Planeten meiner Geburt bin und ihm während des Großteils meines Lebens nach besten Kräften gedient habe. Es blieb mir nicht verborgen, daß ein neuer Wandel bevorstand. Meine eigenen langfristigen Pläne fielen in vieler Hinsicht mit denen des Rates der Sieben zusammen. Denken Sie daran, daß ich
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