Analog 5
Urteil der anderen Meister anheimzustellen und sicherzustellen, daß durch deine Taten und Entscheidungen dem Eigentum anderer Meister kein Leid noch Schaden zugefügt werden wird, ansonsten dein Leben verwirkt ist?“
Martin spürte den Schweiß von seinen Achselhöhlen herabrinnen, und er wußte gleichzeitig, daß seine Hände gezittert hätten, hätte er sie nicht so fest über der Brust gefaltet gehabt.
„Denke sorgsam darüber nach, Freund von einer anderen Welt“, sagte der neugewählte Meister, der nun wieder an seine Seite trat. „Eine impulsive Entscheidung wird sie nicht beeindrucken, auch wenn dieser Impuls Freundschaft und Loyalität entspringt. Wenn du dich nun zurückziehst, dann wird deine Strafe gering ausfallen. Wahrscheinlich wird man dich von Teldi verbannen und dir den Schutz der Meister entziehen, was dich beides wahrscheinlich nicht besonders bekümmern wird.“
Martin räusperte sich. „Meine Entscheidung wurde sorgfältig überdacht und basiert nicht auf einer Gefühlsaufwallung“, sagte er. „Ich bin nicht dumm, aber die Beziehungen zwischen Meistern und Sklaven auf Teldi haben mich verwirrt, ebenso wie die wahre Natur und Funktion der Meister. Aber nun bin ich nicht mehr verwirrt.“
Die Schwerter deuteten immer noch so bewegungslos auf ihn, daß man die Szene leicht für eine Fotografie halten konnte, bis Skorta erneut sprach.
„Erhebe dein Schwert und halte es vertikal, so daß das Ende des Griffes deine Flagge berührt“, sagte er. „Stütze das Schwert in dieser vertikalen Position, indem du die Handfläche gegen dessen Spitze drückst. Dabei mußt du so fest drücken, daß Blut hervorquillt. Dann wirst du die Worte ‚Ich akzeptiere die Pflichten und Verantwortlichkeiten eines Meisters’ sprechen, worauf du das Schwert ablegen und der Handverletzung die entsprechende medizinische Behandlung angedeihen lassen wirst. Danach mußt du die Reaktion der Meister abwarten.“
Er hätte es beinahe verpatzt, denn die Höhe des Tisches erforderte es, daß er sich auf Zehenspitzen stellte, um mit der Handfläche gegen die Schwertspitze pressen zu können, und daher rutschte das Schwert ab und schnitt in den Ballen unterhalb seines Daumens. Aber er war so erleichtert, daß es ihm nicht zu Boden fiel, daß er die Schmerzen überhaupt nicht bemerkte, obwohl das Blut in einem Schwall am Schwert herabtropfte.
„Ich akzeptiere die Pflichten und Verantwortlichkeiten eines Meisters“, sagte Martin so fest er konnte.
Die Schwerter wichen keinen Millimeter, während er seines ablegte und die Wunde mit einem Pflaster bedeckte. Dann wurde ein Schwert in die Höhe geschwenkt, die Spitze deutete zur Decke, schließlich folgte ein weiteres, dann noch eines, und bald waren alle siebzehn Schwerter erhoben, worauf sie wieder auf ihre Wimpel gelegt wurden.
Skorta verbeugte sich ernst und sagte: „Die Abstimmung fiel einstimmig aus, Freund von einer anderen Welt. Du kannst nun zu uns sprechen, und alles, was du sagst, wird als unabdingbare Tatsache anerkannt werden, und das gleiche gilt auch für jede Demonstration deiner Mechanismen. Wenn sich deine Worte als falsch oder unzutreffend erweisen sollten, wirst du selbstverständlich deinen Meisterfreunden Rede und Antwort stehen müssen.“
„Ich verstehe“, sagte Martin, während er den Tri-Di-Projektor aus dem Rucksack holte. „Was wäre geschehen, wäre die Wahl nicht einstimmig ausgefallen? Hätte ich dann kämpfen müssen?“
„Nur in allerletzter Instanz“, antwortete der Teldier. „Zuvor hätte man wahrscheinlich viele Tage lang über gewaltlose Maßnahmen geredet. Auf Teldi gibt es niemals genügend Meister, Martin. Die Seniorsklaven, die für eine Meisterschaft vorgeschlagen werden, sind meist zu intelligent, um sich freiwillig eine solche Verantwortung aufzubürden. Aber gelegentlich gibt es auch welche, wie wir beide, die von einem seltsamen Irrationalismus heimgesucht werden. Uns erscheint es eine dankbare Sache, solche undankbaren Aufgaben zu übernehmen … Bist du bereit zu beginnen, Martin?“
Martin zögerte nicht.
„Ich bin bereit“, bestätigte er.
Er wartete, bis Skorta seinen Platz an dem großen Tisch wieder eingenommen hatte, und dann sagte er, daß er nun die Ereignisse auf seinem Heimatplaneten Erde beschreiben wolle, die sich zugetragen hatten, nachdem die Föderation mit ihm in Kontakt getreten war und die Bürgerschaft angeboten hatte. Er deutete zur Eingangstür und der Wand gegenüber dem Tisch, dann
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