Anansi Boys
sie nach. Angesichts dessen, dass ihr Telefon – wie nannte m a n da s : gehäckt? – worden war, würde sie wohl einfach auf die Straße hinausgehen, einen Polizisten finden und for m elle Beschwerde einle g en m ü ssen. Nichts passierte, als Maeve den Knopf für den Fahrstuhl drückte, also nahm sie die Treppe. Beim Hinun t ergehen dachte sie, dass wahrscheinlich wieder mal kein Polizist zu sehen sein würde, wenn man schon ma l einen brauchte, die sausten ja ständig nur in diesen Autos durch die Gegend, die immer Niinorninor machten. Die Polizei, fand Maeve, sollte paarweise durch d i e Straßen schlendern und den Leuten sagen, wie spät es is t , oder am unteren Ende von Regenrohren stehen und die ganzen Einbrecher in E m pfang nehmen, die dort m it ihren Säcken voller Beute heruntergeklettert ka me n …
Am unteren Ende der Tr e ppe, in der Eingangshalle, standen zwei Polizeibea m te, ein Mann und eine Frau. Sie hatten gerade keine Uniform an, aber sie waren trotzdem Polizisten. Unverkennbar. Der Mann war stäm m ig und rotgesichtig, die Frau war kle i n und dunkel und wäre unter anderen U m ständen wo m ögli c h ausgesprochen hübsch gewesen. »Wir wissen, dass sie bis hierher gekommen ist«, sagte die Frau gerade. »Die E m pfangsda m e erinnert sich, dass sie d i e Büroräume betreten hat, kurz vor Mit t ag. Als sie aus der Mittagspause zurückka m , waren beide weg.«
»Glaubst du, dass s i e zusammen getürmt sind?«, fragte der stämmige Mann.
»Ähm, entschuld i gen Sie«, sagte Maeve Livingstone höflich.
»Es ist d e nkbar. Es m u ss eine einfache Erklärung geben. Das Verschwinden von Grahame C o ats. Das Verschwinden von Maeve Livings t one. Wenigstens haben wir Nancy in Gewahrsam.«
»Wir s i nd selbstverständlich n i cht zusammen getür m t«, sagte Maeve, aber sie fand keine Beachtung.
Die beiden Polizeibeam t e n stiegen in den Fahrstuhl und schlugen die Tür hin t er sich zu. Maeve sah zu, wie sie losschaukelten, dem obersten Stockwerk entgegen.
Sie hielt noch immer ihr H a ndy in der Hand. Es begann jetzt zu vibrieren und spi e lte dann »Greensleeves«. Sie warf einen Blick aufs Display. Morris’ Foto füllte es ganz aus. Aufgeregt drück t e sie auf den grünen Knopf. »Ja?«
»Hallo, L i ebes. W i e geht’s?«
Sie sagte: »Danke, gut.« Dann sagte sie: »Morris?« Und dann: »Nein, überhaupt nicht gut. Eigentlich ganz schrecklich.«
»Jau«, sagte Morris. »Hab ich m ir schon gedacht. Aber da kann man jetzt erst ma l nic h ts m a chen. Ist jetzt Zeit, den Weg weiterzugehen.«
»Morris? Von wo rufst du an?«
»Das ist ‘n b i sschen ko m plizi e rt«, sagte er. »Ich mein, ich bin g a r nicht wirklich am Telefon. Wollte dir einfach nur weiterhelfen.«
»Grahame Coats«, sagte sie. »Er war ein Gauner.«
»Ja, Liebes«, sagte Morris. »Aber es ist Zeit, das alles loszulassen. Lass es hinter dir . «
»Er hat mich von h i nten auf den Kopf geschlagen«, erzählte s i e i h m. »Und er hat uns unser Geld gestohlen.«
»Das sind nur ma terielle D i nge, Liebes«, sagte Morr i s besch w ichtig e nd . »J e tz t has t d u da s Jam m erta l hinte r di r …«
»Morris«, sagte Maeve. »Di e ser pestbringende kleine Wu r m h a t vers u c h t , d e i n e F r a u z u e r mor d e n . Ic h fi n d e wi rk lich, du könntest ein bisschen mehr Betroffenheit zeigen.«
»Sei nicht so, Liebes. Ich versuch nur zu erklären …«
»Also, Morris, ich muss d i r sagen, wenn das deine Einstellung ist, dann werde ich die Sache einfach selbst in die Hand nehmen. Ich werde ganz bestimmt nicht die Achseln zucken und alles vergessen. Für dich mag das angehen, du bist t o t. Du brauchst dir keine Gedanken über diese Dinge zu mache n .«
»Du bist auch tot, L i ebes.«
»Das tut j e tzt wenig zur Sache, Morris«, sagte sie. Dann:
»Was bin ich?« Und dann, b e vor er irgendetwas sagen konnte, sagte Maeve: »Morr i s, ich sagte, er hätte versucht, m i ch zu er m o rden. Es war keine Rede davon, dass es ihm gelungen sei.«
»Ähm.« Der verstorbene Morris Livings t one schien um Worte verlegen. » M aeve. L i ebes. Ich weiß, das ist jetzt vielleicht ein bisschen ein Schock für d i ch, aber die Wahrheit ist die, dass …«
Das Telefon machte ein »Plibbel«-Geräusch, und die Abbildung einer leeren Batterie erschien auf dem Display.
»Das habe ich leider nic h t verstanden, Morris«, sagte sie. »Ich fürchte, die Akkus im Telefon verabschieden sich gerade.«
»Du hast keine
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