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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Unabhängigkeitserklärung im Jahre 1962 für angezeigt befunden hatte, ihre Befreiung vom kolonialen Joch auf me hrererlei Weise zu demonstrieren, unter anderem durch die Schaffung e iner sehr e igenen Gerichtsbarkeit sowie durch e i nen einzigartigen M a ngel an Auslieferungsabko m men m it dem Rest der Welt.
    Das Flugzeug landete. Grahame Coats stieg aus und schritt, seinen Reisekoffer hin t er sich herziehend, ü b er das sonn i ge Rollfeld. Er zückte den passenden Reisepass den von Basil Finnegan und ließ ih n a b ste m peln, sammelte sein übriges G e päck vom Förderband und g i ng dann durch den unbesetzten Zoll in die winzige Flughalle, um von dort aus in den prächtigen Sonnensche i n hinauszutreten. Er trug T-Shirt, Shorts und S a ndalen und sah aus wie ein britischer Urlauber im Ausland.
    Sein Hausmeister wartete vor dem Flughafen auf ihn. Grahame Coats setzte sich auf die Rückbank des schwarzen Mercedes und sagte: »Nach Hause, bitte.« Auf der Fahrt von Willia m stown, unterwegs zu seinem a u f ein e m Berg gelegenen Anwes e n, blic k te er mit e i nem zufriedenen Besitzerlächeln auf die Insel hinaus.
    Ihm fiel wieder ein, dass er sich vor seinem Abflug aus England einer Frau entledigt hatte. Er fragte sich, ob sie wohl noch am Leben sei; er wagte es zu bezwe i feln. Der Gedanke, getötet zu haben, stö r te ihn ni c h t. Viel m e hr war es ein überaus befriedigendes Gefühl, beinahe als habe er es tun müssen, um sich als vol l ständiges Wesen zu spüren. Er fragte s ich, ob er j e w i e d er Gelegenheit dazu bekä m e .
    Er fragte sich, ob es vielleicht schon recht bald der Fall sein würde.

KAPIT E L
ZEHN
    —————
    IN DEM
    FAT CHARLIE
    DIE WELT SIEHT
    U N D
    MAEVE LIVINGSTONE
    UNZU F RIEDEN IST
    —————
     
    FAT CHARLIE saß auf der D e cke auf dem Metallbett und wartete darauf, dass etwas passierte, aber es passierte nichts. Es fühlte sich an, a l s würden me hrere Monate vergehen, und zwar extrem langsam. Er versuchte zu schlafen, wusste jedoch nicht mehr, wie das geht.
    Er schlug gegen die Tür.
    Je ma nd rief: »Ruhe da!« Er konnte nicht erkennen, ob es ein Bea m ter oder ein Mithäftling war.
    Er ging i n der Zelle auf und a b , gefühl t e zwei bis drei Jahre lang, bei vors i chtiger S c hätzung. Dann setzte er sich wieder hin und l ieß die Ewigkeit über sich zusammenschlagen. Durch den oben in der Wand sitzenden dicken Glasstein, der als Fenster seinen Die n st verrichtete, war Tageslicht zu sehen, allem A n schein nach das gleiche Tageslicht, das schon sichtbar g e wesen war, als am Morgen die Tür hinter ihm geschlossen wurde.
    Fat Charlie versuchte sich daran zu erinnern, was die Leute im Gefängnis nor ma lerweise machten, um sich die Zeit zu vertreiben, aber ihm f i el nicht viel ein: gehei m e Tagebücher führen und irgendwelche Dinge im Hintern verstecken – darüber hatte er mal g e lesen. Er besaß jedoch nichts, worauf er schreiben konnte, und seiner Ansicht nach ließ sich ein ganz wes e n tlicher Maßstab für ein gelungenes Leben aus der Tatsac h e gewinnen, dass man nicht gezwungen war, Dinge in seinem Hintern zu verstecken.
    Nichts geschah. Es geschah weiterhin: Nichts. Noch mehr Nichts. Die Rückkehr des Nichts. Der Sohn des Nichts. N i chts ist wieder unte r wegs. Nichts, Teil 10. Nichts schlägt zurück …
    Als die T ü r aufgeschlossen wurde, wäre Fat C h arlie um ein Haar i n Jubel ausgebrochen.
    »Okay. Bewegung im Hof. K a nnst ‘ne Zigarette haben, wennde eine brauchst.«
    »Ich rauche nicht.«
    »Ist eh ‘ne schlechte Angewohnheit.«
    Der Hof zum Bewegen war ein unüberdachter Platz in der Mitte des Polizeireviers, rundum von Mauern u m geben, auf denen Stacheldraht l a g. H i er marschierte Fat Cha r lie immer im Kreis herum und kam dabei zu der Überzeugung, dass unter den Dingen, in die er sich keinesfalls zu begeben wünschte, der Polize i gewahrsam eine Spitzenstellung einnah m . Fat Charlie hatte durchaus keine spezielle Neigung für die Pol i zei, aber bis jetzt war es ihm immerhin noch gelungen, ein grundsät z liches Vertrauen auf die natürliche Ordnung d e r Dinge zu bewahren, darauf, dass es irgendeine Macht gab – ein V i k t orianer hätte sie vielleicht als »Vorsehung« aufgefasst –, die dafür sorgte, dass die Schuldig e n bestraft und die Unschuld i gen auf freien Fuß gesetzt wurden. Dieser Gla u be war im Angesicht der jüngsten Ereignisse zerstäubt und von der Vermutung ersetzt worden, dass er den Rest sei n

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