Anansi Boys
es Le b e ns damit verbringen werde, seine U n schuld gegenüber einer Vielzahl von unerbittlichen Richtern und Peinigern zu beteuern, von denen viele wie Daisy a u ssahen, und dass er höchstwahrsche i n lich am n ächsten M orgen in Zelle sechs aus unruhigen T r äumen erwachen und sich i n eine ungeheuere Kakerlake verwand e lt f i nden würde. D e nn daran konnte ja kein Zweifel bestehen, dass es ihn i n j e ne bösart i ge Sorte von Univ e r sum verschlagen hatte, in denen Menschen zu Ungezie f er verwandelt werden …
Etwas fiel aus dem Himmel und landete im Stacheldraht über ihm. Fat Charl i e sah auf. Eine Amsel starrte ihm mit hoch m ütigem Desinteresse entgegen. Dann gab es einiges Geflatter, und der A m sel gesellten sich mehrere Spatzen zu und etwas, das Fat Charlie für eine Drossel hielt.
Sie starrten ihn an; er starrte z u rück.
Weitere Vögel ka m e n.
Es wäre F a t Charlie schwergefallen, genau zu besti m men, an welchem Punkt die Ansam m lung von Vögeln auf dem Stacheldraht vom Interessanten ins Erschreckende u m schlug. In jedem Fall aber i r gendwo i m ersten Hundert. Und es hatte vor allem da m it zu tun, dass sie weder gurrten noch krächzten noch trillerten noch sangen. Sie landeten einfach alle auf dem Stache l draht und beobachteten ihn.
»Verschwindet«, sagte Fat Charlie.
Wie ein Mann, beziehungsweise ein Vogel, folgt e n sie der Aufforderung nicht. Stattdessen sprachen sie. S i e sagten seinen Namen.
Fat Charlie ging h i nüber zur Tür in der Ecke. Er schlug dagegen. Er sagte ein paarm a l »Entschu l dig u ng«, und dann begann er zu rufen: »Hilfe!«
Ein du m pfes Geräusch. Die Tür wurde geöffnet, und ein m it schweren Augenlidern a u sgestattetes Mitglied der Polizei Ihrer Majes t ät s a gte: »W o llen ma l schwer hoffen, dass es was Wichtiges ist.«
Fat Charlie zeigte nach oben. Er sagte nichts. Das musste er auch nicht. Der Poli z ist e n m und klappte seltsam weit auseinander, und die Kinnlade hing schlaff nach unten. Fat Charlies Mutter hätte den M a nn aufgefordert, den Mund zuz u mac h en, sonst würde am Ende noch etwas hineinfliegen.
Der Stacheldraht sackte durch unter dem Gewicht von abertausend Vögeln. Winzige Vogelaugen starrten unverwandt nach unten.
»Meine Fresse«, sagte der P o lizist, und er führte Fat Charlie ohne ein weiteres Wort in den Zellenblock zurück.
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MAEVE LIVING S TONE ha t te Schmerzen, sie lag h i ngestreckt auf dem Boden. Sie erwachte, und ihre Haare und ihr Gesicht waren nass und war m , dann schlief sie erneut ein, und als sie wieder aufwachte, waren Haare und Gesicht klebrig und kalt. Sie träu m t e, erwachte und t r äu m t e wieder, wurde grad wach genug, um sich des Schmerzes am Hinterkopf bewusst zu w e rden, und dann, weil es leichter war zu schlafen, und weil si e , während sie schlief, keine Schmerzen hatte, ließ sie sich vom Schlaf u m fangen und einhüllen wie von einer bequemen Decke.
In ihren Träumen ging sie durch ein Fernsehstudio, auf der Suche nach Morris. Hin und wieder bekam sie ihn auf den Monitoren kurz zu sehen. Jedes Mal wirkte er besorgt. Sie versuchte den Ausgang zu finden, aber alle Wege führten sie nur i mmer w i eder zur ü ck in die Studiokulissen.
Mir ist so kalt, dachte sie, und da wusste sie, dass sie wieder wach war. Der Sc h m e r z allerdings hatte nachgelassen. Alles in alle m , dachte M a eve, fühlte sie sich ganz gut.
Es gab irgendetwas, das sie wütend mac h te, aber sie war sich nicht ganz sicher, was das war. Vielleicht hatte es m it anderen Teilen ihres Tra u mes zu tun.
Es war dunkel, dort wo sie sich befand. Es schien sich um eine Art Besenkammer zu handeln, und sie streckte die Ar m e aus, um in der Dunk e lheit nicht irgendwo anzustoßen. Unsicher, die Arme n ach vorn gestreckt und die Augen geschlossen, m a chte sie ein paar Sc h r itte, dann öffnete sie die Augen. Jetzt war sie in einem Raum, den sie kannte.
Es war ein Büro.
Grahame Coats’ Büro.
Jetzt erinnerte sie sich. D i e typische Benommenheit nach dem Erwachen war noch da – sie konnte noch nicht wieder klar denken, und so richtig in G a ng kommen würde sie natürlich sowieso erst, wenn s i e ihre m o rgendliche Tasse Kaffee getrunken ha t te – aber dennoch fiel ihr alles wieder ein: Grahame Coats’ He i m tüc k e, sein Verrat, sein kri m inelles Verhalten, sein …
Ja, was denn, dachte sie, er hat mich überfallen. Mich hinterrücks geschlagen. Und dann dachte sie: Die
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