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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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könnte … Siehste, da haben wir’s schon … Ist so leicht, wie die Flasche an den Ha l s zu setze n .«
    Er zog an der Tür. Die Tür ging auf, und sie erblickten das Ding auf dem Boden.
    »Himmel h errgott«, sagte M a eve Livings t one. »Das b i n doch nicht ich.« Sie hätte geglaubt, dass sie me hr für ihren Leichna m empfinde n würde , abe r d e m wa r nich t so ; e r er i n nerte sie an ein totgefahrenes Tier auf der Straße.
    Schon ba l d war der Raum voll e r Leute. Maeve, die noch nie viel Interesse für Kri m inalfilme hatte aufbring e n können, war schnell gelangweilt und schenkte dem Geschehen erst wieder erhöhte Aufmerksa m keit, als sie sich un m issverständl ic h die Treppe hinun te r und aus der Eingangstür getragen fühlte, denn das war der Moment, in dem ihre sterblichen Überreste in einem diskreten blauen Plastiksack fortgeschafft wurden.
    »Na, wer sagt’s denn«, sagte Maeve Livingstone. Sie war draußen.
    Wenigstens aus dem Büro im Aldwych heraus. Offensichtlich, das war ihr k l ar, gab es Regeln. Es musste ja wohl Regeln geben. Nur wusste sie nicht so recht, was für Regeln das waren.
    Unversehens machte sich in ihr der Wunsch breit, dass sie im Leben etwas religiöser gewesen wäre; sie hatte es aber einfach nie fertiggebracht: Als kleines Mädchen war sie nicht im stande gewesen, sich einen Gott vor z u stellen, der manche Leute so sehr ver a bscheute, dass er sie zu Höllenqualen bis in alle Ewigkeit verdam m t e, meistens dafür, dass sie n i cht ordnungsge mä ß an ihn g l aubten, und als sie heranwuchs, verdichteten sich ihre Kindheitszweifel zu der felsenfesten Überzeugung, d a ss das Leben, von der Geburt bis zum Grab, alles war, was es gab, und alles andere nur eingebildet. Das war ein guter Glaube gewesen, m it dem sich das Leben tad e llos hatte meistern lassen, aber nun wurde er ernsthaft auf die Probe gestellt.
    Allerdings war es doch sehr die Frage, ob sie, selbst wenn sie ihr Leben lang brav in die richtige Kirche gegangen wäre, auf dies h i er hätte vorbereitet sein könn e n. Maeve kam zu dem Schluss, dass der Tod in einer vernünftig organisier te n Welt so etwas wie ein All-inclusiveLuxusurlaub sein sollte, wo man gleich zu Anfang eine Mappe ausgehändigt bekom m t m it allerlei Tickets, Gutscheinen, Programmen und d i v e rsen Telefonnummern, die man anrufen kann, wenn es Proble m e gibt.
    Sie ging nicht. Sie flog nicht. Sie bewe g te sich wie der Wind, wie ein kalter Herbstwind, der den Leuten einen Schauer über den Rücken jag t e, wenn s i e vorbeik a m, und das Laub auf den Bürgersteigen aufwirbelte.
    Sie ging dorth i n , wo sie imm e r als Erstes hinging, wenn sie nach London k a m : zu Selfridges, dem Kaufhaus in der Oxford S t reet. Maeve hatte, als sie noch sehr vi e l jünger gewesen war, in der Kos m e t ikabteilung von Selfr i dges gearbeitet, immer zwischen zwei Tanzengagements, und später hatte sie es sich angeleg e n sein lassen, so oft wie m öglich dorth i n zurückzukehren und teures Make-up zu kaufen, ganz wie sie es sich geschworen hatte in den a l ten und är me ren Zeiten.
    Sie spukte in der Sch m inkabteilung herum, bis ihr langweilig wurde, dann sah sie sich ein wenig in der Möbeletage um. Zwar würde sie nie wieder ei n e n neuen Esstisch kaufen, aber es konnte doch wir k lich nichts schaden, wenn man mal schaute, was es so gab …
    Danach schwebte sie durch die Abteilung für Unterhaltungselek t r onik, u m geben von Fernsehb i ldschir m en in allen Größen. Auf einigen lief g e rade eine Nachrichtensendung. Der Ton war an allen Ger ä ten abgeschaltet, aber das Bild, das jeden Bildschirm a u sfüllte, war das von Grahame Coats. Abscheu stieg in i h r a u f, heiß wie gesch m olzene Lava. Ein anderes Bild erschien, und je tzt sah sie sich selbst – ein Fil m a u sschnitt von ihr an Morris’ Seite. Es handelte sich, wie sie sogleich erkannte, um den »Gib m ir einen Fünfer, und ich knu t sch dich grün und blau«-Sketch ans Morris Livingstone, nehme ich an.
    Sie hätte zu gern eine M öglichkeit gefunden, um ihr Handy wieder aufzuladen. Sel b st wenn sie da m it nie m anden erreichen konn t e außer jen e r nervtötenden Stimme, die wie ein Pastor geklungen hatt e , wäre sie jetzt bereit gewesen, sogar m it dieser Person zu sprechen. Am liebsten aber hätte sie sich m it M o rris unte r halten. Er würde wissen, was zu tun war. Die s ma l , dachte sie, würde sie ihn zu Wort kommen lassen. Diesmal würde sie

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