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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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was ich davon halten soll. Aber ich habe nachgedacht. Und weißt du«, sagte Spider, »an der ganzen Sache ist irgendwas faul.«
    »Ich kann dir auch sagen was: alles«, sagte Fat Charlie.
    »Nein, ich me ine, es ist e t was faul daran, dass die Vogelfrau uns ans Leder will.«
    »Jawohl. Es ist faul. Es ist gemein, und es gehört sich nicht. Willst d u es ihr sagen, oder soll ich?«
    »Nein, faul nicht in dem Sinne. Eher, was die Log i k betrifft. Denk doch mal nach ich meine, wenn man den Hitchcoc k -Film ma l außen vor lässt, sind Vögel nicht das ideale Mittel, u m jemandem a n s Leder zu wollen. Sie m ö gen der geflügelte Tod für Insekten sein, aber sie sind wirklich nicht besonders gut geeignet dafür, Menschen anzugreifen. In Millionen von Jah r en haben sie gelernt, dass es wahrscheinlicher ist, dass die M e nschen sie fressen, a l s u m gekehrt. Ihr Inst i nkt sagt, i hnen, dass sie uns i n Ruhe lassen sollten.«
    »Nicht alle«, sagte Fat Charl i e. »Nicht die Geier. Oder Raben. Aber die tauchen erst auf dem Schlachtfeld auf, wenn der Ka m p f vorbei ist. Warten darauf, dass du stirbst.«
    »Was?«
    »Ich sagte, außer den G e iern und Raben. Ich meinte nicht …«
    »Nein.« Spider konzentrierte sich. »Nein, es ist wieder weg. Du hattest m i ch auf i r gendwas gestoßen, und ich hatte es beinahe zu fassen beko m men. Hör mal, hast du Mrs. Dunwiddy schon erreicht?«
    »Ich habe bei Mrs. Higgler angerufen, aber da geht keiner ran.«
    »Na, fahr hin und rede m it ihnen.«
    »Du hast gut reden, aber ich bin pleite. Vollko m men blank. Ich kann nicht andauernd über den Atlantik fliegen und wieder zurück. Ich habe nicht mal mehr Arbeit. Ich bin …«
    Spider griff in seine schwa r zrote Jacke und zog eine Brieftasche hervor. Er entna h m ihr ein Bündel Geldscheine in allerlei Währungen, das er Fat Charlie in die Hand drückte. »Hier. Das sollte reichen, um hinund wieder zurückzukommen. Sieh halt zu, dass du die F e der m itbringst.«
    Fat Charlie sagte: »Hör z u . Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass Dad vielleicht gar nicht tot ist?«
    »Was?«
    »Na ja, wenn man es sich überlegt. Vielleicht war das einer von seinen lustigen S t reichen. Es kom m t einem so vor wie e t was, das er f e rtigbringen würde, oder?« Spider sagte: »Ich weiß nicht. Könnte sein.«
    Fat Charlie sagte: »Mit Siche r heit. Das ist jedenfalls das Erste, was ich tun werde. Ich werde zu seinem Grab gehen un d …«
    Aber dann sagte er weiter nic h ts me hr, denn dies war der Mo me nt, als die Vögel kamen. Es waren Stadtvögel: Spatzen und Stare, Tauben und Krähen, tausende und abertausende, die in dichten Reih e n, wie ein großer wogender Teppich durch die Regent Street auf Fat Charlie und Sp i d er zugeflogen ka me n. Eine gefie d erte Phalanx, gewaltig wie die Seitenwand eines Wolkenkratzers, vollkom m e n flach, vollkommen un m öglich, alles immerzu in Bewegung, flatternd, wogend, herabtauchend. Fat Charlie sah es mit den Augen, aber es wollte ihm nicht in den Kopf, es passte nicht, rutschte weg, entzog sich dem Verständnis. Er starrte nach oben und versu c hte zu i n terpretieren, was er sah.
    Spider riss an Fat Charli e s Ellbogen. Er rief: »Lauf weg!«
    Fat Charl i e schickte sich an l o szulaufen. Spider faltete systematisch seine Zeitung zusammen, steckte sie in den Abfallkorb.
    »Du m u sst auch laufen!«
    »Hinter d i r ist es nicht her. Noch nicht«, sagte Spider und grins t e. Es war ein Grinsen, das zu seiner Zeit me hr Leute, als man sich vorstell e n kann, überredet hatte, Dinge zu tun, die sie gar nicht t un wollten, und Fat Charlie wollte wirklich weglaufen. »Finde d i e Feder. Finde auch Dad, wenn du glaubst, dass er sich da immer noch irgendwo heru m treibt. Aber mach jetzt.«
    Fat Charl i e mach t e .
    Die Wand aus Vögeln verwand e lte sich jetzt, wurde zu einem Wirbelwind, der auf d i e Statue des Eros und den Mann darunter zuschoss. Fat Charlie rannte i n einen Hauseingang und beobachtete, wie der Sockel des dunklen Tornados über Sp id er hereinbrach. Er glaubte seinen Bruder über das ohrenb e t ä ubende Schwirren der Flügel hinweg schreien zu hören.
    Und dann zerstreuten die Vög e l sich, und die Straße war leer. Der Wind tri e b eine Handvoll von Federn über das graue Pflaster.
    Fat Charlie stand fassungslos da. Keiner der Passanten ließ in irgendeiner Weise erk e nnen, dass er bemerkt hätte, was geschehen war. Irgendwie war Fat Charlie sich sicher, dass niemand außer

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