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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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schlief ein. In seinem Traum wand e lte Fat Charlie unter kupferfarbenem Himmel, und die W e lt war still und unb e wegt. Er ging auf einen Vogel zu, größer als eine ganze Stadt, die Augen lodernd, der Schnabel aufgerissen, und Fat Charlie spazierte in den Schnabel h i nein und hinunter in den Schlund des Geschöpfes.
    Dann, wie es in Träumen so zugeht, war er in einem Zimmer, dessen Wände m it F e dern bedeckt waren und m it Augen, rund wie Eulenaugen, die nicht blinzelten.
    Spider war in der Mitte des Zimmers, die Beine und A r me au s g estreckt. Er wurde von Ketten gehalten, die aus Knochen ge m a cht waren, w i e die Knochen eines Hühnergenicks, und sie gingen von allen vier Ecken des Rau m s aus und hielten ihn straff gespannt, wie eine Fliege im Spinnennetz.
    Oh, sagte Spider. Du bist es.
    Ja, sagte Fat C h arlie in seinem Tra u m .
    Di e Knochenkette n zoge n un d z e rrte n a n Spider s Fleisch, und Fat Charlie sah den Sch m erz in seinem Gesicht.
    Tja, sagte Fat Charlie. Ich nehme an, es könnte schlimmer s e in.
    Ich glaube, das ist es noch nicht, sagte sein Bruder. Ich glaube, sie hat noch etwas mit mir vor. Mit uns beiden. Ich weiß nur nicht, was.
    Es sind nur Vögel, sagte Fat C h arlie. Was kann es schon Schlimmes sein?
    Schon mal von Prometheus gehört? Äh…
    Hat der Menschheit das Feu e r gebracht. Wurde von den Göttern bestraft, indem sie ihn an einen Felsen ketteten. Jeden Tag kam ein Adler und hat ihm die Leber herausgerissen.
    War denn die Leber nicht irgendwann al le ?
    Ihm ist jeden Tag eine neue gewachsen. Es war eine Göttergeschichte.
    Es folgte eine Pause. Die beiden Brüder starrten sich an.
    Ich kümmre mich drum, sagte Fat Charlie. Ich bring das in Ordnung.
    Genau wie du dein übriges Leben in Ordnung gebracht hast, vermute ich? Spider grinste freudlos.
    Tut mir leid.
    Nein. Mir tut es leid. Spider seufzte. W ie sieht’s denn aus, hast du einen Plan?
    Einen Plan?
    Ich interpretier das als ein Nein. Na gut, tue einfach, was du tun musst. H o l mich hier raus.
    Bist du in der Hölle?
    Ich weiß nicht, wo ich bin. Wenn, dann i st das hier die Hölle der Vögel. Du musst mich rausholen.
    Wie denn?
    Du bist Dad’s Sohn, oder? Du bist mein Bruder. Lass dir was einfallen. Nur hol mich hier raus.
    Fat Charlie erwachte zitternd. Die Stewardess b r achte ihm Kaffee, den er dankbar aus t rank. Er war jetzt wach und hatte kein Verlangen danach, w i eder einzuschlafen, also las er das Caribbeair-Journal und e rfuhr vie l e nützliche Dinge über Saint Andrews.
    Er erfuhr zum Beispiel, dass Saint Andrews nicht die kleinste der karibischen Inseln ist, aber tendenziell zu denen gehört, die beim Aufzä h len vergessen werden. Sie wurde um 1500 von den Span ie rn entdeckt, ein unbewohnter vulkanischer Hügel, auf dem es von tierischem Leben nur so wimmelte, ganz zu schweigen von der reichhaltigen Pflanzenwelt. Es h i eß, dass al l e s, was m a n auf Sa i n t Andrews anpflanzte, auch gedieh.
    Es gehörte erst den Spani e rn, dann den Briten, dann den Holländern, dann w ieder den Briten, und dann, für kurze Zeil nach Erlangung der Un a bhängigkeit im Jahre 1962, gehörte es einem Major F. E. Garrett, der, nachdem er die Regierungsgewalt übernommen hatte, die diplomatischen Beziehungen m it allen Ländern außer A lbanien und dem Kongo abbrach und das Land m it eiserner Knute regierte bis zu seinem tragischen Tod ein paar Jahre später. Er verstarb, nachdem er aus dem Bett gefallen war, und zwar so heftig, dass er sich zahlrei c he Knochen dab e i brach. Zum Zeitpunkt der Gesch e hnisse befand sich eine ganze Einheit von So l d aten in Major Garretts Schlafzimmer, aber auch sie konnt e n , wie sie später aussagten, den Sturz aus dem Bett nicht verhindern oder a b mildern, u nd trotz a l ler Be m ühungen, die sie sogleich ins Werk setzten, war der Major, als er in das einzige K r ankenhaus der Insel eingeliefert wurde, bereits tot. Seither stand Saint Andrews unter der Herrschaft einer wohltätigen und gewählten Lokalregierung und war jed e rmanns Freund.
    Die Insel besaß kilometerlange Sandstrände und in ihrer Mitte einen extrem kleinen Regenwald. Sie hatte Bana n en und Zuckerrohr zu bieten, e i n Bankwesen, das ausländische Investitionen und Offsh o re-Banking für große Unternehmen förderte, und keiner le i Auslieferungsabkommen m it wem auch immer, abges e hen unter U m ständen von Albanien und dem Kongo.
    Wenn Saint Andrews für irgen d etwas bekannt war, dann für seine

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