Anansi Boys
Küche: Die Einwohner rekla m ierten für sich, s i e hätten schon vor den Jamaika n ern ma rinierte Hühner gegrillt, schon vor den Trinida d ern Ziegencurry gemacht und schon vor den Bajanern fli e gende Fische gebraten.
Es gab zwei Städte auf S a int Andrews. Willia m stown auf der Südostseite und Newca s tle im Norden. Es gab Straßenmärkte, auf denen man all e s kaufen konnte, was auf der Insel wuchs, und mehrere Super m ärkte, in denen die gleichen Lebens m ittel f ü r den do p pelten Preis angeboten wurden. Eines Tages würde Saint Andrews einen echten internationalen Flughafen bekommen.
Es war eine Sache des St a ndpunktes, ob man den Tiefhafen von W illia m stown für eine gute Sache hielt oder nicht. Unbestreitbar war allerdings, dass der Tiefhafen die Kreuzfahrtschiffe anlockte, sch w immende Inseln vol l er Menschen, die die Wirtschaft und die Natur von Saint A ndrews ebenso veränderten wie die W irtschaft vieler anderer karibischen Inseln. Zur Hochsaison lagen bis zu einem halben Dutzend Kreuzfahrtschiffe in Willia m stown Bay, und tausende von Passagieren warteten darauf, von Bord gehen, sich die Beine vertreten und shoppen zu können. U nd die Einwohner von Saint Andr e ws m u rrten zwar ein wenig, doch hießen sie die Besucher an Land willkommen, verkauften ihnen, was zu verkauf e n war, fütterten sie ab, bis nichts m e hr i n sie hineinging, und schickten sie anschließend wieder auf ihre Schiffe …
Das Flugzeug der Caribbeair landete m it einem solchen Hopser, dass Fat C h arlie die Zeitschrift aus der Hand fiel. Er steckte sie zurück in die Sitztasche vor ih m , stieg die Treppe hinunter und ging über die Landebahn.
Es war später Nac h mittag.
Fat Charlie nahm ein Taxi vom Flughafen zu seinem Hotel. Während der Taxifahrt e rfuhr er ein paar D i nge, die in dem Caribbeair-Journal ni c h t erwähnt worden waren. Zum Beispiel, dass Musik, a l so richtige, echte Musik Country-und-Western-Musik war. Johnny Cash? Er war ein Gott. Willie Nelson? Ein Halbgott.
Er erfuhr, dass es keinen G r und gab, Saint Andrews jemals zu verlassen. Der Taxifahrer selbst sah absolut keinen Grund, Saint Andrews jemals zu verlassen, und er hatte immerhin sehr viel darüber nachgedacht. Die Insel hatte eine Höhle, einen Berg und einen Regenwald. Hotels? Davon gab es zwanzig. Restaura n ts? Mehrere Dutzend. Auf der Insel gab es eine größere u n d drei kle i nere Städte sowie ei n paa r verstreut e Dörfer . Z u essen ? Hie r wuch s alles. O r angen. Bana n en. Muskatnüsse. Es gab, so der Taxifahrer, sogar Li m onen.
Fat Charlie sagte daraufhin »Nein!«, hauptsächlich um das Gefühl zu haben, er würde sein Teil zu der U n terhaltung beis te uern, aber der Fahrer schien diesen Einwurf als Infragestellung seiner Glaub w ürdigkeit aufzufassen. Er stieg heft i g auf die Bre m se, brachte das Auto sch l eudernd am Straßenrand zum Stehen, sprang heraus, langte über einen Zaun, pflückte etwas von einem Baum ab und kehrte z u m Auto zurück.
»Gucken Sie sich das an!«, sagte er. »Soll m i ch niemand einen Lügner schimpf e n. Was ist das?«
»Eine L i mone?«, sa g te Fat Charlie.
»Genau.«
Der Taxifahrer schleuderte s e in Fahrzeug auf die Straße zurück. Er infor m ierte Fat Charlie, dass das Dolphin ein ausgeze i chnetes Hotel sei. Hatte Fat C h arlie Fam i lie auf der Insel? Kannte er hier jemanden?
»Eigentlich«, sagte Fat Charli e , »suche ich hier jemanden. Eine Frau.«
Der Taxifahrer fand, das sei eine fabelhafte Idee, denn Saint Andrews sei der idea l e Ort für jemanden, der eine Frau such te . Das liege daran, führte er aus, dass die Frauen von Saint Andrews kurv i ger als die aus Ja ma ika seien und weniger dazu aufgelegt, einem das Herz zu breche n , als die Trinis. Außerdem seien sie schöner als die Frauen von Do m inica und bessere Köchinnen, als man sie sonst wo auf der Welt finde. Wenn Fat Charlie nach einer Frau suche, dann sei er hier genau richtig.
»Es geht nicht um irgendeine Frau. Sondern um eine bestimm t e«, sagte Fat Charlie.
Der Taxifahrer teilte Fat Charlie m it, dass er offenb a r einen wahren Glückstag erwischt habe, denn er, der Taxifahrer, könne m it Stolz von sich behaupten, dass er auf dieser Insel jeden und jede kenne. Wenn man sein ganzes Leben an einem Ort verbr i nge, sagte er, dann könne m a n das. Er war bereit, jede Wette einzugehen, dass Fat Charlie nicht alle Menschen in England vom Sehen kenne, und Fat Charlie gestand ein, dass dies in der
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