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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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abgestellt m i t Nikes und Doc Martens und anony m en Agentenschuhen aus schwarzem Leder, und er führte sie in einer Art Polonaise um den Swim m ingpool herum und dann aufs Wasser. Das Wasser fühlte sich kühl an, und es zitterte wie Wackelpudding unter ihren Füßen; einige Frauen, aber auch mehrere Männer mussten kichern, und ein paar von den jüngeren Agenten begannen auf der Wasseroberfläche herumzuspringen wie Kinder in ein e r Hüpfburg. Weit unter ihnen leuchteten die Lichter von L o s Angeles durch den S m og, wie ferne Galaxien.
    Bald schon war jeder Quadra t zenti me ter des Poo l s von Partygästen besetzt sie stand e n, tanzten, wackelten oder hüpften a u f dem Wasser. Der Andrang war so gewaltig, dass der hippe Typ, der Charlie-in-seine m -Trau m , auf die Betonu m randung zurückstieg und sich ein rundes Stück Falafel-Sashi m i von einem Silberteller nah m .
    Eine Spinne fiel von einer Jas m inpflanze auf die Schulter des Hipsters. Sie flitzte üb e r den Arm hinunter auf seine offen e Hand , w o e r si e mi t eine m erfreute n Heyy y begrüßte.
    Es folgte eine kurze Stille, als lausche er irgendwelchen Worten, die die Spinne sprac h , Worte, die nur er hören konnte, und dann sagte er: Bittet, so wird euch gegeben. Ist es nicht so?
    Er setzte die Spinne behu t sam auf ein Jas m inblatt.
    Und genau in diesem Augen b lick erinnerte sich jeder Einzelne, der auf d e r Wasserob e rfläche stand, daran, dass Wasser etwas Flüssiges, ganz und gar n i cht Festes ist und es gute Gründe dafür gibt, dass ma n normalerweise nicht darauf heru m spaziert, ges c hweige denn tanzt oder g a r hüpf t : Weil es nä m lich un m öglich ist.
    Sie waren die Macher und die großen Maxen der Trau m industrie, diese Leute, und plö t zlich zappelten sie, in voll e r Montur, in bis zu drei Met e r tiefem Wasser, nass, japsend und verängstigt.
    Der Hipster aber spazierte g a nz lässig quer über den Pool, setzte den Fuß mal auf einen Kopf, mal auf eine Hand der i m Wasser schwimmenden Leute, und ni c h t einmal v e rlor er da b e i das G l eichgewicht. Dann, als er die a n dere Seite erreicht hatte, wo hinter d e m Pool ein steiler Abhang ins Tal fiel, nahm er einen kurzen Anlauf und tauchte kopfüber hinein in die nächtlichen Lichter von Los Angeles, die ihn schimmernd v erschluckten wie ein Ozean.
    Währenddessen krabbelten die Leute aus dem Pool, wütend, erregt, verwirrt, klats c hnass und, i n manchen Fällen, halb ertrunken.
    E s wa r frühe r Morge n i n Süd l ondon . Da s Lich t wa r blaugrau.
    Fat Charlie stieg, v on s e inem Traum beunruh i gt, aus dem Bett und ging zum Fenster. Die Vorhänge waren offen. Er konnte das e r ste Sch i mmern des Sonnenaufgangs sehen, das gewaltige Blutora n ge der Morgensonne, u m geben von grauen Wolken m it e i nem Stich ins Scharlachrote. Es war ein Himmel von der Art, wie er selbst in dem prosaischsten Menschen das tief verborgene Bedürfnis weckt, sich der Ölmalerei zuzuwenden.
    Fat Charlie betrachtete den Sonnenaufgang. Morgenrot, dachte er, »Schlechtwetterbot«.
    Sein Traum war so sonderb a r gewe s en. Eine Party in Hollywood. Das Geheimnis des Auf-dem-Wasser-Wandelns. Und dieser Mann, der er war und doch nicht er …
    Fat Charlie begriff, dass er den Mann aus seinem Traum von i r gendwoher kannte, und er begriff ebenfalls, dass ihn dies, wenn er nichts dagegen tat, den ganzen Tag lang irr i tieren würde, wie e i n zwischen zwei Zähnen abgerissenes Stück Zahnseide oder die Frag e , was jetzt eigentlich genau der Unterschied zw i schen ve r dorben und verderbt ist, so würde es sich in se i n en Gedanken brei t machen, unaufhörlich an ihm nagen und ihm auf die Nerven gehen.
    Er starrte aus dem Fenster.
    Es war kaum sechs Uhr m o rgens, und die Welt war still. Am Ende der Str a ße versuchte ein früher Hundegassiführer seinen Spitz dazu zu bewe g e n, sein Geschäft zu verrichten. Ein Postbote zuckelte zw i schen den Häusern und seinem roten Lieferwagen hin und her. Und dann bewegte sich etwas auf dem Bürgers t eig vor seinem Haus, und Fat Charlie blickte hinunter.
    Ein Mann stand neben der Hec k e. Als er erkannte, dass Fat Charlie, im Pyjama, zu ihm hinsah, grinste er und winkle m it der Hand. Ein Mom e nt des Erkennens, der Fat Charlie im Innersten erbeben ließ: sowohl das Gr i n sen als auch das Winken waren ihm ver t raut, obwohl er zunächst nicht sagen konnte, woher. Teile des Trau m s trieben sich noch in Fat Charlies Kopf h e rum und bereitet e n

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