Anansi Boys
sodass ihn ein ang e nehm erregendes Gefühl des Wiedererkennens ergriff. Eine Party war im Gange.
Die Lichter von Los Angeles schimmerten und funk e lten von unterhalb.
Die Leute auf der Party sch i enen sich säuberlich aufzuteilen in solche, die Silbert e ller voller wunderbarer Kanapees u m hertrugen, und solch e , die sich e twas von den Silbertellern herunterpflückt e n oder aber das Angebot ausschlugen. Die Gruppe der G e fütterten bewegte sich schwatzend, lächelnd, plaud e rnd durch das riesige Haus, jeder einzelne sich seiner oder ihrer relativen Wichtigkeit in der Welt Hollywoods ebenso gewiss, wie es die Höflinge am Kaiserhof im alten Japan gewesen waren – und genau wie am alten japanisch e n Hof war ein jeder davon überzeugt, dass er, wenn er nur noch eine weitere Leiterstufe erklimmen könnte, vollkommen sicher wäre. Da waren Schauspieler, die sich wünschten, ein Star zu sein, Stars, die gerne unabhäng i ger Prod u zent gewesen wären, unabhängige Produzenten, die sich nach der Sicherheit eines Stud i ojobs sehnten, Regisseure, die auch Stars sein wollten, Stud i obosse, d i e lieber Boss eines ander e n, weniger auf der Kippe stehenden Studios gewesen wären, Stud i orechtsanwälte, die sich wünsc h ten, um ihrer selbst willen ge m o cht zu werden, oder, falls das zu viel verlangt war, jedenfalls ge m o cht zu werden.
In seinem Traum konnte Fat Charlie sich von i nnen und zugleich von außen sehen, und er war nicht er selbst. In seinen üb l ichen Träumen war es in der Regel so, dass Fat Charlie zum Beispiel zu e i ner Prüfung in doppelter Buchführung antrat, auf die er sich, war u m auch i mmer, nicht vorbereitet hatte, und die Umstände waren m it tödlicher Sicherheit so beschaffen, dass er, wenn er sich endl ic h von seinem Tisch erhob, feststell e n m u sste, dass er beim Ankleiden am Morgen es irgendwie versä u mt hatte, s ich auch unterhalb der Taille zu bedec k en. In seinen Träumen war Fat Charlie er selbst, nur ungeschickter.
Anders in diesem Trau m .
In diesem Tra u m war Fat C h arlie cool, cooler als cool. Er war c l ever, er war ele g ant, er war hip, er war die einzige Person ohne Silbertablett, die keine Einladung zu der Party erhalten hatte. Und er hatte (nicht zuletzt dies war ein Quell der Verblüffung für den schlafenden Fat Charlie, der sich nichts Peinlicheres aus m alen konnte, als irgendwo ohne Einladung angetroffen zu werden) einen Heidenspaß.
Er erzählte jedem, der ihn fr a g t e, eine andere Geschichte darüber, wer er war und warum er hier war. Nach einer halben S t unde waren die m e isten Partygäste überzeugt, dass er der Vertreter einer ausländischen Investmentgesellschaft sei, offensicht l ich m it dem Vorhaben, eines d e r Studios zu k a ufen, und nach ein e r weiteren halben Stunde war allge m ein bekannt, dass er ein Angebot für Para m o unt abgeben würde.
Sein Lachen war rau und ans te c kend, und, kein Zweifel, er schien sich besser zu amü s ieren als alle anderen Partygäste. Er wies den Barkeeper in die Zubereitung eines Cocktails ein, den er als »Doppelbödigen« beze i chnete und der, obwohl er off e nbar a u f der Basis von Cha m pagner ge m ixt wurde, seiner Erläuterung nach ein wissenschaftlich gesehen tatsächlich nichtalk o holisches Getränk war. Ein Spritzer von diesem und ein Spritzer von jenem wurde ihm hinzugefügt, bis es eine lebhaft purpurrote Farbe annah m , und dann teilte er es an alle Gäste aus, drückte jedem ein Glas in d i e Hand, m it so viel Freude und Begeisterung, dass selbst die Leute, die bislang nur m isstrauisch an ihrem Sprudelwasser genippt hatten, als könne es jeden Augenblick exp l odieren, den purpur r oten Cocktail m it Vergnügen hinunters t ürzten.
Und dann, wie es d i e Logik von Träumen so m it sich bringt, führte er sie alle z u m Pool und kündigte an, er werde sie den Trick des Auf-de m -Wasser-Wandelns lehren. Es sei dies e i ne reine S ache des Zutrauens, erklärte er, eine Sache der Einstellung, des Wollens und des Gewusst-wie. Und die Leute auf der Party gewannen den Ei ndruck , dass es großart i g wäre, den Auf-d e m -Wasser-wandeln-Trick zu beherrschen, etwas, das im Grunde seit jeher in ihnen steckte, tief in ihrem Innern, das sie nur vergessen hatten, aber dieser Mann würde ihnen die Technik schon wieder beibringen.
Zieht die Schuhe aus, sagte er zu ihnen, und so zogen sie denn ihre Schuhe aus, Sergio Bossis und Christian Louboutins und B e ne Caovillas, Seite an Seite
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