Anansi Boys
n Tag gehabt. Wir s i nd spazieren gegangen, haben ger e det und oh, hab ich schon mal erzählt, wie wunderbar er riecht? Und er hat die weichsten Hände der Welt.«
»Wenn du m i ch fragst«, sag t e ihre Mutter, »riecht er nicht ganz astrein. Pass auf, wenn du ihn das nächste Mal siehst, sprich ihn auf seine Cousine an. Ich sag nicht, dass sie seine Cousine ist, und ich sag auch nicht, dass sie’s nicht ist. Ich will nur sagen, wenn sie’s ist, dann hat er Huren und Stripperinnen und leich t e Mädchen in der Fa m ilie und wäre keine Person, m it d e r du dich näher einlassen solltest.«
Rosie war jetzt wohler, seit ihre Mutter wieder begonnen hatte, über Fat Charlie herzuzi e hen. »Mama. Ich will nichts mehr davon hören.«
»Na schön. Ich halt den Mund. Ich b i n ja schließlich nicht diejenige, die ihn heiraten will. Die ihr Leben wegwerfen wi l l. Die, die nachts in ihr Kissen weint, während er sich m it seinen Geliebten her um treibt und sich betrinkt. Ich bin nicht diejenige, die einsam Tag für Tag und Nacht für Nacht darauf wartet, dass er aus dem Gefängnis entlassen wird.«
»Mama!« Rosie versuchte e m pö r t zu sein, aber die Vorstellung, Fat Charlie würde im Gefängnis sitzen, war einfach zu lustig und a b surd, sodass sie sogar an sich halten musste, um nicht laut zu lac h en.
Rosie s Hand y trillerte . Si e mel d et e sich , kur z darau f sag te sie »Ja« und »Würde ich gerne. Das wäre wunderbar.« Dann steckte sie das Handy wieder weg.
»Das war er«, sagte sie zu i h r e r Mutter. »Ich besuche ihn m o rgen Abend. Er kocht für mich. Ist das nicht lieb?« Und dann sagte sie: »Gefängnis, also wirklich.«
»Ich b i n e ine Mutter«, sag t e ihre Mutter in ihrer nah rungs m ittellose n Wohnung , i n d e r kei n Staubkor n e s wag t e, sich niederzulassen, »und i c h weiß, was ich weiß.«
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GRAHAME COATS saß in seinem Büro, während die Dämmerung den Tag verdrängte, und starrte auf einen Co m puterbildschir m . Er rief ein Doku m ent nach dem anderen auf, eine Tabellenkalkul a tion nach der anderen. Bei einigen nahm er Änderungen v o r. Die meisten löschte er.
Eigentlich hätte er an diesem Abend nach Bir m ingham fahren sol l en, wo ein ehemaliger Fußbal l er, ein Klient von ih m , einen Nachtclub eröffnen wollte. Er rief dort an und sagte m it Bedauern ab: Es gibt halt Dinge, die du l den keinen Aufschub.
Bald war das Tageslicht jens e its des Fensters ganz verschwunden. Grahame Coats s a ß im kalten Sch i mmer des Bildschirm s , er änderte, er überschrieb, er löschte.
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HIER IST NOCH EINE ANDERE GESCH I CHTE, die man sich v on Anansi erzählt.
Vor langer, langer Z e it pflanzte Anansis Ehefrau einmal ein Erbsenfeld an. Es waren die besten, die dicksten und die grüns te n Erbsen, die du je gesehen hast. Bei ihrem bloßen Anbl ic k wäre dir schon das Wasser im Mund zusa m mengelaufen.
Vo n de m Aug e nbli c k an , d a A na n s i da s Fel d sah , gel ü s t et e e s i h n na c h d e n E r bsen . Un d e r wo l lt e ni c h t nu r e i n paa r von de n Erbs e n h a ben , den n An an s i wa r ei n Man n m i t gewal t i gem Appetit. Nein, er wollte nic h t teilen. Er wollte sie alle.
Also legte Anansi sich auf sein Bett nieder, und er begann zu seufzen, lang und lang und laut, sodass seine Frau und seine Söhne alle herbeigelaufen kamen. »Ich l i eg im Sterben«, sagte Anansi m it e i ner ganz sterbensschwachen Stimme, »und me in Leben ist aus und vorbei.«
Un d sein e Fra u un d s e in e Söhn e vergoss e n heiß e Tränen. Mit seiner schwachen Flüsters t imme sagt Anansi: »Auf meinem Totenbett müsst ihr mir zwei Di n g e versprechen.«
»Alles, alles was du willst«, sagen seine Frau und seine Söhne.
»Als Erstes m ü sst ihr m ir versprechen, dass ihr m ich unter dem großen Brotfruchtbaum begrabt.«
»Meinst du den großen Brotfruchtbaum unten beim Erbsenfeld?«, fragte seine Frau.
»Natürlich, welchen denn s o nst«, sagt Anansi. Dann, wieder m i t seiner schwachen Stimme, sagt er: »Und ihr m ü sst m ir noch was versprechen. Versprecht m ir, dass ihr, m ir zum Angedenken, ein kleines Feuer am Fuße me ines Grabes anzündet. Und um zu zeigen, dass ihr m i ch nicht vergessen habt, sollt ihr das k l eine Feuer immer unterhalten und es nicht ausgehen lassen.«
»Ja, das wollen wir gerne tun!«, sagten Anansis Frau und seine Kinder klagend und schluchzend.
»Und auf diesem Feuer m ö chte ich, als
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