Anansi Boys
obszöne und hat so schöne Beene als wie die Frau Hyäne.«
Fat Charlie schüttelte den Kopf und ging weiter, an den Höhlen vorbei, die die fel s igen Wände am Rand der Welt säu m ten. Stets warf er einen B lick in die Dunkelheit dieser Höhlen, und er sah dort Leute in allen Gestalten und Größen, winzige Leute und riesi g e Leute, Männer und Frauen. Und wenn sie sich durch die Schatten bewegten, während er ihre Höhle passierte, sah er glatte Haut oder Schuppen, Hörner oder Kla u en.
Manchmal m a chte er ihnen Angst, dann zogen sie sich in die Tiefen der Höhle zurüc k . Ma n c he aber tra t en nach vorn, starrten ihn angriffslust i g oder neugierig an.
Vom Fels über einem der H ö hleneingänge herun t er purzelte etwas durch d i e Luft u n d landete neb e n Fat Charlie.
»Hallo«, sagte es ate m los.
»Hallo«, sagte Fat Charlie.
Der Neue war nervös und h aarig. Seine Ar m e und Beine sahen völ l ig verkehrt aus. Fat Charlie versuchte sich einen Re i m d a rauf zu machen. Die anderen Tiermenschen waren Tiere, ja, und aber auch Menschen, und es war daran nich t s Merkwürdiges oder Widersprü c hliches das Tiersein und das Menschsein verbanden sich wie die Streifen auf einem Zebra, u m etwas anderes zu schaffen. Dieser jedoch schien sowohl m e nschlich a l s auch f a s t -menschlich, und das ergab eine so eigenartige Wirku n g, dass Fat Charlie Zahnweh beka m . Dann aber fiel der Groschen.
»Affe«, sagte er. »Du bist Affe.«
»Haste mal ‘n Pfirsich?«, sagte Affe, »‘ne Mango? ‘ne Feige?«
»Leider nicht«, sagte Fat Charlie.
»Gib m ir was zu essen«, sagte Affe. »Dann bin ich dein Freund.«
Mrs. Dunwiddy hatte ihn vor dieser Situation gewarnt.
Gib nichts weg, dachte er. Mach keine Versprechungen.
»Ich kann dir leider gar nichts geben.«
»Wer bist du?«, fragte Affe. »Was bist du? Du s c heinst irgendwie ein halbes Ding zu sein. Bist du von h i er oder von dort?«
»Anansi war me in Vater«, s a gte Fat Cha r lie. »Ich suche je ma nden, der m ir hilft, m it meinem Bruder fertig zu werden. Da m i t er weggeht.«
»Könnte Anansi wütend machen«, sagte Affe. »Sehr schlechte Idee, das. Machste Anansi sauer, komms t e in keiner Geschichte mehr vor.«
»Anansi ist tot«, sagte Fat Charlie.
»Drüben t o t«, sagte Affe. »Ka n n sein. Aber tot hier? Das issen völl i g andrer Strunk Maden.«
»Du meinst, er könnte hier sein?« Fat Charlie sah sich den Berg noch einmal m it and e ren Augen an: Die Vorstellung, er könnte in einer dieser Höhlen seinen Vater finden, wie er wo m öglich, den grünen Filzhut aus der S t irn geschoben, i n einem Schaukelstuhl lüm m elte, aus einer Dose Dunkelbier trank und m it sei n en zitronengelben Handschuhen ein Gähnen un t erdrückte d i ese Vorstellung war in der Tat beunruhigend.
»Wer? Wa s?«
»Glaubst du, dass er hier ist?«
»Wer?«
»Mein Vater.«
»Dein Vater?«
»Anansi.«
Affe sprang in panischer Angst auf einen Felsen, drückte sich dann eng an das Gestein und ließ unruh i g den Blick hin und her schweifen, als h a lte er Ausschau nach einem plötzlich aufkom me nden Tornado. »Anansi? Er ist hier?«
»Das habe ich dich gefragt«, sagte Fat Charlie.
Affe schwang plötzlich heru m , sodass er m it dem Kopf nach unten h i ng, und sein K opfüber-Gesicht starrte Fat Charlie genau in die Augen. » I ch geh m a nchmal zurück in die Welt«, sagte er. »Die sagen: Affe, weiser Affe, kom m , komm doch zu uns. Komm und iss die Pfirsiche, die w i r für dich haben. Und die Nüsse. Und die Maden. Und die Feigen.«
»Ist mein Vater h i er?«, fr a gte Fat Charlie geduldig.
»Er hat keine Höhle«, sagte A f fe. »Das wüsst’ ich, wenn er eine Höhle hätte. Glaube ich. Vielleicht hatte er eine Höhle und ich hab’s vergessen. Wenn du m ir einen Pfirsich geben würdest, könnt ich m ich vielleicht besser erinnern.«
»Ich habe nichts bei mir«, s a gte Fat Cha r lie.
»Keine Pfirsiche?«
»Nichts, fürchte ich.«
Affe schwang sich zurück auf seinen Felsen und war verschwunden.
Fat Charlie ging weiter über d e n felsigen Pfad. Die Sonne stand jetzt auf einer Höhe m it dem Pfad und brannte in einem tiefen Orange. Sie warf ihr altes Licht genau in die Höhlen, und so zeigte sich, dass jede der Höhlen bewohnt war. Das da m u sste Rhinozeros sein, graue Haut, aus kurzsichtigen Augen bl ic kend; dort, m it der Farbe eines faulenden Baumstam m s im fla c hen Wasser, das war Krokodil, seine Au g e n schwarz w i e Gla s
Weitere Kostenlose Bücher