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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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der abertaus e nden von Vögeln, und es waren Lippen so groß wie Hochhäuser, die die Worte im Himmel for m ten.
    Dann zerfiel das Gesicht in Wahnsinn und Chaos, als die Vögel, aus denen es zusamme n g esetzt war, aus dem blassen Himmel stießen und d i rekt auf ihn zuflogen. Er bedeckte sein Gesicht m it d e n H ä nden, im Versuch, sich zu schützen.
    Der Schmerz in der Wange kam jäh und heftig. Für einen Moment glaub t e er, einer der Vögel m ü sse ihn erwischt und ihm die Wange m it dem Schnabel oder den Klauen aufgeschlitzt haben. Dann sah er, wo er war.
    »Nicht noch mal schlagen!«, sagte er. »Ist ja gut. Sie müssen m i ch nicht schlagen!«
    Inzwischen näherten die Pinguine auf dem Tisch sich dem Verlöschen; ihre Köpfe und Schu l tern hatten sie bereits eingebüßt, und die Flammen brannt e n jetzt in den gestaltlosen scharz-weißen Klü m pchen, die vor ma ls ihren Bauch g e bildet hatten, währe n d die Füße in erstarrten Pfützen von schwärzlichem Kerzenwachs steckten. Drei alte Frauen starrten ihn an.
    Miss Noles schüttete ihm ein Glas Wasser ins Gesicht.
    »Das hätte auch nicht nöt i g ge ta n«, sagte er. »Ich b i n ja hier, oder?«
    Mrs. Dunwiddy kam ins Zimmer. Triu m p hierend schwenkte sie eine kleine braune Glasflasche. » R iechsalz « ,
    verkünde t e sie. »Wusste doch, dass ich’s noch irgendwo habe. Gekauft hab ic h’s, n a , siebenundsechzig, achtundsechzig. Weiß gar nicht, ob es noch was taugt.« Sie blickte auf Fat Charlie, und ihre M i ene verfinsterte sich. »Er ist wach. Wer hat ihn aufgeweckt?«
    »Er hat n i cht geatmet«, sagte Mrs. Busta m onte. »Da hab ich ihm ‘nen Klaps gegeben.«
    »Und ich hab ihm Wasser ins Gesicht geschüttet«, sagte Miss Noles, »da isser dann endgült i g zu sich gekommen.«
    »Ich brauche kein R i echsa l z «, sagte Fat Charlie. »Ich bin schon nass und habe Sch m erz e n.« Aber Mrs. Dunwiddys alte Hände hatten b e reits den Verschluss abgeschraubt, und jetzt zwä n gte sie ihm die Flasche unter die Na s e . Er versä u m te e s , während er zurückwich, die Luft anzuhalten, und atmete dadurch eine Schwade von Am m oniak ein. Seine Augen tränten und er ha tt e das Gefühl, einen Schlag auf die Nase bekommen zu haben. Wasser lief ihm übers Gesicht.
    »Na also«, sagte Mrs. Dunw i ddy. »Fühlst dich jetzt besser?«
    »Wie spät ist es?«, fragte Fat Charlie.
    »Fast fünf Uhr m o rgens«, sagte Mrs. Higgler. Sie nahm einen Schluck Kaffee aus ihrem R i esenbecher. »Haben uns alle Sorgen um dich gemacht. Solltest lieber erzählen, was passiert ist.«
    Fat Charlie versuchte sich zu erinnern. Die Erle b n isse der letzten paar Stunden war e n nicht unbedingt verflogen, wie es bei Träu me n oft der Fall ist, sondern es war eher so, als seien sie jemand anders zugestoßen, einer Person, die nicht er war, und er m ü sse jetzt diese Person m ittels einer bislang noch nie praktizierten Form der Telepathie kontaktieren. Es herrschte ein einzi g es Durcheinander in seinem Kopf, und die Zauberer-von- O z-in-Technicolor-Landschaft des anderen Ortes löste sich wieder in die Sepiatöne der Wirklichkeit auf. » Da waren Höhlen. Ich habe um Hilfe gebeten. Es gab viele Tiere dort. Tiere, d ie M e nsc h en waren. Keiner wollte m ir helfe n . Sie hatten alle Angst vor meinem Daddy. Aber dann hat eine von ihnen gesagt, dass sie mir he l f en würde.«
    »Sie?«, fragte Mrs. Bustamonte.
    »Einige waren Männer, einige waren Frauen«, sagte Fat Charlie. »Dies war eine Frau.«
    »Weißt du, was sie war? Krokodil? Hyäne? Maus?«
    Er zuckte die Achseln. »Vielleicht wusste ich’s noch, bevor ma n angefangen hat, m ich zu schlagen und m it Wasser zu begießen. U n d mir Sachen in die Nase zu tun. Dabei wird einem leicht der Kopf leer gefegt.«
    Mrs. Dunwiddy sagte: »Hast du daran gedacht, was ich dir gesagt hab? Nichts wegzugeben? Nur zu tauschen?«
    »Ja«, sagte er, auf nicht ganz durchschaubare Weise stolz. »Ja. Da war e i n Aff e , der etwas von m ir haben wollte, und i c h habe nein gesagt. Hören S i e, ich glaube, ich brauche e t was zu trinken.«
    Mrs. Busta m onte nahm ein Glas unbestimmten Inhalts vom Tisch. »Wir haben uns schon gedacht, dass du einen Schluck gebrauchen könntest. Also haben wir den Sherry durchs S i eb gegossen. Sind vielleicht noch ein paar ge m ischte Kräuter m it drin, aber nichts Großes.«
    Seine Hände lagen im Schoß, zu Fäusten geballt. Er öffnete die rechte Hand, um d e r alten Frau das Glas abzunehmen.

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