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Anansi Boys

Anansi Boys

Titel: Anansi Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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sagte Fat Charlie. »Einander zu lieben, vielleicht?«
    »De r einzi g wahr e Sin n de s L e ben s is t da s heiß e Blu t der Beu t e au f dei n e r Zu n ge , da s Fleisch , da s unte r deine n Zähne n zerreißt , de r Kad a ve r deine s Feindes , de r i n de r Sonne lieg t un d au f di e Aasfresse r wartet . Da s is t es , wor u m e s im L e b e n g e h t . I c h b i n Tiger , un d ic h bi n stärker , al s A n ans i j e war , größer , gefährlicher , mäc h tiger , grausamer , weise r …«
    Fa t Charli e wollt e nich t a n diese m Or t sei n un d mi t Ti g e r reden. Nicht, weil Tiger verrückt gewesen wäre, sondern weil er seine Überzeugungen so frei m ütig zum Besten gab, und alle diese Überzeugungen waren gleichermaßen unerfreulich. Außerdem erinnerte er Fat Charlie an j e manden, und obwohl er nicht hätte sagen können, an wen, wusste er doch, dass es jemand war, den er nicht m o chte. » Wirst du m ir helfen, meinen Bruder los z uwerden?«
    Tiger hustete, als s t ecke i h m e i ne Feder, oder wo m öglich eine g a nze A m sel, im Hals.
    »Soll ich dir etwas Wasser holen?«, fragte Fat C h arlie.
    Tiger beäugte Fat Charlie argwöhnisch. »Das letzte Mal, als Anansi mir Was s er angeboten hat, lief es darauf hinaus, dass ich versucht hab, den M o nd aus einem Teich raus zu fressen, und dabei ertrunken b i n.«
    »Ich wollte nur behilflich sein.«
    »Das hat er auch gesagt.« Tig e r beugte sich zu Fat Cha r lie hin, starrte i h m in die Augen. Von Nahem war überhaupt nichts Menschliches mehr an i h m – die Nase war zu platt, die Augen standen schr ä g, und er roch wie ein Käfig im Zoo. Seine Stimme war ein gro l lendes Knurren. »Ich sag dir, wie du m ir helfen kannst, Anansi-Kind. Du und deine ganze Sippe. Halte dich von m ir fern. Verstanden? Wenn du das Fle i sch auf diesen Knochen da behalten m ö chtest.« Dann leckte er sich die Lippen, m it einer Zunge so rot wie frisch erlegtes Fleisch und lä nger, als je eine menschliche Zunge gewesen.
    Fat Charlie wich zurück, überzeugt davon, dass er, falls er sich u m drehte, f a lls er wegliefe, Tigers Zähne im Nacken spüren würde. Alles a u ch nur entfernt Menschliche war jetzt von dem Geschöpf g e wichen: Es hatte die Größe eines echten Tigers angenomm e n. Er war wie j e de z u m Mensche n fresser gewordene g r oße Katze, war jeder einzelne gewöhnliche Tiger, d e r je das Genick eines Menschen zerknackt hat, wie die Hauskatze es m it der Maus macht. Also behielt er Tiger st e ts im Auge, während er sich langsam rückwärts schob, und s c hon bald trottete d i e Kreatur zurück zu ihrem t o ten Ba u m, streckte s ich auf den Felssteinen aus und verschwand im ungleichmäßigen Schatten – nur noch der ungeduldig schla g ende Schwanz verriet ihre Anwe s e nheit.
    »Mach dir seinetwegen keine Gedanken«, sagte eine Frau aus einem Höhleneingang heraus. »Komm hierher.« Fa t Charli e konnt e nic ht entscheiden , o b si e attrakti v o d er ungeheuer hässlich war. Er ging auf sie zu.
    »Kommt immer Wunder wie großkotzig daher, aber in Wirklichkeit hat er Schiss v o r seinem eigenen Schatten. Und noch mehr Schiss vor d e m Schatten von deinem Daddy. Hat einfach keinen Mumm in den Knochen.«
    Es war e t was Hundeartiges an ihrem Gesicht. Nei n , nicht hundeartig …
    »Ich dagegen«, fuhr sie fort, als er bei ihr anka m , »also, ich zerknack die Knochen. Das ist es, wo die guten Sachen verborgen sind. Da steckt das leckerste Fleisch, und keiner weiß es a u ßer mir.«
    »Ich suche jemanden, der m ir hilft, meinen Bruder loszuwerden.«
    Die Frau warf den Kopf zurück und lachte, ein wildes, ungezügeltes Lachen, lang, laut und i rre, und da wusste Fat Charlie, wer sie war.
    »Hier findest du keinen, der dir hilf t « , sagte sie. »Sie haben alle zu leiden gehabt, w e nn sie sich deinem Vater widersetzten. Tiger hasst dich und deinesg l eichen mehr, als je einer etwas gehasst hat, aber selbst er würde niemals etwas tun, solange dein Vater da draußen in d e r Welt ist. Hör zu: Geh auf diesem Weg weiter. Wenn du m i ch fragst, und ich hab einen Stein der Prophezeiung hinterm Auge, wirst du nie m anden finden, der dir h i lft, bis du eine leere Höhle findest. Da geh hinein. Und sprich m it dem, den du dort antriffst. Hast du m i ch verstanden?«
    »Ich glaube ja.«
    Sie lachte. Es war kein gu t es Lachen. »Willst du vorher noch ein bisschen zu m ir re i nkommen? Ich bin eine echte Erfahrung. Du weißt doch, was man sagt – keene is so

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