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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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eigenhändig dort abzuliefern, in die Augen dieser selbstgewissen Kamenskaja zu blicken und zu sagen: »Hier ist er. Erinnerst du dich, du hast mir gesagt, daß du nicht weißt, wo und wie du ihn suchen sollst. Du hast ihn nicht gefunden, die ganze ruhmreiche Miliz hat ihn nicht gefunden. Aber ich habe es geschafft. Ich habe ihn gefunden.« Und dann hätte die Kamenskaja sich geschämt. Sie alle hätten sich geschämt, weil sie ihn nicht in ihre Reihen aufgenommen hatten, weil sie ihn abgelehnt, ihn nicht für würdig befunden hatten, einer von ihnen zu sein.
    Und nun hatte man ihm Artjuchin direkt vor der Nase weggeschnappt. Man würde Artjuchin zum Untersuchungsführer bringen, und der würde ihn fragen, was er am Ort seiner Festnahme zu suchen gehabt hatte. Was würde Artjuchin antworten? Würde er sagen, daß man ihn in Larissas Namen gebeten hatte, nach Moskau zurückzukehren und unter einer bestimmten Adresse zu erscheinen? Oder würde er behaupten, daß er die Stadt gar nicht verlassen hatte? Daß alles das einfach nur ein Mißverständnis war? In diesem Fall wäre alles umsonst gewesen. In diesem Fall verlor Schewzows ganzer Plan seinen Sinn.
    Aber vielleicht würde Artjuchin ja doch die Wahrheit sagen. Dann würde die Kripo jeden Moment hiersein, und dann würde er, Anton Schewzow, ihnen endlich die Augen öffnen, sie würden erfahren, wem sie zu verdanken hatten, daß ein flüchtiger Krimineller in die Stadt zurückgekehrt war. Sie würden nicht darum herumkommen, seine Verdienste anzuerkennen, und er würde ihnen diese schmutzige kleine Schlampe vor die Füße werfen, die nichts Besseres verdient hatte, weil sie ihre acht Vergewaltiger einst nicht der Gerichtsbarkeit zugeführt und sogar versucht hatte, einen neunten Vergewaltiger in Gestalt ihres Geliebten zu decken. Und sie, die Beamten der Miliz, würden ihm zustimmen, sie würden ihn gutheißen, denn das Böse in der Welt mußte bestraft werden. Vorläufig würde er Larissa wohl noch nicht umbringen. . .
    * * *
    Nach kurzer Zeit erschien Korotkow erneut im Büro von Oberst Gordejew.
    »Schewzows Eltern sind im Moment nicht in der Stadt«, erklärte er. »Sie sind zu Verwandten aufs Land gefahren und kommen erst in einer Woche zurück.«
    »Was für ein Pech!« Knüppelchen wiegte enttäuscht seinen großen kahlen Kopf. »Nun werden wir allein zurechtkommen müssen.«
    »Vielleicht sollten wir versuchen, uns mit dem Arzt in Verbindung zu setzen, der damals das medizinische Gutachten erstellt hat«, schlug Nastja vor. »Über Antons Kindheit weiß er natürlich nichts, aber zumindest muß er im Bilde sein über die allgemeine Symptomatik.«
    Gordejew warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
    »Halb acht. Jetzt ist er natürlich nicht mehr im Büro. Wir können nur versuchen, ihn zu Hause zu erreichen.«
    Korotkow kehrte wieder in sein Büro zurück. Aber das Pech blieb ihnen an diesem Tag treu. Nach zehn Minuten stellte sich heraus, daß der Arzt nicht zu Hause war, niemand meldete sich unter seiner Nummer. Wahrscheinlich war er angesichts des ungewöhnlich warmen Wetters auf die Datscha gefahren. Es gelang Korotkow, die Adresse der Datscha herauszufinden, Gordejew schickte einen Wagen dorthin, aber alle drei waren davon überzeugt, daß auch das umsonst war. Jeder Kripobeamte besaß einen siebten Sinn für solche Dinge und wußte, daß es Tage gab, an denen man hartnäckig verfolgt blieb vom Pech. An solchen Tagen konnte man tun, was man wollte, alles ging schief.
    In der Zwischenzeit befand sich der festgenommene Artjuchin bereits auf dem Revier, und die schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich. Von dem Mann, der ihn auf Larissas Bitte hin ausfindig gemacht hatte, wußte Artjuchin, daß Larissa mit bebender, kaum noch hörbarer Stimme gesprochen hatte. »Helfen Sie mir«, hatte sie am Telefon gesagt. »Wenn Sergej nicht nach Moskau zurückkommt, wird man mich umbringen.«
    * * *
    Larissa verlor immer wieder das Bewußtsein. Schewzow betrachtete gleichgültig ihren Körper, der von blauen Flecken und Brandmalen übersät war. Sie tat ihm nicht leid. Mit welchem Genuß hätte er sie umgebracht, sie, die die Schuld daran trug, daß Artjuchin ihm durch die Lappen gegangen war. Aber noch brauchte er sie lebend. Obwohl. . .
    Seit Artjuchins Festnahme war eine Stunde vergangen. Warum war die Kripo noch nicht da? Sollte Artjuchin ihnen tatsächlich nichts von Larissa gesagt haben? Sollte er einfach behauptet haben, daß er die Stadt nie verlassen hatte? Dann

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