Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe
Artjuchin zu suchen, weil sie nicht wußte, wie und wo sie ihn suchen sollte. Sie hatte es selbst gesagt. Sie war an allem schuld . . .
Er stürzte zum Telefon und wählte hastig ihre Nummer. Es meldete sich ihr Mann, Schewzow hörte seine Stimme wie durch Watte, er war einer Ohnmacht nahe, aber er bemühte sich, mit normaler Stimme zu sprechen. Anastasijas Mann teilte ihm mit, daß seine Frau im Dienst war. Anton fragte nach ihrer Telefonnummer und bekam sie auch.
Sie war also im Dienst, diese blonde Kanaille. Wahrscheinlich war sie gerade dabei, Artjuchin zu vernehmen. Solange es darum ging, nach ihm zu suchen, war sie im Urlaub, aber jetzt, da es um den Ruhm ging, war sie im Dienst. Er würde es ihr schon noch zeigen . . .
* * *
Sie saßen immer noch in Gordejews Büro und sprachen immer wieder den Plan der Festnahme durch, überprüften ihn auf Schwachstellen, auf unvorhersehbare Zwischenfälle und Komplikationen. Auf der langen Arbeitsplatte neben Gordejews Schreibtisch lag eine große Karte des Stadtbezirks, in dem Schewzow wohnte, außerdem ein nach Stockwerken gegliederter Plan des Hauses und eine Skizze der Wohnung, die man nach Nastjas Angaben angefertigt hatte, einschließlich der Möbel, die darin standen. Leider hatte Nastja nur den Flur, ein Zimmer und den Balkon mit eigenen Augen gesehen. Den Rest der Wohnung, das zweite Zimmer, die Küche und das Bad, hatte sie nicht betreten.
Mischa Dozenko betrat das Büro, er brachte ein paar Sandwiches aus der Kantine.
»Anastasija Pawlowna, in Ihrem Büro läutet das Telefon Sturm«, sagte er, während er seine Einkäufe auf dem Tischrand ablegte.
Dozenko war der einzige Mitarbeiter der Abteilung zur Bekämpfung schwerer Gewaltverbrechen, der Nastja mit Namen und Vatersnamen ansprach, obwohl er sie schon seit vielen Jahren kannte.
»Geh mal nachsehen«, sagte Gordejew und deutete mit dem Kopf zur Tür. »Man kann nie wissen.«
Nastja gehorchte nur zu gern. Im Büro des Chefs durfte man nicht rauchen, und sie sehnte sich schon lange nach einer Tasse Kaffee und einer Zigarette.
Sie trat auf den Korridor hinaus und hörte sofort das Klingeln des Telefons hinter der abgeschlossenen Tür ihres Büros. Sie schloß schnell die Tür auf und nahm den Hörer ab.
»Na, zufrieden?« In der Leitung ertönte eine etwas dumpfe Stimme, die Nastja irgendwie bekannt vorkam.
»Wie bitte?« fragte Sie höflich, während sie mit einer Hand den Hörer festhielt und mit der anderen den Wasserkocher und eine Tasse aus dem Schreibtisch zu fischen versuchte.
»Erkennst du mich denn nicht? Soll das heißen, daß du mich nicht mehr brauchst? Um dich herumzukutschieren, war ich dir gut genug. Mehr traust du mir nicht zu, was?«
Sie ließ fast den Wasserkocher aus der Hand fallen. Im ersten Moment hatte sie Antons Stimme tatsächlich nicht erkannt.
»Was ist los mit dir, Anton?« fragte sie in einem möglichst freundschaftlichen Tonfall. »Warum bist du so wütend?«
»Jetzt hast du Artjuchin und freust dich, was?« fuhr er fort. »Du siehst schon den neuen Stern auf deiner Schulterklappe, habe ich recht? Dabei hast du mir selbst gesagt, daß du nicht weißt, wie du Artjuchin suchen sollst. Hast du es vergessen?«
»Nein, ich habe es nicht vergessen. Artjuchin habe nicht ich festgenommen, sondern ein ganz anderer Beamter. Was ist denn in dich gefahren, Anton?«
Sie fühlte, wie ihre Beine zitterten, und setzte sich auf den Stuhl. Daß es ausgerechnet so kommen mußte! Sie war vollkommen allein, alle anderen saßen bei Knüppelchen im Büro. Sie hätte ihren Chef über das interne Telefon anrufen können, aber wenn man es mit einem Geisteskranken zu tun hatte, durfte man so etwas nicht riskieren. Man konnte nie wissen, was ihn aus dem Gleichgewicht bringen und was das für Folgen haben konnte. . .
»Warum beschäftigt dich die Sache mit Artjuchin so? Kennst du ihn etwa?«
»Ich war es, der ihn gefunden hat, ich war es, der erreicht hat, daß er nach Moskau zurückgekommen ist. Hörst du, du Schlange, ich! Und du hast ihn mir weggenommen.«
So ist das also, dachte sie, jetzt sehe ich klarer. Wenn nur jemand von den anderen hereinkäme . . .
»Und wo ist Larissa? Ist sie bei dir?«
»Was tut Larissa zur Sache? Machst du dir etwa Sorgen um sie? Warum hast du dich denn nicht um sie gekümmert, als sie dich um Hilfe angefleht hat? Sie hat dir nicht leid getan, du hast sie einfach ihrem Schicksal überlassen. Warum fragst du jetzt nach ihr? Weil ihr jetzt Artjuchin
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