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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Oberst. Sein Gesicht lief rot an, und er machte mit seinem Gebaren seinem Spitznamen »Knüppelchen« alle Ehre.
    »Viktor Alexejewitsch«, sagte Nastja leise. »Bitte beruhigen Sie sich. Wir müssen sofort alles ändern. Ich habe verstanden.«
    »Was hast du verstanden?«
    »Larissa Samykina ist bei Schewzow in der Wohnung.«
    * * *
    Anton Schewzow trat mit langsamen Schritten vom Fenster zurück und legte sich aufs Sofa. Eben hatte man vor seinen Augen Sergej Artjuchin gefaßt und in den Polizeiwagen gestoßen. Als er die seltsame Szene auf der Straße beobachtet hatte, wollte er nicht glauben, was er sah.
    »Wie sieht denn dein Schwachkopf von Artjuchin aus?« hatte er deshalb Larissa gefragt.
    Das immer noch auf dem Fußboden liegende, gefesselte Mädchen bot einen schrecklichen Anblick. Larissa konnte sich kaum noch bewegen, ihr ganzer Körper war entzündet von den Schlägen, ihre Lippen waren verklebt von Blut, die Augen fast völlig zugeschwollen. Sie sprach nur noch mit Mühe.
    »Sergej. . . Er ist nicht besonders groß, kleiner als du. . . Brünett, schulterlange Haare, Schnurrbart. . .«
    Die Beschreibung paßte genau auf den Mann, den man eben vor dem Haus verhaftet hatte. Schewzow spürte, wie ihn eine kaum noch beherrschbare Wut packte. Artjuchin war nur noch einige Meter von seinem Haus entfernt gewesen, fünf Minuten später hätte er seine Wohnung betreten. Und dann hätte Anton ihn selbst festgenommen und zur Miliz gebracht. Er wäre mit ihm zur Petrowka gefahren, hätte nach der Kamenskaja verlangt und ihr Artjuchin höchstpersönlich übergeben. Denn alle, unter anderem auch die Kamenskaja, sollten wissen, daß er, Anton Schewzow, das konnte, wozu die gesamte Kripo nicht imstande war. Sie sollten begreifen, wie unrecht sie ihm getan hatten, als sie ihn damals ablehnten, weil er angeblich krank war. Jetzt hätte er ihnen den Gegenbeweis erbracht.
    Aber nun hatte sich alles in letzter Minute zerschlagen. Artjuchin wurde jetzt zur Miliz gebracht, und alle würden glauben, es sei das Verdienst der Kripo, daß man ihn aufgespürt und gefaßt hatte. Und wenn die Kamenskaja sich ein bißchen in den Vordergrund spielen würde, dann würden sämtliche Lorbeeren ihr zufallen. Sie war ein schlaues, gerissenes Frauenzimmer, der würde sofort etwas einfallen, damit es so aussah, als hätte sie den Fall gelöst.
    Er erhob sich vom Sofa und ging auf die am Boden liegende Larissa zu. Die Wut kochte in ihm, sie vernebelte sein Gehirn, hinderte ihn am Denken und Planen. Er schien zu ersticken an seiner Wut.
    »An allem bist nur du schuld«, sagte er langsam, bemüht, nicht zu schreien. »Alles ist nur wegen dir so gekommen. Hättest du gleich angerufen, wäre dein Artjuchin längst hiergewesen. Und alles hätte ein Ende gehabt. Aber du hast es soweit gebracht, daß ihn jetzt die Miliz geschnappt hat, du verdammtes Dreckstück. Und dafür wirst du jetzt sterben . . .«
    * * *
    »Wie ist sie denn an Artjuchin geraten? Welche Verbindung besteht zwischen den beiden?« Gordejew ging in seinem Büro auf und ab. Er hatte bereits vergessen, daß er Nastja soeben noch mit Vorwürfen überhäuft und ihr unprofessionelles Verhalten vorgehalten hatte. Jetzt war sie wieder seine Hoffnung und seine Stütze.
    »Sie hat vor meinem Haus auf mich gewartet, und an diesem Abend hatte mich Schewzow in seinem Wagen nach Hause gebracht. Er hat unsere Unterhaltung mitangehört und begriffen, worum es ging. Er kam mit herauf zu mir, und nach etwa einer Viertelstunde ging er wieder. Wahrscheinlich stand Larissa immer noch unten in der Nähe des Hauses, und so ist er ihr wieder begegnet. Viktor Alexejewitsch, glauben Sie nicht, daß wir uns mit Schewzows Mutter in Verbindung setzen müssen?«
    »Glaubst du etwa im Ernst, daß für einen sechsundzwanzigjährigen Mann die Mutter, mit der er längst nicht mehr zusammenlebt und die sich ausschließlich um sich selbst kümmert, eine Autorität darstellen kann? Kindchen, du entwickelst dich zur Idealistin«, gab Gordejew ärgerlich zurück.
    Nastja war nicht gekränkt. Sie arbeitete schon seit vielen Jahren für Gordejew, sie liebte und verehrte ihn, und deshalb verzieh sie ihm alles, sogar das, was sie keinem anderen je verziehen hätte, zum Beispiel kleinliche Boshaftigkeiten und Beleidigungen. Allerdings mußte zu Viktor Alexejewitschs Ehrenrettung gesagt werden, daß er sich gegenüber Nastja derartige Ausfälle bisher nur zwei- oder dreimal geleistet hatte. Und in allen Fällen war sein Zorn

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