Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes
gewöhnlicher Mann, und Natascha war keine gewöhnliche Frau. Also war auch die Beziehung zwischen ihnen anders als bei anderen.
Natascha mietete eine Wohnung unweit der Metrostation Akademicheskaja und brachte sie in Ordnung. Voller Schadenfreude dachte sie daran, dass sie es mit dem Geld tat, das Derbyschew ihr gab. Dann fuhr sie zu dem Reitclub, in dem Viktor Mitglied war. Sie brauchte ein Foto unbekannter Herkunft von ihm. Hätte sie ein bereits vorhandenes Foto aus dem Familienalbum genommen, hätte er sagen können, wer es geschossen hatte. Außerdem musste es eine möglichst ausdrucksvolle Aufnahme sein, die das Interesse des potenziellen Opfers wecken würde. Ein in dem Eliteclub aufgenommenes Foto war für diesen Zweck ideal.
Natascha traf sich auch weiterhin freundlich lächelnd mit Viktor und kam mit Leichtigkeit an Schreibpapier mit seinen Fingerabdrücken und an eine handschriftliche Vorlage heran. Nun konnte sie zur Tat schreiten.
Alles klappte perfekt. Die dumme, mannstolle Mila war natürlich begeistert von dem viel versprechenden Liebhaber auf dem Foto und kam mit fliegenden Fahnen zum Rendezvous. Es erstaunte sie nicht im Geringsten, dass Derbyschew sich wegen einer dringenden Besprechung verspätete und deshalb einen Freund zum Treffpunkt geschickt hatte, der die Dame bis zu seinem Eintreffen unterhalten sollte. Ohne den Schatten eines Zweifels folgte sie dem amüsanten, schwulen Alik in Derbyschews vermeintliche Wohnung. Nur wollte das Luder leider nichts trinken. Natascha hatte sie vergiften wollen, aber daraus wurde nun nichts. Sie musste sie erwürgen, aber auch das war nicht schwer. Natascha hatte Muskeln wie aus Stahl, und Mila war auf den Angriff nicht vorbereitet.
Spätnachts, als alles im Haus schon schlief, hob Natascha den leblosen Körper mit Leichtigkeit hoch und trug ihn auf den Armen hinunter auf die Straße, zu ihrem Auto. Sie machte sich keine Mühe mit dem Verstauen der Leiche im Kofferraum, sondern drapierte sie so auf dem Beifahrersitz, dass es aussah, als wäre die Frau eingenickt. Dann fuhr sie hinaus auf die Ringstraße und weiter zur Müllhalde. Erst dort fiel ihr ein, dass sie Turnschuhe mit Profilsohle trug. Dummerweise hatte sie nicht bedacht, dass das Spuren hinterlassen würde. Aber sie fand schnell eine Lösung für das Problem. Sie zog der Toten die hohen Schuhe aus und schlüpfte selbst hinein, die Größe passte genau. Dann hob sie die Leiche wieder hoch, trug sie etwa fünfzig Meter weit auf die Müllhalde und legte sie sorgfältig auf der Erde ab. Danach presste sie die Füße der Toten wieder in die ihr abgenommenen Schuhe und ging auf Zehenspitzen, nur mit Socken an den Füßen, zurück zum Auto.
Dreimal drang sie in Strelnikows Wohnung ein, mit Hilfe der Schlüssel, die sie in Milas Handtasche gefunden hatte. Diese nächtlichen Besuche, wie auch die Anrufe bei seiner Frau Alla Sergejewna, bereiteten Natascha teuflisches Vergnügen. Einmal schlich sie sich sogar am Tag in Strelnikows Wohnung, als dieser nicht zu Hause war, sie wühlte in Milas Sachen und fand die Briefe ihrer Liebhaber. In diesem Moment kam ihr der Gedanke, den Verdacht auch auf Strelnikow selbst zu lenken. Mord aus Eifersucht. Warum nicht? Das leuchtete ein.
Am Tag vor Ljubas Begräbnis fuhr Strelnikow zu seinem Freund Tomtschak auf die Datscha, und drei Tage später, als Wjatscheslaw Petrowitsch ebenfalls nach Moskau gefahren war, um an der Beerdigung teilzunehmen, stieg sie durch ein offen stehendes Fenster in seine Datscha ein und hinterließ dort das Bündel Briefe. Sollten sie alle zittern vor Angst und sich in Ungewissheit verzehren. Sie sollten leiden. Einst litt ihre Mutter. Jetzt waren sie an der Reihe.
Sie begann, das nächste Opfer unter den Frauen zu suchen, die Derbyschew schrieben. Und da stieß sie auf einen Brief von Larissa Michajlowna, Tomtschaks Frau. Hochinteressant! War das nicht der Name dieses lästigen Weibes, das vor kurzem bei ihnen zu Hause erschienen war und Viktor auszuquetschen versucht hatte?
Natascha fühlte, dass hier etwas nicht stimmte. Was wollte Larissa Tomtschak von Derbyschew? Ahnte sie etwas? Aber eigentlich spielte das gar keine Rolle. Sie war im Weg und musste beseitigt werden.
Mit Larissa war es einfacher als mit Mila. Sie trank das angebotene Glas Wein und besiegelte damit ihr Schicksal. Natascha verwendete ein Mittel zur Senkung des Blutdruckes, das bei entsprechender Überdosierung sehr schnell zum Herzstillstand führte. Der einzige Haken
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