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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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an der Sache hatte darin bestanden, dass Larissa in ihrem Brief statt eines Postfachs ihre Telefonnummer angegeben hatte. Sie konnte ihr keinen Antwortbrief schreiben, sie musste sie anrufen. Natascha machte einige Kontrollanrufe, um sich zu vergewissern, dass Larissa allein zu Hause war. Sie wusste aus Erfahrung, dass eine Frau nach einigen anonymen Anrufen stets ihren Mann bat, den Hörer abzunehmen. Aber Larissa meldete sich immer selbst. Das beruhigte Natascha. Wäre Larissas Mann zu Hause gewesen, hätte ihr Interesse an dem liebeshungrigen Junggesellen höchst verdächtig gewirkt. Aber da die Dame offenbar allein war, hatte sie vielleicht tatsächlich beschlossen, sich ein wenig zu vergnügen, solange ihr Ehemann sich auf der Datscha seinem Kummer hingab.
    Für fünfzigtausend Rubel überredete Natascha den nächstbesten männlichen Passanten auf der Straße, einen Anruf für sie zu machen und eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter zu hinterlassen. Den Text schrieb sie vorher auf einen Zettel und steckte ihn dem Freund des leichten Nebenverdienstes zu.
    Sie war überzeugt davon, dass sie völlig sicher war. Wenn der Verdacht auf Derbyschew fiel, würde niemand einen Zusammenhang mit Strelnikows Sohn oder gar seiner Freundin herstellen. Und wenn der Verdacht auf Sascha fiel, der dringend das Geld seines Vaters brauchte, oder auf Strelnikow selbst, der von Milas lasterhaftem Lebenswandel erfahren hatte, käme niemand auf die Idee, irgendwelche Berührungspunkte mit Derbyschews einstiger Familie zu suchen. Das eine hatte nichts mit dem anderen zu tun. Wer war denn Natascha Sagrebina? Niemand! Warum hätte sie Mila Schirokowa und Larissa Tomtschak umbringen sollen? Sie hatte kein Motiv. Und außerdem gab es keinen Grund, die Morde an Mila und Larissa einem einzigen Täter zuzuschreiben. In Bezug auf Mila war alles klar, dort deutete alles auf Derbyschew hin, notfalls auf Strelnikow oder seinen Sohn. Aber was hatte Larissa mit alledem zu tun? Sie war schließlich eine kluge Frau und außerdem verheiratet. Sie hatte die Nachricht des angeblichen Viktor Derbyschew auf dem Anrufbeantworter mit Sicherheit gelöscht, damit ihr Mann den Text nicht zufällig abhörte. Es gab keinerlei Spuren. Wohin war Larissa an diesem Abend gegangen? Zu wem? Was hatte sie vorgehabt? Nie würde es jemand erfahren.
    * * *
    Nastja lag neben ihrem Mann und lauschte seinem gleichmäßigen Atem. Ljoscha schlief schon lange, aber ihr gingen immer noch die Ereignisse dieses Abends durch den Kopf.
    Natascha Zukanowa hatte sich eisern in der Hand gehabt. Keine Spur von Irritation, Angst oder Verzweiflung. Obwohl man sie zweier Morde überführt hatte. Eine erstaunliche Kaltblütigkeit. War es ihr denn gleichgültig, dass sie nun hinter Gittern landen würde? Sie hatte nicht einmal versucht, etwas zu leugnen, sondern kalt lächelnd davon erzählt, wie sie die Morde geplant und ausgeführt hatte. Nach einer Weile hatte Nastja begriffen, dass diese Frau so tief in ihrem eigenen Hass steckte, dass sie zu anderen Gefühlen nicht mehr fähig war. Die anderen Gefühle würden später kommen, vielleicht nach einigen Tagen in der Gefängniszelle. Dann würde sie begreifen müssen, dass jenes Leben, in dem sie gehasst und Rache geübt hatte, vorüber war und nun ein völlig anderes Leben für sie begann. Sie hatte nichts von dem erreicht, was sie hatte erreichen wollen. Sie hatte Derbyschew nicht ins Gefängnis gebracht, auch Strelnikow, Leontjew und Tomtschak waren ungeschoren davon gekommen. Die Opfer waren drei Frauen, die Natascha nichts getan hatten. Zwei Frauen hatte sie selbst umgebracht, die dritte, Ljuba Sergijenko, hatte sich das Leben genommen, aber nur deshalb, weil Mila ermordet worden war. Natascha Zukanowa hatte ihre eigenen Ziele verfolgt und ganz nebenbei das Leben von Menschen zerstört, die sie nicht einmal kannte. Sie brauchte Zeit, um sich dessen bewusst zu werden. Die Zeit der Angst, des Grauens und der Verzweiflung stand ihr noch bevor. Bis jetzt spuckte sie noch große Töne, spielte die Superfrau und ließ alle wissen, wie klein und unbedeutend sie im Vergleich zu ihr waren. So klein und unbedeutend, dass man vor ihnen kalt lächelnd zwei Morde gestehen konnte. Natürlich hatte sie nicht sofort gestanden. Doch Konstantin Michailowitsch Olschanskij nahm sie so lange in die Zange, bis sie nicht mehr auskam. Er hielt ihr den silbernen Anhänger mit dem Amor vor, Zeugen, die Mila Schirokowa kurz vor ihrem Tod an der Akademicheskaja

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