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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Ein paarmal war ich mir sicher, dass es gleich zu einer Schlägerei kommen würde. Die junge Dame spart ja nicht mit Kraftausdrücken und schleuderte den Herren die Wahrheit gnadenlos ins Gesicht. Ich glaube, sie hat das genossen. Derbyschew wäre fast gestorben vor Entsetzen. Er war sich ja sicher, dass Natascha ihn mag und versteht. Nun musste er erfahren, dass sie ihn jahrelang ausspioniert und insgeheim Rachepläne gegen ihn geschmiedet hat. Aber Kostja ist natürlich genial. Er hatte die Situation absolut unter Kontrolle und ließ sich das Ruder keine Sekunde lang aus der Hand nehmen. Seit gestern schätze ich ihn noch mehr als bisher.«
    Eine junge Krankenschwester, eine Bekannte von Korotkow, steckte ihren Kopf durch die Tür.
    »Genossen Ermittler«, flüsterte sie, »ihr müsst verschwinden, der Chefarzt kommt.«
    »Wir sind schon auf dem Weg«, erwiderte Korotkow. »Brauchst du etwas, Kolja? Wir kommen heute Abend wieder, zur offiziellen Besuchszeit.«
    »Bringt mir etwas zu essen und etwas zu lesen mit, möglichst viel von beidem. Und sagt Katja Bescheid, sie weiß nicht, wo ich bin.«
    Nastja und Jura verließen die Klinik und fuhren zur Petrowka. Es begann ein neuer Arbeitstag, der wieder neue Verbrechen, neue Opfer und neue Täter bescheren und in dem kein Platz für Gefühle und Empfindlichkeiten bleiben würde.
    * * *
    Wladimir Alexejewitsch Strelnikow fuhr zur Arbeit, als das auf dem Beifahrersitz liegende Handy läutete.
    »Wolodja, ich bin es«, hörte er Genadij Leontjew sagen.
    »Ja, Gena, guten Morgen«, erwiderte Strelnikow, ohne den Blick von der Straße zu wenden.
    »Wolodja, ich . . . Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. . . Ich danke dir.«
    »Keine Ursache.«
    »Du hast mich gerettet. Du hast meine Schuld auf dich genommen. Warum hast du das getan? Slawa und ich haben geschwiegen, und du hättest auch schweigen sollen. Warum hast du das gesagt?«
    »Es musste sein, Gena, verstehst du denn nicht? Für Slawa spielt das alles keine Rolle mehr, weil Larissa nicht mehr am Leben ist. Und ich lebe praktisch in Scheidung. Hätten wir alle geschwiegen, hätte deine Anna bis zu ihrem Tod der Verdacht gequält, dass du damals . . . Einer von uns musste die Schuld auf sich nehmen, entweder Slawa oder ich. Slawa hat geschwiegen, also musste ich es tun. Glaub mir, so ist es am besten.«
    »Ja, so ist es am besten. Aber nicht für dich, sondern für mich. Du hast es schließlich nicht getan, und nun werden alle denken, dass du Nadeschda . . . Wolodja, was außer danke kann ich dir sagen? Es gibt keine Worte, mit denen man ausdrücken könnte, was du für mich getan hast.«
    »Hör bitte auf. Wir sind doch Freunde. Und wozu sind Freunde da, wenn nicht dazu, einander zu helfen? Lass uns jetzt Schluss machen. Wir telefonieren heute Abend.«
    Strelnikow legte das Handy zurück auf den Beifahrersitz. Wenn die Geschichte bekannt werden sollte, konnte er den ihm bereits zugesagten neuen Posten vergessen. Aber zum Teufel damit. Dafür war Genas Ehe gerettet. Er und Anna hatten eine kleine Tochter, Alisa, ein prächtiges Mädchen. Mochte Gott ihnen noch für lange Jahre ein glückliches Familienleben bescheren. Gena Leontjew war sein Freund. Und Freunden musste man helfen.

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