Anastasya (German Edition)
hältst es also für unnötig, was wir tun?“ , fragte der Eine, als er aus unserem Schlafzimmer kam. Ich drehte mich zu ihm um.
„Nein“
„Sondern?“
„Ich wollte Euch nur daran erinnern, dass nicht sie es ist, die Ihr sucht. Und auch, wenn diese Familie einem Fluch gleicht, bitte ich Euch dennoch, sie hier bei mir zu lassen“, antwortete er vorsichtig. Aber egal wie man diese Worte aussprach. Es lag immer noch ein Widerspruch darin.
„Pass auf, was du sagst!“, warnten sie ihn.
„Verzeihung“, flüsterte er und senkte den Kopf. Ich bemerkte, dass er mich aus den Augenwinkeln anschaute. Er warf noch einen letzten Blick auf mein Gesicht.
Die zwei wechselten erneut einen Blick. „Naja, wir wissen ja, wo ihr wohnt, falls wie noch Fragen haben sollten bzw. euch noch einen Besuch abstatten wollen, aus welchen Gründen auch immer“, erklärten sie grinsend. Ich wäre fast in mich zusammen gesunken. Aber sie kamen nie wieder.
Schließlich drehten sie sich weg und gingen.
Diesmal fiel ich Daniel um den Hals. Er schloss seine Arme um mich und richtete sich auf, sodass er mich hoch hob.
Später lagen wir wieder im Bett. Ich erzählte ihm von meiner Idee, nach Hause zu gehen.
„Warum?“
„Einfach so“
„Ich dachte wir hätten uns darauf geeinigt, nie wieder darüber zu reden, wo du herkommst?“, fragte er, während er meine Haare glatt strich.
„Ich weiß“
„Aber?“
„Ich habe einfach das Gefühl, dass ich dort hin muss“
„Du bist paranoid. Es gibt keinen Grund, dort jemals wieder hin zu gehen“
„Heißt das, du begleitest mich nicht?“, schloss ich daraus und setzte mich auf.
„Das heißt, dass du den Blödsinn vergessen sollst“, korrigierte er.
Ich verdrehte die Augen.
„Was macht das für einen Sinn?“, fragte er. Ich zuckte die Schultern. „Ich meine, du hast doch gesagt, du willst deine Vergangenheit hinter dir lassen und nie wieder zurück kehren…“, überlegte er.
Ich nickte. natürlich hatte ich das gesagt, aber ich hatte auch einmal gesagt, dass es niemals funktionieren würde, mit ihm zusammen zu leben. Ich hatte gesagt, dass ich nie in diese Situation kommen und mit der Leibgarde der hohen Familie reden wollte. Ich hatte schon oft behauptet, dass ich meinen Bruder niemals wieder sehen würde. Ich wagte es nicht, diesmal zu sagen, dass ich ihn vermeintlich für immer vergrault hatte.
„Was willst du dort tun? Willst du d ir die Tränke deiner versauten Kindheit ansehen? Den Mief der Verwesung, der in den Wänden liegt riechen? Die alten Dreckigen, teils kaputten Fenster putzen? Ich will den Ort nicht sehen, du hast ihn mir als die Hölle beschrieben und ich meide die Hölle, solange ich kann“, erklärte er.
Ich nickte. Ich konnte ihn verstehen…
„Du hast mir gezeigt, wo du aufgewachsen bist. Aber du hast noch nie gesehen, wo ich herkomme“, antwortete ich und streichelte seine Brust.
„Die Frage ist, o b ich das will…“, murmelte er. Ich atmete auf. Nein, vermutlich wollte er das nicht. Ich wusste auch nicht, was mich so plötzlich dazu brachte, dort hin zu wollen, aber ich hatte das Gefühl, dass ich dorthin zurück musste.
„Ich weiß nicht, warum ich da hin will, aber es ist mir vorhin in den Kopf geschossen und irgendetwas lässt mir keine Ruhe. Und wenn ich nur hingehe und dann das Verlangen habe, alles nieder zu brennen, dann war es eben das – aber ich muss hin, und ich gehe von mir aus auch ohne dich, aber sei dir bewusst, dass ich dann vielleicht nicht zurück komme…“, murmelte ich, stand auf und verließ den Raum. Ich wusste, dass er mir gleich hinterherlaufen würde.
Ich ging ins Nebenzimmer und öffnete das Fenster. Auf einmal stand er hinter mir und legte seine Hände auf meine Hüften.
„Weißt du was… Von mir aus… Gehen wir, ABER!“, er hielt inne, um mich zu sich umzudrehen und sicher zu gehen, dass ich ihm auch zuhörte. „Ich muss morgen zu einer Besprechung“, antwortete er. Ich senkte den Kopf. Das hieß, dass ich wieder stundenlang in einem engen Kleid und hohen Schuhen irgendwo herumstehen/sitzen und gut aussehen musste, während er irgendwelche Leute von seiner Meinung überzeugte. Dass ich wieder einmal Nahrung hinunter würgen musste, die meinen Körper sowieso sofort wieder verlassen würde. Früher hatte ich oft mit Kerzen gespielt, aber ich hatte mir einmal den Finger verbrannt und Brandwunden verheilten bei uns nicht. Feuer war unsere größte Gefahr, aber Unser Körper brauchte lange, um
Weitere Kostenlose Bücher